"Tag der zerfetzten Reifen und Nerven" Pirelli darf Problem-Reifen überarbeiten
01.07.2013, 16:19 Uhr
(Foto: AP)
"Fetzen fliegen, Deutsche siegen", spottet die Presse nach dem chaotischen Formel-1-Rennen in Silverstone. Fahrer, Teams und Verantwortliche treibt angesichts explodierender Reifen die Angst vor schweren Unfällen um. Reifenhersteller Pirelli soll deshalb neue Pneus liefern und mehr testen dürfen.
Formel-1-Lieferant Pirelli darf nach dem Reifenchaos von Silverstone wohl weitere Testfahrten ohne Beschränkungen zur Lösung des Problems organisieren. "Sie können machen, was sie wollen", sagte Chefvermarkter Bernie Ecclestone nach Rücksprache mit Weltverbandspräsident Jean Todt. Pirelli sollen zweimal drei Testtage zur Verfügung stehen. Dafür soll auch die Nutzung aktueller Autos der Teams erlaubt sein.
"Gazzetta dello Sport" : "Reifen-Chaos, aber Ferrari rettet sich. Fünf explodieren, Pirelli unter Anklage. Rosberg gewinnt im Chaos."
"L'Équipe" : "Formel 1 in Fetzen. Bislang hatte man über Pirelli gescherzt. Seit gestern macht man sich Sorgen."
"Le Parisien" : "Ein komplett verrückter Grand Prix."
"Kurier" : "Fetzen fliegen, Deutsche siegen"
"Times" : "Hamilton wird am Tag der zerfetzten Reifen und Nerven der Weg versperrt"
"The Sun" : "Einige könnten sterben - Button fordert Taten wegen beängstigender Ausfälle"
"The Daily Mail" : "Außer Kontrolle!"
"El Periódico" : "Das große Pfuschwerk: Pirelli liefert Reifen, die für ein Formel-1-Rennen nicht geeignet sind. Die Rennfahrer fürchten um ihr Leben und verlangen rasche Konsequenzen."
Auch die Formel-1-Teams Ferrari, Lotus und Force India wollen ihren Widerstand gegen Veränderungen bei den Pneus aufgeben. "Wenn es zu einer Frage der Sicherheit wird, dann werden wir nicht das Wohlergehen der Leute wegen eines technischen Details riskieren", sagte Force-India-Vizeteamchef Bob Fernley dem Fachmagazin "Autosport".
"Müssen das Problem lösen"
Ähnlich äußerten sich die Teamchefs von Ferrari und Lotus. "Wir müssen das Problem lösen, weil es für uns alle wichtig ist", sagte Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali. "Sicherheit ist unsere oberste Sorge", ergänzte sein Lotus-Kollege Eric Boullier.
Die Rennställe hatten zuvor Reformen bei den empfindlichen Reifen blockiert, weil ihre Autos bislang gut mit den aktuellen Gummimischungen zurechtkamen. Für Änderungen muss Reifen-Hersteller Pirelli die Zustimmung aller Teams haben. Seit Saisonbeginn streiten die Rennställe um die Reifen. Vor dem Rennen auf dem Nürburgring hat der Weltverband Fia eine Krisensitzung am Mittwoch anberaumt.
Mehr Tests für bessere Pneus
Zudem sind bislang Übungsfahrten während der Saison verboten. Mercedes hatte auf Wunsch von Pirelli Mitte Mai in Barcelona für drei Tage Reifen mit dem aktuellen Silberpfeil getestet. Dafür wurden beide verwarnt und Mercedes vom Nachwuchstest Mitte Juli ausgeschlossen.
Unter dem Druck der jüngsten Entwicklung steuert der Weltverband nun anscheinend um. Beim britischen Grand Prix waren bei fünf Fahrern auf spektakuläre Weise Reifen geplatzt. "Es hätte schwere Unfälle im Rennen geben können, aber wir müssen vorsichtig sein und genau wissen, was falsch gelaufen ist, bevor wir noch mehr sagen", erklärte Ecclestone.
Pirelli hatte mehrfach mehr Testmöglichkeiten gefordert, um die Pneus weiterentwickeln zu können. Ob Änderungen noch vor dem Rennen am Nürburgring am Sonntag greifen können, ließ Ecclestone offen.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa