Ferrari-Beben nach di Montezemolo Wie geht’s weiter bei der Roten Göttin?
10.09.2014, 12:29 Uhr
"Er war in meinen fünf Ferrari-Jahren immer mein Präsident, er war für mich wie eine rechte Hand." Sagt Fernando Alonso. links, über Luca di Montezemolo.
(Foto: AP)
Bei Ferrari geht eine Ära zu Ende. Nach 23 Jahren tritt der 67- Luca di Montezemolo seinen Posten ab - und zwar an Fiat-Chef Sergio Marchionne, der kürzlich über die Erfolglosigkeit in der Formel 1 geklagt hatte. Wird nun alles besser?
Nun ist es also amtlich: Luca di Montezemolo nimmt noch im Laufe dieser Formel-1-Saison seinen Hut. Überraschend ist sein Rücktritt nicht. Vor sieben langen Jahren holte die Scuderia den bisher letzten Titel in der Fahrer-Weltmeisterschaft. Seitdem fährt der Traditionsrennstall der Konkurrenz nur hinterher. Ob die Ablösung von Montezemolo als Präsident die Scuderia zurück in die Erfolgsspur bringt, darf allerdings bezweifelt werden.
P. |
| Fahrer |
|
|
| Pkt. |
1. | Nico Rosberg | Mercedes | 238 | |||
2. | Lewis Hamilton | Mercedes | 216 | |||
3. | Daniel Ricciardo | Red Bull | 166 | |||
4. | Valtteri Bottas | Williams | 122 | |||
5. | Fernando Alonso | Ferrari | 121 | |||
6. | Sebastian Vettel | Red Bull | 106 | |||
7. | Jenson Button | McLaren | 72 | |||
8. | Nico Hülkenberg | Force India | 70 | |||
9. | Felipe Massa | Williams | 55 | |||
10. | Kimi Räikkönen | Ferrari | 41 |
Was hatte Ferrari nicht alles versucht, um in diesem Jahr wieder an alte Zeiten anzuknüpfen. Die medienwirksame Rückkehr vom bis dato letzten roten Weltmeister Kimi Räikkönen, der Rausschmiss vom langjährigen Teamchef Stefano Domenicali oder die Kündigung von Motorenchef Luca Marmorini - alle Schritte haben nicht den erhofften Erfolg gebracht.
In der Team-WM rutschte das Team nach dem Heim-Debakel in Monza sogar auf Platz vier in der Konstrukteurswertung ab. Dass ausgerechnet der einstige Ferrari-Wasserträger Felipe Massa dafür mitverantwortlich ist, dass das kleine Privatteam Williams vor der großen Scuderia steht, hat das Fass in Maranello wohl zum Überlaufen gebracht. Bei Ferrari beginnt zweifelsohne "eine neue Phase", wie Montezemolo sagte. Die bevorstehende Fusion des Ferrari-Hauptaktionärs Fiat mit dem US-amerikanischen Automobilhersteller Chrysler sowie der für Oktober geplanten Börsennotierung an der New Yorker Wall Street hat den Druck auf das italienische Unternehmen massiv erhöht. "Einerseits wollen wir Autos verkaufen, andererseits wollen wir aber auch ein erfolgreiches Formel-1-Team sein. Zurzeit sind wir nicht erfolgreich, also muss sich etwas ändern", hatte Montezemolos designierter Nachfolger Sergio Marchionne am Rande des Italien-Grand-Prix gesagt. Der Fiat-Konzernchef wird den Sportwagenbauer ab Oktober selbst leiten, um in der Königsklasse des Motorsports wieder ganz vorne mitzumischen - so zumindest lautet der Plan.
Macht Alonso jetzt die Biege?
"Wir haben die besten Piloten der Welt und es kann nicht sein, dass wir zwischen dem siebten und 13. Platz starten", machte Marchionne seinem Unmut in Monza Luft. Damit mag der 62-jährige Italiener aus seiner Sicht durchaus Recht haben. Aber wird er die Geschicke in Maranello tatsächlich besser leiten als Montezemolo, der bei den Tifosi als lebende Legende verehrt wird? 1973 hatte Montezemolo seine Karriere beim italienischen Autobauer als Assistent von Enzo Ferrari begonnen. 1975 und 1977 hatte der rhetorisch glänzende Jurist, der in den 1970ern zum jüngsten Rennleiter der Formel 1 avancierte, maßgeblichen Anteil an Niki Laudas beiden Fahrertiteln. Er war es, der Michael Schumacher nach dessen beiden Titeln im Benetton-Renault 1996 nach Italien gelotst hatte. Die Erfolgsgeschichte kennt mittlerweile jeder Bambino.
Marchionne hat nun die Reißleine gezogen. "Wir können jetzt nicht einfach so weitermachen, als wäre nichts gewesen", sagte der Italiener, der in seiner Heimat als gewiefter, aber kühler Geschäftsmann gilt. Während die Italiener in Montezemolo einen begeisterten Rennsport-Fan mit viel Leidenschaft sehen, wird Marchionne als eher als Kopfmensch betrachtet, für den die Vernunft über dem Herz steht. Auf den Fiat-Boss könnte schon bald die erste große Herausforderung zukommen: Die Vertragsverhandlungen mit Fernando Alonso.
Der Spanier hatte zuletzt eigentlich vor, seinen bis 2016 auslaufenden Vertrag vorzeitig zu verlängern. Eigentlich. Denn da ging der Doppelweltmeister noch davon aus, dass di Montezemolo - für Alonso wie eine Vaterfigur - bei Ferrari bleibt. "Er war in meinen fünf Ferrari-Jahren immer mein Präsident, er war für mich wie eine rechte Hand", hatte Alonso noch am Wochenende gesagt. Angesprochen auf die Möglichkeit, ob ein möglicher Rücktritt von Montezemolo Auswirkungen auf seine vertragliche Situation bei den Italienern habe, gab der Ferrari-Star zu: "Wenn das wirklich passieren sollte, dann müssen wir uns unterhalten. Wenn das passiert, dann ändert sich alles." Klingt nach viel Überzeugungsarbeit für Marchionne.
Quelle: ntv.de, sport.de