Ecclestone-Prozess zieht sich Richter Noll düpiert Hauptzeuge Gribkowsky
14.05.2014, 14:02 Uhr
Bernie Ecclestone stehen noch viele Reisen nach München bevor.
(Foto: REUTERS)
Der Schmiergeldprozess um Formel-1-Boss Bernie Ecclestone wird sich noch Monate hinziehen. Auch nach drei Tagen ist die Befragung von Hauptzeuge Gribkowsky nicht abgeschlossen. Der wird zudem vom Richter mit unliebsamen Fakten überrascht.
Im Schmiergeldprozess gegen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone ist kein schnelles Ende in Sicht. Mit der Vernehmung des wichtigsten Zeugen Gerhard Gribkowsky sind Richter und Anwälte auch nach drei Tagen nicht fertig geworden. Sie luden ihn erneut vor. "Ich hab' das Gefühl, die Verteidigung hat noch Fragen", sagte der Vorsitzende Richter Peter Noll vor dem Landgericht München. Er legte den Termin für die erneute Befragung Gribkowskys auf den 30. Juli fest.
Ein Abschluss des Prozesses vor diesem Termin gilt als unwahrscheinlich, da die Aussage des ehemaligen Vorstandes der bayerischen Landesbank von entscheidender Bedeutung ist. Bis zu seiner erneuten Vernehmung sind noch 15 Verhandlungstage mit anderen Zeugen geplant. Als Angeklagter muss der 83-jährige Ecclestone an allen Tagen persönlich im Gericht sein.
"Lieber in einer Benzinlache sterben"
Während seiner dreitägigen Aussage hatte der Banker Ecclestone schwer beschuldigt: Als die bayerische Landesbank ihre Mehrheit an der Formel 1 im Jahr 2006 verkaufen wollte, habe Ecclestone um seinen Chefposten gefürchtet und ihm deshalb 44 Millionen Dollar gezahlt, damit er dem Investor CVC den Vorzug gibt. Damit habe Ecclestone sein Lebenswerk erhalten wollen. Erneut zitierte der Banker den Satz, Ecclestone habe lieber in einer Benzinlache sterben wollen, als seinen Job zu verlieren. In der BayernLB sei diese Aussage des Formel-1-Managers damals ein Running Gag gewesen. Gribkowsky sitzt seit 2011 in Haft, weil er das Geld angenommen und nicht versteuert hat.
Ecclestones Anwälte wollen die Aussage des Bankers vor Gericht aber noch gründlich hinterfragen. Sie weisen den Vorwurf der Bestechung zurück und sehen Ecclestone vielmehr als Opfer einer Erpressung. Ecclestone soll befürchtet haben, dass der Banker aus Deutschland ihn bei den britischen Steuerbehörden anzeigt.
Richter Noll überrascht
Zum Abschluss seiner Vernehmung bestritt Gribkowsky, beim Verkauf der Formel-1-Mehrheit ein besseres Gegengebot für die Rennserie ausgeschlagen zu haben. Die US-Investmentfirma Bluewater habe zwar auch ein Angebot gemacht. "Ich habe das aber mehr als einen Aufsatz mit ein paar Zahlen in Erinnerung." Bluewater habe nach seiner Erinnerung 600 bis 650 Millionen Dollar für die Rennserie geboten und damit deutlich unter dem Finanzinvestor CVC gelegen, an den die BayernLB die Mehrheit im Jahr 2006 für rund 840 Millionen Dollar verkaufte.
Richter Noll las daraufhin zur Überraschung von Ecclestones Verteidigern eine E-Mail von Bluewater vor. Darin hieß es, man werde eine Milliarde für die Mehrheit zahlen - oder jedes andere Gebot um zehn Prozent überbieten. Gribkowsky erklärte, er könne sich nicht an diese Mail erinnern.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa