Formel1

Teamvorstellung: Red Bull Vettel und das süße Leben

Die Weltmeister und die Macher: Teamchef Christian Horner, Sebstian Vettel, Technik-Chef Adrian Newey und Mark Webber (von l. nach r.)

Die Weltmeister und die Macher: Teamchef Christian Horner, Sebstian Vettel, Technik-Chef Adrian Newey und Mark Webber (von l. nach r.)

(Foto: REUTERS)

"Flieg nicht zu hoch, mein kleiner Freund" sang einst Nicole. Im Jahr nach dem Doppelsieg in der Formel 1 bemüht sich Red Bull, geerdet zu bleiben. Das gilt für die Fahrer, aber auch für das Team. Konzentration bitte!

Sie haben es sich nicht leicht gemacht, die Mannen von Red Bull. Umso größer der Triumph beim letzten Rennen der vergangenen Saison, als Ferrari den Titel wegwarf und sich so der Kurs der Bullen, ohne Team-Taktik in die letzten Rennen zu gehen, belohnt wurde. Nicht nur deshalb flossen bei Weltmeister Sebastian Vettel in Abu Dhabi Tränen. Gefeiert haben sie seitdem ordentlich bei Red Bull. Besonders Sebastian Vettel durfte sich nach seinem sensationellen Titelgewinn in den Trubel stürzen und sich so richtig gehen lassen. Soweit das für einen F1-Profi möglich ist, denn das süße Leben währte nicht allzu lange.

Zwei Top-Piloten, die nicht unbedingt das beste Verhältnis haben: Sebastian Vettel (l.) und Mark Webber.

Zwei Top-Piloten, die nicht unbedingt das beste Verhältnis haben: Sebastian Vettel (l.) und Mark Webber.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Dass das Team auch in diesem Winter sehr ordentliche Arbeit absolviert hat, war schon bei den ersten Testfahrten im Februar zu sehen. Red Bull fährt in einer eigenen Klasse, war der Tenor der Experten. Und auch nach Abschluss der Testfahrten ist klar: Vettel und Webber sind die beiden Piloten, die es zu schlagen gilt. Auch in diesem Jahr wird der Titel nur über die Red-Bull-Autos vergeben. Das ist eine ordentliche Leistung, wenn man bedenkt, dass der Rennstall erst seit sechs Jahren in der Formel 1 aktiv ist. 2004 kaufte der Energy-Drink-Milliardär Dieter Mateschitz die Reste des Jaguar-Rennstalls und gründete darauf sein eigenes Team. Seither wurde viel Geld in das britische Team mit österreichischen Wurzeln gesteckt. Man holte zahlreiche Ingenieure aus anderen Rennställen und als Krönung den genialen Konstrukteur Adrian Newey. Das machte sich im letzten Jahr zum ersten Mal so richtig bezahlt, denn Newey baute ein Auto, das der Konkurrenz meilenweit voraus war.

Meilenweit der Konkurrenz voraus

Zwischenzeitlich sah es so aus, als die außerordentliche Performance zu Kosten der Zuverlässigkeit erkauft wurde. Doch das Pech erwies sich in der letzten Saison als endlich und die Autos wurden im Laufe der Saison stabiler. So durfte Sebastian Vettel am Ende doch noch Weltmeister werden. Das Kunststück des überlegenen Autos scheint Newey in dieser Saison wiederholen zu können. Bei den Tests fuhren die Red Bull meilenweit der Konkurrenz voraus. Und das ohne wirklich alle Karten auf den Tisch legen zu müssen. Einzig Ferrari scheint in der Lage zu sein an die Zeiten von Vettel und Webber heranzukommen.

Daher können die beiden auch entspannt nach Australien reisen. Auch wenn sich Sebastian Vettel für seinen Titel in diesem Jahr nichts mehr kaufen kann, die Vorbereitungen liefen bei Red Bull ausgesprochen erfolgreich und harmonisch. Zum Saisonziel mit der neuen Startnummer eins auf dem Auto sagt Vettel nur: "Jetzt habe ich sie - und jetzt will ich sie natürlich auch nicht mehr hergeben! Das ist das Ziel für dieses Jahr."

Wer führt?

Die Red-Bull-Autos können sich wohl wieder nur selbst schlagen.

Die Red-Bull-Autos können sich wohl wieder nur selbst schlagen.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Christian Horner, der Ober-Bulle, wirkte in der Vergangenheit nicht immer sonderlich durchsetzungsfähig. Der Streit seiner beiden Piloten im letzten Drittel der vergangenen Saison versuchte er stets zu vermitteln. Das wurde nicht von allen gut geheißen und viele Experten hätten sich vielleicht auch ein Machtwort gewünscht. Doch Horner ist eher ein Analytiker als ein Machtmensch. Am Ende war er mit seinem Stil erfolgreich und da lässt sich dann wenig dran aussetzen.

Die graue Eminenz im Hintergrund freilich ist aber Dieter Mateschitz. Der Milliardär, der sein Vermögen mit Energy-Drinks machte, hat im Zweifelsfall das letzte Wort. Allerdings meidet der Österreicher die Öffentlichkeit und würde auch nie seinen Teamchef durch ein Vorpreschen brüskieren. Dass er dennoch was zu sagen hat, zeigte sich bei der Diskussion um die Stallorder. Mateschitz wollte keine und dann gab es bei Red Bull auch keine. So einfach ist manchmal auch die Welt in der Formel 1.

Wer fährt?

Den Status einer offiziellen Nummer eins hat Sebastian Vettel auch mit WM-Titel im Gepäck nicht. Dennoch dürfte der Deutsche zunächst mal mit etwas Bevorzugung behandelt werden, auch wenn das bei Red Bull niemals jemand zugeben würde. Der 23-Jährige ist durch die atemberaubende Saison mit dem Photo-Finish am Ende jedenfalls stärker geworden. Gegen Ende der Saison spulte Vettel seine Runden mit beeindruckender Perfektion ab und ließ sich auch zu keinen Fehlern mehr hinreißen. Das dürfte ihn für die Titelverteidigung noch stärker machen als 2010.

Mark Webber hingegen hat im November in Abu Dhabi sein persönliches Waterloo erlebt. Angereist als Titelaspirant musste er nach einer ganz schwachen Vorstellung mit ansehen, wie sein Erzrivale im eigenen Stall den Titel holte. Seitdem wirkt der Australier angeschlagen. Das gilt auch für seine Stellung im Team, wo man mit großem Ärger im Nachhinein erfahren hat, dass Webber die ersten Saisonrennen letztes Jahr mit gebrochener Schulter fuhr. So etwas sieht kein Teamchef gerne. Daher muss Webber schon wirklich starke Leistungen zeigen, um sich im Team wieder zu profilieren. Seine Zeiten bei den letzten Tests in Barcelona zeigten jedenfalls, dass er wohl rund eine halbe Sekunden hinter Vettel zurück hängt. So dürfte in diesem keine Diskussion um die Nummer eins entbrennen.

Das Auto:

Das Auto von Red Bull, der RB7, ist wohl auch in dieser Saison das Maß aller Dinge. Soviel hat sich bei allen bisherigen Testfahrten gezeigt. Auch wenn Sebastian Vettel, wie viele andere Piloten, über die neue Vielzahl an Knöpfen auf dem Lenkrad lamentiert. Wenn Red Bull ernst gemacht hat, dann lagen sie schnell eine halbe bis eine Sekunde vor de Konkurrenz.

Daran ändern wohl auch die technischen Veränderungen nichts. Der neue, verstellbare Heckflügel scheint ebenso zu passen wie das KERS-System von Renault. Auch wenn es als eines der schwersten im Feld gilt und vielleicht eines der wenigen technischen Fragezeichen auf dem Weg ist.

Was war?

Letztes Jahr haben sie es allen gezeigt. Den Kritikern, die sagten, dass Fahrer und Team zu unreif seien. Den Experten, die Unverständnis über die fehlende Stallorder äußerten und der Konkurrenz, die glaubte, Red Bull wird den Titel wieder wegwerfen. Der zweifellos besondere Teamspirit der roten Bullen hat sich am Ende durchgesetzt. Der wird auch diese Saison das Team tragen.

Sonderlich neu dürfte die Situation der Gejagten nicht sein. Schließlich war das Team schon im Vorjahr das Maß der Dinge, an dem sich alle anderen ausrichteten. Mit dem endlich erreichten großen Triumph ist eine gewisse Gelassenheit eingekehrt, der bei der Titelverteidigung durchaus hilfreich sein könnte.

Was wird?

Sowohl der Konstrukteurs- als auch der Fahrertitel wird nur über die beiden Red Bull vergeben werden. Sie gilt es zu schlagen. Einfach wird es dennoch nicht, denn neben der Schnelligkeit zählt, über die Saison gesehen, auch die Zuverlässigkeit. Gerade daran hat Ferrari, aber auch Mercedes stark gearbeitet. Die Italiener werden erneut versuchen mit Kontinuität die mangelnde Schnelligkeit wettzumachen. Bleiben die Autos von Technik-Guru Adrian Newey stabil und die Fahrer bringen gute Leistungen, dann dürfte es mit Titelverteidigung klappen.

 

Das Team
Teamchef: Christian HornerPole Positions: 20
Budget: 220 MillionenChassis: Red Bull RB7
Angestellte: 550Motor: Renault RS27-2011
Starts (Siege): 107 (15)Testfahrer: Daniel Ricciardo
 
Saisonstatistik 2010
Konstrukteurs-WM: 1. (498 Punkte)Schnellste Rennrunden: 6
Siege: 9Podestplätze: 20
Pole Positions: 15Ausfälle: 5
 
Sebastian VettelMark Webber
Fahrerwertung: 1. mit 256 PunktenFahrerwertung: 3. mit 242 Punkten
Siege: 5Siege: 4
Podestplätze: 10Podestplätze: 10
Pole Positions: 10Pole Positions: 5
Bester Startplatz: PoleBester Startplatz: Pole
Bestes Rennergebnis: 1.Bestes Rennergebnis: 1.

Quelle: ntv.de

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