Formel1

Klassiker kämpft ums Überleben Monaco-Boss klagt F1 an: "Tradition sagt ihnen nicht viel"

Seit 1950 fährt die Formel 1 in Monaco - über der Zukunft aber hängen dunkle Wolken

Das Rennen in Monaco steht auf der Kippe.

(Foto: IMAGO/HochZwei)

Bis 2025 rast die Formel 1 noch durch Monaco, danach droht dem Grand-Prix-Klassiker das Aus. Weil die amerikanischen Formel-1-Eigner sich nicht viel um Tradition scheren, kritisiert der Boss des monegassischen Automobilverbandes.

Mit mangelnder Wertschätzung ist das so eine Sache. Niklas Süle etwa fühlte sich vom FC Bayern nicht genug wertgeschätzt, woraufhin er zu Borussia Dortmund abwanderte. Am Wochenende wird er seinem Ex-Arbeitgeber voraussichtlich eine lange Nase drehen und die Meisterschale zeigen.

Nicht genug wertgeschätzt fühlt sich auch der monegassische Automobilverband, der den Grand Prix von Monaco veranstaltet. Michael Boeri bemängelt, die Formel-1-Eigner aus den USA scherten sich nicht um den Wert des Klassikers im Rennkalender, sondern nur um die Zahl an US-Dollars, die ein Rennen abwerfe.

Im Interview mit der "L'Equipe" beschrieb Boeri, wie die Monegassen früher mit dem langjährigen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone verhandelt hätten. Auch der Brite habe ihnen das Geld aus der Tasche gezogen, "aber es blieb in normalen Verhältnissen". Nun seien "die amerikanischen Freunde" da, sagte Boeri, seit 1972 Chef des Automobilverbandes von Monaco: "Die Tradition sagt ihnen nicht viel."

Viel weniger Zuschauer-Einnahmen als anderswo

Schon im Vorjahr machten Berichte die Runde, das Rennen im Fürstentum laufe Gefahr, aus dem Rennkalender gekickt zu werden. Dann einigten sich beide Seiten aber noch auf einen Vertrag bis 2025. Ob es danach weitergeht, ist offen und Gegenstand der Verhandlungen zwischen Boeri und den F1-Bossen. "2025 werden wir alles tun, um den Vertrag zu erneuern", sagte Boeri der Zeitung "Monaco-Matin". Eine Formel 1 ohne Monaco - für viele Fans und Motorsport-Enthusiasten undenkbar. Seit Gründung der Rennserie 1950 raste die Königsklasse bis auf wenige Ausnahmen Jahr für Jahr durchs Fürstentum.

Ein Problem der Veranstalter in Monte-Carlo ist die einzigartige Lage der Rennstrecke. Die Monegassen können nur 27.000 Zuschauer-Karten verkaufen, das macht 81.000 an drei Renntagen. Zum Vergleich: Die Organisatoren des US-GP in Austin hoffen dieses Jahr auf 500.000 Besucher. Die Einnahmen in Monaco sind also um ein Vielfaches geringer.

Dazu kommen die oft langweiligen sonntäglichen Prozessionsfahrten, weil die Fahrer im Leitplankenkanal praktisch nicht überholen können. Außerdem hatte es Diskussionen zwischen den Monaco-Verantwortlichen und den Formel-1-Eignern von Liberty Media gegeben: unter anderem über das Antrittsgeld, das TV-Signal, das sonst immer von einem örtlichen Sender produziert wurde, und einen Deal mit einem Sponsoren-Kontrahenten der Rennserie.

Die Formel 1 boomt weltweit, die Konkurrenz für Strecken wie Monaco wird größer. "Wenn ein Land aus dem Mittleren Osten zehnmal mehr Geld als wir auf den Tisch legt, sind wir weg, wie alle Grands Prix auf der Welt", sagte Boeri und betonte vor der insgesamt 80. Auflage des Rennens an diesem Sonntag (15.00 Uhr/Sky und im Liveticker auf ntv.de): "Wir glauben noch an die Tradition."

Quelle: ntv.de, dpa/mar

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