Diese Teams wollen die Fußball-EM gewinnen Favoriten, Hoffnungen, Chancenlose
07.06.2012, 13:40 Uhr
Portugals Cristiano Ronaldo - Weltklassespieler ohne Weltklassemannschaft.
(Foto: dpa)
Frankreich krönt seine Siegesserie mit dem Titel, Italien schießt keine Tore, holt aber den Pokal, England gewinnt im Elfmeterschießen und die Ukraine hat mit ihrem internationalen Täuschungsmanöver in Sachen Giftangriff Erfolg. Jedes Teilnehmerland hat bei der EM eine Titelchance. Fast jedes. Denn Deutschland gewinnt, gegen Holland. Die Nationalteams im Check.
Die Top-Favoriten
Spanien
Die Mannschaft um Xavi, Andres Iniesta und Co. ist die Referenz im Weltfußball. Der amtierende Welt- und Europameister ist immer auf den Punkt konzentriert, das Team bis auf eine Ausnahme identisch mit dem von 2010 in Südafrika. Allerdings fehlen dem Barcelona-Block die wichtigen Stützen Carles Puyol und David Villa. Deren Vereinskollege Lionel Messi kann bei der Europameisterschaft nicht helfen – er spielt für Argentinien.
Niederlande
Ihrem Ruf, schön, aber erfolglos zu spielen haben die Niederländer durch ihre Treterei im WM-Finale gegen Spanien zumindest zum Teil etwas entgegengesetzt. Mit Wesley Sneijder im Mittelfeld, Robin van Persie im Sturm und Arjen Robben auf der Außenbahn ist die Mannschaft erneut hervorragend besetzt. Sneijder sagt jetzt schon: "Wir wollen ins Finale". Damit auch Kiew am 1. Juli orange ist.
Deutschland
Nach dem WM-Aus gegen Spanien diskutierten Experten lang und breit darüber, was den Deutschen im Gegensatz zum westlichen Konkurrenten noch fehlt. Die Antwort: spielerische Attraktivität und Flexibilität. Schafft es die DFB-Elf wie etwa im Freundschaftsspiel gegen Brasilien, das gesamte Turnier mit breiter Brust und souverän aufzutreten, ist der Titel greifbar nah. Trotz Alkohol und Zigaretten. Wenn nicht, scheitert die Mannschaft mit 0:1 gegen Spanien. Wahrscheinlich.
Die Hoffnungen
Italien
Mit Italien ist immer zu rechnen, das wissen Deutschland und Trainer Joachim Löw spätestens seit dem Halbfinaldrama bei der WM 2006, als der spätere Weltmeister gewann. Bei der EM sind die Azzurri einmal mehr eine Wundertüte. Zum Abschluss der Vorbereitung verloren sie mit 0:3, der erste Gruppengegner ist Spanien. Das wurde jüngst 2:1 geschlagen. Trotzdem überwiegen die Probleme. Die Innenverteidigung wackelt und im Sturm fehlt ein Knipser.
Frankreich
Das Chaos der Lagerrevolte bei der WM vor zwei Jahren zwingt die Franzosen zur Wiedergutmachung. "Les Bleus" sind so etwas wie der sichere Geheimtipp. Die Franzosen sind nach der Radikalkur von Trainer Laurent Blanc inzwischen 21 Spiele ungeschlagen. In der Offensive balgen sich die Weltklassespieler um die Startelfplätze, vor allem Franck Ribéry vom FC Bayern und Karim Benzema wirbeln derzeit fast alles durcheinander. Und für den Verbandspräsident Neol Le Graet sagt: "Es ist an der Zeit, Titel zu gewinnen".
England
Vor jedem Turnier schüren die Engländer die Hoffnung auf einen Titel. Dann scheiden sie im Viertelfinale aus. Die umsatzstärkste und erfolgreichste nationale Liga weltweit ist offenbar kein Garant für ein Nationalteam in Weltklasseform. Bei dieser EM schmerzt die "Three Lions" besonders die Sperre für Wayne Rooney, der die Spiele gegen Frankreich und Schweden absitzen muss. Die Titelchance ist da. Theoretisch.
Die Außenseiter
Polen
Der Co-Gastgeber hofft auf die Sensation. Polnische Fans träumen von einem Finale gegen Spanien. Getragen vom heimischen Publikum könnte die Kadra weit kommen. Für den Titel braucht das Team vor allem ein Dortmunder Trio in Topform: Robert Lewandowski muss treffen, "Kuba" auf dem Flügel wirbeln und Lukasz Piszczek mit Tempo aus der Abwehr heraus das Spiel antreiben. Ein Problem könnte die fehlende Ausgewogenheit der Kaderqualität werden.
Russland
Auch für die Sbornaja gilt: vorne hui, hinten einigermaßen. In der Gruppe mit Tschechien, Polen und Griechenland haben die Russen jedoch sehr gute Chancen auf die K.o.-Runde. Die EM-Generalprobe gegen Italien gewann die vom Superstar Andrej Arschawin angeführte Elf von Trainer Dick Advocaat furios mit 3:0. Allerdings gilt die Defensive als anfällig. Daran hat sich seit der EM 2008, als die Russen in beeindruckender Manier die Niederlande niederspielten, nichts geändert.
Schweden
Zlatan Ibrahimovic ist der unumstrittene Star der Skandinavier, und der Stürmer ist in hervorragender Verfassung. Zum Abschluss der EM-Vorbereitung traf er beim 2:1-Sieg gegen Serbien. Bleibt die Ukraine so schwach, werden die Schweden nach Frankreich mit England um die ersten beiden Plätze in der Gruppe D und damit den Einzug in die nächste Runde konkurrieren.
Die Chancenlosen
Griechenland traut niemand ernsthaft etwas zu, aber das war vor acht Jahren auch so, als "Rehakles" die Sensation schaffte. Gruppengegner Tschechien ist indes für eine Überraschung gut, wird es aber mit den weiteren Gegnern Polen und Russland vermutlich schwer haben.
In der deutschen Gruppe sind neben Niederlande auch Dänemark und Portugal vertreten. Die Dänen sind zwar manchmal besser, als der Experte denkt, wie schon mehrfach bei großen Turnieren, aber für die EM-Krone reicht es lange nicht. Das Gleiche gilt für die Portugiesen um Cristiano Ronaldo, deren Ergebnisse in der Vorbereitung Schlimmes befürchten lassen. Torlos gegen Mazedonien, Niederlage gegen die nicht qualifizierte Türkei, torlos in Polen. Portugal ist ein Grenzfall, aber nur wenn Deutschland oder die Niederlande stolpern, haben die anderen beiden Teams Chancen aufs Weiterkommen.
In Spaniens Gruppe C bewerben sich auch Irland und Kroatien um den Titel – allerdings erfolglos. Den Iren fehlt die spielerische Klasse, die Kroaten sind durch den Ausfall von Bayerns Ivica Olic geschwächt.
Chancenlos in der französisch-englisch-schwedischen Gruppe D ist Co-Gastgeber Ukraine. Zwar behauptete deren Trainer Oleg Blochin, vor der Niederlage im letzten EM-Testspiel gegen die Türkei sei seine Mannschaft "in Deutschland vergiftet" worden. Doch das dürfte getrost als Täuschungsmanöver eingeordnet werden, um die Favoriten im Unklaren über die Leistungsfähigkeit seines Teams zu lassen. Zum Titel verhelfen wird es den Gelb-Blauen nicht.
Quelle: ntv.de