Mental stark auf Titelkurs DFB-Team hält Druck stand

Bisher kann Joachim Löws Truppe dem Erwartungsdruck gerecht werden.

Bisher kann Joachim Löws Truppe dem Erwartungsdruck gerecht werden.

(Foto: dapd)

Was macht den Erfolg einer Fußballmannschaft aus? 60 Prozent ist physische Kraft, 5-10 Prozent psychische Stärke und der Rest Zufall. Mental ist die deutsche Mannschaft so gut drauf wie selten zuvor. Und vielleicht ist gerade deshalb der Titel drin.

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat nach Ansicht des Sportpsychologen Henning Plessner die mentale Fähigkeit, den EM-Titel zu holen. "Sie ist dieses Mal so gut eingestellt wie selten zuvor", sagte Plessner vor dem Halbfinal-Duell gegen Italien. Am Anfang habe er Angst gehabt, dass die Mannschaft an der hohen Erwartungshaltung scheitern könnte, mittlerweile habe er den Eindruck, dass das Team sehr stabil sei.

Der Zusammenhalt in der deutschen Elf ist gut.

Der Zusammenhalt in der deutschen Elf ist gut.

(Foto: dapd)

Die psychologische Komponente habe beim Fußball allerdings nur einen Anteil von fünf bis zehn Prozent. "Ungefähr sechzig Prozent machen die physischen Leistungsunterschiede aus, der Rest ist Zufall", sagte Plessner. Fußball sei damit eine der zufallsanfälligsten Sportarten. Psychologisch wirke auf dem Spielfeld neben der mentalen Stärke der einzelnen Spieler, der Teamzusammenhalt und die Überzeugung, das angestrebte Ziel auch erreichen zu können.

Mit Kritik umgehen können

Beim Elfmeterschießen spiele die Psychologie beispielsweise bei der Reihenfolge der Schützen eine Rolle. Wenn ein Spieler wisse, dass sein Fehlschuss eine Niederlage bedeute, sei er stärker unter Druck, als wenn er vorlege und der Gegner noch verschießen könnte. Außerdem gewinne häufiger die Mannschaft das Elfmeterschießen, die den Ausgleich während des Spiels erzielt hat. "Sie sind durch das letzte Erfolgserlebnis überzeugter davon, dass sie ihre Leistung auch umsetzen können", sagte Plessner.

Auch der Umgang mit Schiedsrichter-Entscheidungen zeige die psychologische Verfassung eines Teams. Ein Spitzensportler müsse mit kritischen Spielereignissen umgehen und seine Leistung weiter abrufen können. "Wenn es die Ukraine dreißig Minuten lang beeindruckt, dass ihnen ein Tor nicht gegeben wurde, dann geht die Niederlage vor allem auch auf ihre eigene Kappe", sagte Plessner zur Fehlentscheidung im Vorrundenspiel gegen England.

Die Nationalmannschaften arbeiten deshalb zunehmend mit Psychologen. Zu einer guten mentalen Vorbereitung gehöre es auch, sich von vorangegangenen Erlebnissen freizumachen und den Fokus auf die aktuellen Anforderungen zu legen, sagte Plessner mit Blick auf den nächsten deutschen Gegner Italien.

Von Donnerstag bis Samstag diskutieren bei einer internationalen Konferenz in Heidelberg Wissenschaftler aus 13 Ländern über das Verhalten von Spielern, Trainern, Managern und Fans während der EM.

Quelle: ntv.de, Manuel Daubenberger, dpa

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