Vorspiel zum Hockenheim-Grand-Prix Red Bulls Burgfrieden hält noch
22.07.2010, 18:47 UhrRed Bull bemüht sich vor dem Großen Preis von Deutschland um Ruhe im Team, der seit Wochen schwelende Streit zwischen Sebastian Vettel und Mark Webber wird in Hockenheim erneut für endgültig beendet erklärt. Rekordweltmeister Michael Schumacher schreibt derweil den WM-Titel 2010 ab - sein Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg hingegen nicht.

Rekordweltmeister als Schlichter: Michael Schumacher nahm bei der PK vor dem Großen Preis von Hockenheim zwischen den Red-Bull-Rivalen Vettel und Webber platz.
(Foto: dpa)
Michael Schumacher hatte vorsorglich auf dem Podium den Platz zwischen den Red-Bull-Rivalen Sebastian Vettel und Mark Webber bekommen. Das Flachsen mit Vettel an seiner rechten Seite, die netten Worte zu Webber zur linken wären bei der Pressekonferenz zum Großen Preis von Deutschland in Hockenheim (Sonntag, 14.00 Uhr/live bei RTL) im Blitzlichtgewitter der Fotografen zur Entspannung aber wohl gar nicht nötig gewesen, denn Webber erklärte persönlich den Zoff im "Bullenstall" für beendet.
"Ich habe kein Problem mit Sebastian. Er hat mir gegenüber in Silverstone nichts falsch gemacht", sagte der Australier: "Leider hatte er Pech in der ersten Runde, deshalb ist es für das Team kein Doppelsieg geworden."
"Wir arbeiten für das gleiche Team"
Und auch mit Red-Bull-Teamchef Christian Horner habe er sich ausgesprochen, sagte Webber, der sich nach seinem Triumph in Silverstone öffentlich noch hämisch über eine vermeintliche Nummer-zwei-Rolle im Team beklagt hatte. Diese Aussagen seien in der "Hitze des Moments" entstanden, erklärte der 33-Jährige: "Natürlich ist es für die Medien schön, eine Rivalität zwischen uns zu sehen. Aber wir arbeiten für das gleiche Team und mit der gleichen Passion."
Auch Vettel wollte nicht mehr auf den Zwist eingehen. "So weit ich weiß, verkaufen wir immer noch genug Dosen", meinte er scherzhaft: "Es gab viele Diskussionen, aber am Ende sind wir ein Team, und als solches haben wir das Rennen gewonnen. Mark hat das geschafft, nur leider gab es dafür nur wenige positive Rückmeldungen. Aber wichtig ist, dass wir wissen, wo unser Fokus liegt, und die Atmosphäre im Team nicht beeinträchtigt ist."
Vettel will Wiedergutmachung
Der Fokus liegt für Vettel beim Heimspiel in Hockenheim naturgemäß noch ein bisschen mehr auf dem Sieg als bei Webber. "Außer Michael hat noch keiner von uns Deutschen hier gewonnen. Das ist das Ziel", sagte Vettel, der sich am Sonntag mit 120.000 Fans in seiner nur 35 Kilometer entfernten Heimatstadt Heppenheim auf das Rennen eingestimmt hatte. "Das war absolut verrückt. Ich brauchte ein bisschen Zeit, um sacken zu lassen, dass all diese Leute wegen uns gekommen sind", meinte er. Von seinen alten Wegen zur Schule oder zum Schwimmbad habe er "überhaupt nichts gesehen, weil davor so viele Leute standen".
Mit einem Sieg könnte Vettel nach dem unglücklichen siebten Platz von Silverstone auch seine Position im Titelrennen wieder verbessern. Mit 121 Punkten liegt er vor dem elften von 19 WM-Läufen in der Fahrerwertung hinter den McLaren-Piloten Lewis Hamilton (145) und Jenson Button (133) sowie Webber (128) auf Rang vier.
Für Schumacher (36) ist der Titel in diesem Jahr kein Thema mehr, für 2011 aber das erklärte Ziel. "Dafür arbeite ich", sagte der 41-Jährige, für den im Vergleich zu früheren Zeiten, in denen er schon viermal in Hockenheim gewann (1995, 2002, 2004 und 2006) diesmal schon sein erster Podiumsplatz seit seinem Comeback "fantastisch für die Fans" wäre. Gleichzeitig ging er kritisch mit den hohen Ansprüchen der Öffentlichkeit ins Gericht und klagte: "Diese Erwartungen sind unmöglich zu erfüllen."
Rosberg träumt vom Titel
Schumachers Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg (90) hat den Titel dagegen noch nicht abgeschrieben. "Einmal Erster, einmal Zweiter, wenn der Andere schlecht fährt, und ich wäre wieder da", sagte er dem Sport-Informations-Dienst. Nur zu gerne hätte er die Nase vorn im teaminternen Rennen, würde er seinen ersten Titel gerne vor Schumachers achtem gewinnen. "Ja, das ist mir lieber als hinter ihm zu sein", sagte der 25-Jährige.
Schumacher würde auch gerne einen deutschen Weltmeister sehen, denkt aber eher an Vettel. Und gab damit auch seinen Posten als Schlichter für die "Bullen" auf. "Da kommt mein Herz durch und damit die deutsche Tendenz", erklärte Schumacher, warum er seinem Freund Vettel den Titel gönnen würde. Die Entschuldigung bei Webber folgte aber prompt: "Sorry, Mark!"
Quelle: ntv.de, sid