Bundestrainer angefressen Löw sucht den Maulwurf

So hatte er sich das nicht vorgestellt: Da will Joachim Löw die Griechen überraschen, indem er seine Mannschaft in der Offensive umstellt. Und dann sickert der Plan vor dem Anpfiff durch. Die DFB-Elf gewinnt das Spiel zwar deutlich mit 4:2 und zieht ins Halbfinale der EM ein, doch der Bundestrainer ist sauer.

Handshake nach dem Spiel: Joachim Löw und Fernando Santos.

Handshake nach dem Spiel: Joachim Löw und Fernando Santos.

(Foto: dapd)

Joachim Löw war sichtlich zufrieden. Wie sollte es auch anders sein als Verantwortlicher einer Fußballmannschaft, die gerade nach einem überzeugenden Auftritt das Viertelfinale einer Europameisterschaft erreicht hat? Mit 4:2 hatte die DFB-Elf im Danziger Bernsteinstadion ihr Viertelfinale gegen Griechenland gewonnen. Da verteilte der Bundestrainer erst einmal Komplimente an seine Spieler, sprach von einer tollen Leistung, einem verdienten Sieg und davon, dass sein Team mit ihrem druckvollen Kombinationsspiel den Gegner schlichtweg über weite Strecken der Partie überfordert habe.

Nur eine Sache hat ihn dann doch mächtig geärgert. Joachim Löw hatte seine Startelf im Gegensatz zum letzten Gruppenspiel auf vier Positionen geändert. Dabei überraschte weniger, dass Jérome Boateng nach seiner Gelbsperre wieder den Posten des rechten Außenverteidigers einnehmen durfte. Sondern vielmehr seine Wechsel in der Offensive: Für Mittelstürmer Mario Gomez und die beiden Außen, Thomas Müller und Lukas Podolski, schickte er Miroslav Klose sowie Marco Reus und André Schürrle von Beginn an auf den Rasen. Er habe einfach das Gefühl gehabt, nach drei Siegen in der Vorrunde gegen die ultradefensiven Hellenen etwas ändern zu müssen. Und er wollte seine Mannschaft unberechenbarer machen und den Gegner mit dieser Rochade überraschen.

"Wir wussten das ja schon"

Das mit der Überraschung hat dann nicht so geklappt, Joachim Löws Plan wurde bereits am Mittag des Spieltags öffentlich, gegen den Willen des Bundestrainers, wie der betonte. Griechenlands portugiesischer Trainer Fernando Santos legte hinterher auch schön den Finger in die Wunde: "Wir wussten das ja schon." Immerhin konzedierte er, das sei eine "sehr gute Entscheidung von Herrn Löw gewesen", etwas Frische in die Offensive zu bringen. Geholfen hat ihm sein Wissen nicht. Und Santos wusste auch warum. "Wir dürfen nicht vergessen, welch großartige Spieler die Deutschen haben. Selbst wenn nicht die normale Startelf spielt, können sie das immer noch kompensieren."

Dennoch war Joachim Löw sichtlich sauer, ihm schien es ums Prinzip zu gehen. Und das sagte er auf der Pressekonferenz nach der Partie auch so. "Das ist nicht in meinem Sinne, wenn das passiert. Wie müssen ja nicht die Karten so früh auf den Tisch legen." Er habe bereits vor dem Viertelfinale mit seiner Mannschaft darüber gesprochen. "Von den Spielern kommt es auf jeden Fall nicht." Jedenfalls nicht unmittelbar. "Vielleicht hat ein Spieler mit seinem Berater telefoniert." Sei es, weil er sich gefreut habe, sei es, weil er sich geärgert habe. "Das ist nicht schön." Aber letztlich, sagte Joachim Löw und wirkte fast ein wenig resigniert, sei der Weg, auf dem die Informationen an die Öffentlichkeit gelangt sind, "nicht nachzuvollziehen". Er wird sich damit trösten, dass sein Plan aufgegangen ist. Und damit wiederum war er sichtlich zufrieden. "Das war der Schlüssel zum Sieg."

Quelle: ntv.de

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