Formel1

Steuerstreit bedroht Indien-Grand-Prix Wird Vettel kampflos Formel-1-Champion?

Sebastian Vettel wird in Indien bejubelt, nicht ausgebuht.

Sebastian Vettel wird in Indien bejubelt, nicht ausgebuht.

(Foto: REUTERS)

Der erste Formel-1-Titelgewinn war für Sebastian Vettel ein Drama, der zweite ein Spaziergang, der dritte ein Ritt auf der Rasierklinge. Titel Nummer vier könnte Vettel nun in Indien gewinnen, ohne überhaupt ins Auto zu steigen - wenn der WM-Lauf wegen Steuerschulden kurzfristig ausfällt.

Im eskalierenden Steuerstreit um den Grand Prix von Indien droht Sebastian Vettel der kampflose Gewinn des WM-Titels. Indiens Oberster Gerichtshof will am Freitag über einen eingebrachten Antrag entscheiden, ob das Rennen wie geplant am Sonntag (10.30 Uhr/RTL und n-tv.de Liveticker) stattfinden wird. Die privaten Organisatoren des 16. von 19 Saisonrennen auf dem Buddh International Circuit vor den Toren Neu-Delhis sollen dem indischen Fiskus Steuern in Millionenhöhe schulden.

WM-Stand nach 15 von 19 Rennen
  1.  Sebastian VettelRed Bull297
  2.  Fernando Alon soFerrari207
  3.  Kimi RäikkönenLotus177
  4.  Lewis HamiltonMercedes161
  5.  Mark WebberRed Bull148
  6.  Nico RosbergMercedes126
  7.  Felipe MassaFerrari  90
  8.  Romain GrosjeanLotus  87
  9.  Jenson ButtonMcLaren  60
10.  Nico HülkenbergSauber  36

Sollte der Große Preis tatsächlich ausfallen, wäre Red-Bull-Pilot Vettel bei nur noch drei verbleibenden Rennen und 90 Punkten Vorsprung auf den Spanier Fernando Alonso (Ferrari) zum vierten Mal in Folge Weltmeister. Experten gehen allerdings nicht davon aus, dass der Start abgesagt wird. "Das ist Teil des demokratischen Prozesses in Indien. Jeder kann einen Fall vors Gericht bringen, im Cricket passiert das häufig", sagte Vicky Chandhok, Präsident des indischen Motorsport-Verbandes: "Die Gerichtsbarkeit wird ihren gewohnten Gang nehmen, aber das wird die Veranstaltung nicht betreffen."

Kreisfahren als Unterhaltungsspektakel

Was wäre wenn beim Indien-GP?

Vettel wird Weltmeister, wenn ...

... das Rennen gar nicht stattfindet

... er vor Alonso ins Ziel kommt

... er Fünfter wird - egal ob Alonso das Rennen gewinnt

... Achter wird und Alonso das Rennen nicht gewinnt

... er nicht ins Ziel kommt und Alonso nicht mindestens Zweiter wird

... Alonso keine Punkte holt

Vettel wird nicht Weltmeister, wenn ...

... Alonso gewinnt und Vettel nur Sechster wird oder noch schlechter abschneidet

... Alonso Zweiter und Vettel höchstens Neunter wird

In Indien tritt nicht wie in anderen Ländern der Staat als Veranstalter des Rennens auf. Deshalb kann der Fiskus auch nicht selber - wie oft üblich - über Steuerentlastungen entscheiden. Bereits vor zwei Jahren verfügte ein Gericht gegen den Veranstalter Jaypee Sports International Limited, 25 Prozent der Ticket-Einnahmen einzufrieren, bis der Steuerstreit entschieden sei. Offenbar haben die Organisatoren die fälligen Abgaben noch nicht bezahlt. "Wir werden uns die Petition morgen anhören", sagte der Gerichtspräsident.

In Indien gilt die Formel 1 als Unterhaltung und nicht als Sport - deshalb können die Veranstalter nicht auf Steuerentlastungen hoffen. Auf verkaufte Tickets wie auch alle anderen Einnahmen erhebt der Staat eine Art Vergnügungssteuer. Bereits in den vergangenen Jahren gab es in Indien rund um das Rennen immer wieder Steuerstreitigkeiten.

Ecclestone will sich nicht beugen

Auch die Teams sollten vermehrt zur Kasse gebeten werden und nicht nur auf ihre - wenn überhaupt dürftigen - Gewinne, sondern auf ihre Umsätze Steuern zahlen. Bisher konnte Promoter Bernie Ecclestone die Durchsetzung der Forderungen des Staates aber immer wieder verhindern. Allerdings gilt es als sicher, dass Indien wegen dieser Streitigkeiten aus dem inoffiziellen Rennkalender für die nächste Saison geflogen ist. Ecclestone sprach von "politischen Gründen".

Jaypee Sports International Limited baute die Strecke, auf der die Formel 1 seit 2011 zu Gast ist, für rund 450 Millionen Dollar. Jedes Jahr kassiert Ecclestone zudem zwischen 40 und 45 Millionen Dollar als Antrittsgage, hinzu kommen 1,6 Millionen als Lizenzgebühr an den Staat, um das Rennen veranstalten zu dürfen. Nicht nur deshalb gilt der Grand Prix als Verlustgeschäft. Nach rund 100.000 Zuschauern 2011 wollten vergangenes Jahr nur noch rund 65.000 Fans Vettel, Fernando Alonso und Co. sehen. In diesem Jahr wird mit nur noch etwa 30.000 Zuschauern gerechnet.

Quelle: ntv.de, sid

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