"Riesendruck und keine Fehler" Winzigkeit bringt deutsche Turnerinnen ums Olympia-Ticket
03.10.2023, 08:46 Uhr
		                      Alles Hoffen und Bangen nützte nichts.
(Foto: picture alliance/dpa)
Um 0,169 Punkte verpassen die deutschen Kunstturnerinnen die Qualifikation für die Olympia 2024 in Paris - zum ersten Mal seit 20 Jahren. Ohne zwei Stars bleiben Fehler zwar aus, doch der Schwierigkeitsgrad der Übungen fällt etwas ab. Vorwürfe aber machen weder Bundestrainer noch Sportdirektor.
Als das Olympia-Aus der deutschen Kunstturnerinnen besiegelt war, flossen keine Tränen, und sogar der Bundestrainer lobte. "Uns fehlen nur verrückte zwei Zehntel. Die Mädchen hatten einen Riesendruck und haben keinen einzigen großen Fehler gemacht", sagte Chefcoach Gerben Wiersma nach dem undankbaren 13. Platz bei den Weltmeisterschaften in Antwerpen durchaus mit Stolz in der Stimme. Mit 157,128 Punkten fehlten gerade einmal 0,169 Zähler für das Paris-Ticket.
Erstmals seit 20 Jahren wird 2024 keine deutsche Riege auf dem olympischen Podium turnen. Zu schwer wogen die Ausfälle der deutschen Rekordmeisterin Elisabeth Seitz (Achillessehnenriss) und Emma Malewski (Fuß-OP). Das Invaliden-Duo schrie sich im Sportpaleis fast die Lungen aus dem Hals - am Ende vergeblich. Nervenstark vermied das deutsche Quintett größere Patzer, doch es fehlte in so mancher Übung der erforderliche Schwierigkeitsgrad.
Zwischenzeitlich Zehnte, mussten die Athletinnen hilflos mit ansehen, dass zunächst Japan und später auch China und Frankreich in der Gesamtwertung noch vorbeizogen. "Ich wusste gar nicht, wie ich mich fühlen sollte, ich musste mich erst einmal sortieren", bekannte Pauline Schäfer-Betz. Die Ex-Weltmeisterin hatte sich selbst und ihre Teamkolleginnen mit einer Weltklasse-Übung am Schwebebalken lange im Rennen gehalten. Die Sportsoldatin erreichte damit souverän das Gerätefinale am Sonntag, hat dort realistische Medaillenchancen.
Wiersma war es nach eigener Aussage nicht vollständig gelungen, die psychische Belastung aus den Köpfen seiner Schützlinge zu bekommen: "Wir mussten nach den schweren Verletzungen von Eli und Emma in einer neuen Realität arbeiten." Zu der in Antwerpen gehörte, dass nur ein Wimpernschlag auf die Mitkonkurrenten Südkorea und Kanada fehlte. Thomas Gutekunst, Sportdirektor des Deutschen Turner-Bundes (DTB), stärkte Bundestrainer Wiersma anschließend den Rücken. "Der Coach hat in eineinhalb intensiven Jahren einen guten Job gemacht. Natürlich sind wir sehr enttäuscht, aber es gibt keine Vorwürfe", sagte Gutekunst.
Angeführt von Rekord-Weltmeisterin Simone Biles dürfte das US-Team im WM-Mannschaftsfinale am Mittwoch (19.30 Uhr) kaum zu schlagen sein. Den Topfavoritinnen am nächsten kamen in der Qualifikation Großbritannien und China. Die Welttitelkämpfe werden am Dienstag (19.30 Uhr) mit dem Mannschafts-Finale der Männer fortgesetzt. Dafür hatte sich am Sonntag auch die deutsche Riege qualifiziert.
Quelle: ntv.de, tsi/sid