"Für den EM-Titel fast schämen" Merkel kommt und Müller murrt

Tadelt die Medien: Thomas Müller.

Tadelt die Medien: Thomas Müller.

(Foto: picture alliance / dpa)

Drei Spiele, drei Siege, und trotzdem keine echte EM-Euphorie um das DFB-Team - Nationalspieler Thomas Müller fehlt dafür das Verständnis. Die Begeisterung in Deutschland werde von den Medien nicht nach Danzig transportiert, klagt er. Vielleicht kann Kanzlerin Angela Merkel das ändern.

Auf der Fanmeile in Berlin wird nach Kräften gejubelt.

Auf der Fanmeile in Berlin wird nach Kräften gejubelt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Fanmeilen in Deutschland beben bei den Siegen des DFB-Teams. Kanzlerin Angela Merkel schmeißt ihren Terminplan um und kommt extra zum Viertelfinale nach Danzig, obwohl sie doch vor der EM schon mal da war. Nur die Medien, die spielen trotz der deutschen Rekord-Vorrunde nicht richtig mit. Findet Thomas Müller. "Im Moment kommt es einem so vor, dass wir uns selbst, wenn wir den EM-Titel holen würden, noch dafür schämen müssten", beklagte der Nationalspieler in Danzig.

Der Bayern-Profi äußerte zwar Verständnis dafür, dass die Erwartungshaltung an das deutsche Spielniveau nach der perfekten Qualifikation immens sei. Trotzdem fremdelt Müller mit der Kluft zwischen den eigenen Leistungen und Ergebnissen auf der einen und den medialen Bewertungen auf der anderen Seite: "Ich find's ein bissel komisch, dass so sehr auf diese Euphoriebremse gedrückt wird. Es werden sehr viele Fehler gesucht, obwohl wir mit neun Punkten die Erwartungen übertroffen haben."

"Zu Null zu spielen, ohne zu mauern"

Im Fernsehen habe er gesehen, dass die Begeisterung beim Public Viewing in Deutschland sehr groß ist. Die Medien würden sie aber nicht nach Danzig, ins deutsche Teamquartier transportieren. "Bei uns kommt das noch nicht so an", sagte Müller und erinnerte daran, dass die WM-Vorrunde 2010 abgesehen vom 4:0-Auftakt gegen Australien "auch kein Feuerwerk" gewesen sei. Dass das deutsche Team offensiv noch Steigerungspotenzial habe, sei aber unbestritten.

Zuvor hatte sich schon Bundestrainer Joachim Löw gegen den Vorwurf verwahrt, das deutsche Team sei von seinem romantischen, bisweilen rauschhaften Kombinationsfußball abgerückt und pflege nun defensiveren Sicherheitsfußball. Löw verwies darauf, dass sich anders als bei der WM 2010 selbst offensivstarke Mannschaften gegen sein Team in die eigene Hälfte zurückziehen würden. Das DFB-Team müsse deshalb für Konter "gewappnet sein" und könne nicht immer "im Hurra-Stil nach vorne rennen". Der Anspruch bei der EM sei, "zu Null zu spielen, ohne zu mauern".

Griechenland baut die Mauer auf

Das ist ein Anspruch, der Viertelfinalgegner Griechenland fremder nicht sein könnte. Gegen den Überraschungsgast in der K.o.-Runde rechnet das deutsche Team mit konsequentem Mauerfußball, sagte Sami Khedira: "Wir hatten ja gegen die Dänen schon einen leichten Vorgeschmack, was uns am Freitag erwarten wird." Wichtig sei gegen die Defensivkünstler nicht nur Geduld, sondern viel Bewegung im Spiel: "Wenn wir statisch stehen, dann wird es sehr, sehr schwer. Wenn man versucht, Lücken zu reißen, auch mal im Sprint weggeht, dann hat man sehr gute Chancen." Das Turnier habe gezeigt, dass das griechische Abwehrbollwerk schwer zu brechen sei: "Aber ich glaube, wir haben da sehr gute Lösungen und müssen sie nur noch umsetzen."

Wie gut die Lösungen funktionieren, wird Angela Merkel live im Stadion begutachten. Die Bundeskanzlerin sagte sich kurzfristig für das Viertelfinale an. Für Khedira ist das nicht nur ein Beweis ihrer persönlichen Wertschätzung für das DFB-Team: "Ich glaube, das zeigt auch, dass wir ein Land sind und irgendwo auch alle zusammengehören. Und wenn da die Bundeskanzlerin vorneweg geht, ist das umso schöner." Jetzt müssen eigentlich nur noch Medien mitspielen.

Quelle: ntv.de

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