Europas neue 100-Meter-Königin Sailer sprintet zu Gold
29.07.2010, 22:28 Uhr
(Foto: AP)
Sie stürmt durchs Ziel, wirkt wie benommen, doch als sie das 100-Meter-Gold realisiert, reißt sie die Arme in die Höhe und strahlt in den Abendhimmel von Barcelona. "Sowas ist unglaublich. Dass ich Europameisterin bin, ist so ein Wahnsinn. Ich freue mich schon so sehr, die Hymne zu hören", entfährt es Verena Sailer.
20 Jahre nach Katrin Krabbe hat Europa mit Verena Sailer wieder eine deutsche Sprint-"Königin". Die 24 Jahre alte Wahl-Mannheimerin stürmte in 11,10 Sekunden bei der Leichtathletik-EM sensationell zum Titelgewinn. "Das ist unglaublich. Es ist wahnsinnig, es ist so Wahnsinn", schrie sie außer sich vor Freude.
Silber und Bronze gewannen die Französinnen Veronique Mang in 11,11 Sekunden vor Myriam Soumare (11,18). "Ich kann's nicht glauben. Ich hab's geschafft", stammelte Sailer fassungslos und völlig aus dem Häuschen. "Ich wollte einfach nur gewinnen, ich sagte mir, du machst es einfach."
Bei der EM 1990 hatte die damalige DDR-Läuferin Krabbe dreimal Gold gewonnen. Sie wurde allerdings 1992 des Dopings überführt. Die letzte deutsche Sprint-Medaille der Frauen holte 1994 die Braunschweigerin Melanie Paschke (Bronze).
"Eine Medaille im Sprint ist etwas ganz Besonderes. Das ist historisch", freute sich Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), über diesen Überraschungscoup. Sailers Vereinskollegin Anne Möllinger dagegen im Halbfinale mit 11,60 Sekunden aus; Yasmin Kwadwo aus Wattenscheid war im Vorlauf hängengeblieben.
Zittern auf dem Einlaufplatz
Die aus dem bayerischen Illertissen stammende Sailer hat einen tollen EM-Lauf: Im Vorlauf lief sie in 11,27 Sekunden die Bestzeit aller Starterinnen und im Halbfinale glänzte die Studentin für Sportmanagement und -ökonomie ebenfalls als Schnellste in 11,06 Sekunden. Damit verbesserte sie ihre persönliche Bestzeit gleich um 12/100 Sekunden. Flotter war in diesem Jahr nur die Weißrussin Alena Neumiarchitskaja (11,05) in Europa unterwegs gewesen. "Nach dem Zwischenlauf kam so das Adrenalin hoch, auf dem Einlaufplatz war ich am zittern", erzählte sie nach den aufregendsten elf Minuten ihres Lebens.
Die Rivalinnen auf dem Kontinent haben schon länger vor der nur 1,66 Meter kleinen Sailer Respekt. Schließlich konnte sie schon bei der Hallen-EM im vergangenen Jahr über 60 Meter Bronze gewinnen und als Solistin glänzen. Bei der Freiluft-WM 2009 in Berlin war sie dagegen der Erfolgsgarant des deutschen Kollektivs: Als Schlussläuferin holte Sailer mit der deutschen Staffel Bronze. Außerdem war sie über 100 Meter als Elfte schnellste Europäerin.
Quelle: ntv.de, dpa/sid