Formel Deutsch in Singapur Wer bremst, gewinnt
24.09.2010, 14:07 Uhr
Sebastian Vettel geht als Fünfter der WM-Wertung in das fünftletzte Saisonrennen in Singapur.
(Foto: dpa)
Nur keinen Fehler machen. Die Formel 1 setzt in Singapur zum Endspurt an und immer noch können fünf Piloten den Titel holen. Seit Monza ist aber auch klar: Wer patzt verspielt möglicherweise seine Chancen. Gut, dass Sebastian Vettel seine Ruhe wieder gefunden hat.
Nach dem Grand Prix von Monza ist das Feld der Titel-Anwärter in der Formel 1 noch dichter zusammengerückt. Leidtragender war der bis dahin führende Lewis Hamilton, der wegen seines Ausfalls den Platz an der Spitze an Mark Webber abtreten musste. Ausgerechnet der fünfte im Bunde, Ferrari-Pilot Fernando Alonso, holte den Sieg. Der andere, heimliche, Gewinner hieß Jenson Button. Der McLaren-Pilot konnte durch seinen zweiten Platz wieder an Sebastian Vettel vorbeiziehen.
24 Punkte beträgt der Abstand zwischen dem deutschen Jungstar Vettel und seinem Teamkollegen von Red Bull, Mark Webber, an der Spitze. Nicht mal ein Sieg, für den es seit dieser Saison 25 Punkte gibt. Vettel glaubt zwar weiter an seine Titelchance, zu den Favoriten zählt er sich aber nicht mehr. "Ich bin der Letzte in der Reihe, also bin ich der Außenseiter", sagt Vettel vor dem Grand Prix von Singapur. Ist da jemand desillusioniert? Eigentlich kommen jetzt nur noch Strecken, die Red Bull liegen müssten. Aber: "Die vergangenen 14 Rennen waren ein ständiges Auf und Ab", begründet Vettel seinen Pessimismus. Angesichts der Pannenserie in diesem Jahr scheint die Euphorie des Deutschen verflogen. Das kann aber auch zum Vorteil werden, denn auf ihm lastet derzeit am wenigsten Druck.
Befreiungsschlag für Alonso
Vom Druck gelöst hat sich Fernando Alonso mit seinem Sieg in Monza. Angesichts der Tatsache, dass sein Teamkollege Felipe Massa keine Chancen mehr auf den Titel hat, stellt sich hier auch nicht die Frage nach der Nummer eins. Andererseits bleibt der Spanier auch realistisch: "Ein Ausfall könnte jetzt zur Folge haben, dass du deine Chancen verlierst. Wichtig ist, die Rennen zu beenden." Dazu müssen die Motoren des F10 jetzt durchhalten. Für Alonso waren schon alle acht erlaubten Triebwerke im Einsatz. Ein Schaden würden die Titelchancen von Alonso wohl zunichte machen.
Red-Bull-Chef Christian Horner sieht die Roten dennoch als die größte Gefahr für seine beiden Piloten. "Um ehrlich zu sein, für mich ist Ferrari der größte Gegner. Sie haben ein schnelles Auto und sie sind seit Saisonhalbzeit uns am nächsten", sagt der Brite zu dem Traditionsrennstall. Man ist also gewarnt bei Red Bull vor den roten Aufsteigern.
Hamilton fürchtet Regen
Hochmotiviert geht Lewis Hamilton in Singapur zu Werke. Der Brite will sich durch sein Pech in Italien nicht aus dem Konzept bringen lassen. Angst macht ihm alleine das Wetter. "Ich hoffe, es wird trocken sein. Das wäre deutlich besser, weil wir hier noch nie bei Regen gefahren sind. Bei Nässe wird es bestimmt ziemlich schwierig", grübelt Hamilton. Nicht wegen des Lichts sei es schwierig, sondern weil die Strecke dann extrem rutschig sein wird. Man muss abwarten
Mit der deutschen Brille betrachtet gibt es in Singapur einen Festtag. Noch nie sind gleich sieben Piloten mit deutschem Pass bei einem Formel-1-Grand-Prix angetreten. "Das sind zu viele Deutsche", ließ F1-Guru Bernie Ecclestone schon augenzwinkernd verlauten. Rekordchampion Michael Schumacher ist hingegen erfreut darüber, den Boom ausgelöst zu haben. "Das darf mich stolz machen", meinte der 41-Jährige. Sebastian Vettel hatte übrigens einen Tipp für die ausländische Konkurrenz parat: "Vielleicht sollten die anderen Länder sich überlegen, das Tempolimit abzuschaffen."
Keine deutschen Bezahlfahrer
Bei Rückkehrer Nick Heidfeld ist jedenfalls die Freude auf sein Comeback riesengroß. Endlich wieder unter Wettbewerbsbedingungen im Cockpit sitzen zu dürfen ist ein Traum für den Mönchengladbacher, der bis vor kurzem nur für Mercedes testen durfte. Zu der neuen deutschen Welle meint er: "Das ist schon außergewöhnlich." Aber er sieht auch Qualität unter den glorreichen Sieben. "Keiner der sieben Deutschen ist nur ein Bezahlfahrer, der in der Formel 1 eigentlich nichts zu suchen hat. Alle machen einen guten Job", freut sich der Deutsche.
Im Titelkampf wird es allerdings eng die Schwarz-Rot-Goldenen. Da mischt nur noch Vettel mit seinem Red Bull mit. In Singapur hat er die Chance sich wieder an die Spitze heran zu kämpfen. Einfach wird es sicher nicht. Aber Vettel hat den Vorteil, dass nur noch wenige mit ihm rechnen. Und gerade dann war er immer am stärksten. Wie sagte er nach Monza: "In der Ruhe liegt die Kraft." Die wird er auch brauchen.
Quelle: ntv.de