Auf zum Fußball-Klassiker gegen Italien Philipp Lahm macht Stimmung
25.06.2012, 10:52 Uhr
"Damals waren wir noch nicht so weit": Philipp Lahm erinnert sich noch gut an das bittere Aus bei der Heim-WM.
(Foto: AP)
Unvergessen ist das tränenreiche WM-Aus 2006. Damals beendete die Squadra Azzurra das deutsche Sommermärchen – zumindest sportlich. Sechs Jahre später bekommt die DFB-Elf die Chance zur Revanche. Jetzt sind wir weiter, schätzt Kapitän Lahm die Situation beherzt ein. Allerdings: Deutschland hat gegen Italien noch nie bei einem wichtigen Spiel gewonnen.
Es ist soweit: Deutschland trifft im Halbfinale der EURO auf seinen Angstgegner Italien. Im DFB-Teamhotel Dwór Oliwski haben Philipp Lahm und Co. am Bildschirm den Elfmeterkrimi von Kiew verfolgt - jetzt bekommen sie die Chance zur Revanche für das bittere WM-Aus vor sechs Jahren. "2006 - da denkt man dran. Das war das letzte wichtige Spiel gegen Italien. Da waren wir noch nicht so weit wie jetzt", erklärte DFB-Kapitän Philipp Lahm, der damals beim Ende des Sommermärchens wie Miroslav Klose, Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger mit auf dem Dortmunder Rasen gestanden hatte, als Deutschland im Halbfinale 0:2 gegen Italien unterlag. "Natürlich hat man das noch im Kopf", bemerkte der Münchner Verteidiger.
- 01.01.1923 in Mailand .............. 1:3
- 23.11.1924 in Duisburg ............ 0:1
- 28.04.1929 in Turin .................. 2:1
- 02.03.1930 in Frankfurt/Main ... 0:2
- 01.01.1933 in Bologna ............. 1:3
- 15.11.1936 in Berlin ................. 2:2
- 26.03.1939 in Florenz .............. 2:3
- 26.11.1939 in Berlin ................. 5:2
- 05.05.1940 in Mailand .............. 2:3
- 30.03.1955 in Stuttgart ............ 1:2
- 18.12.1955 in Rom .................. 1:2
- 31.05.1962 in Santiago ............ 0:0 (WM)
- 13.03.1965 in Hamburg ........... 1:1
- 17.06.1970 in Mexiko-Stadt ..... 3:4 n.V. (WM)
- 26.02.1974 in Rom ................... 0:0
- 08.10.1977 in Berlin ................. 2:1
- 14.06.1978 in Buenos Aires ..... 0:0 (WM)
- 11.07.1982 in Madrid ............... 1:3 (WM)
- 22.05.1984 in Zürich ................ 1:0
- 05.02.1986 in Avellino .............. 2:1
- 18.04.1987 in Köln ................... 0:0
- 10.06.1988 in Düsseldorf ......... 1:1 (EM)
- 25.03.1992 in Turin .................. 0:1
- 23.03.1994 in Stuttgart ........... 2:1
- 21.06.1995 in Zürich ................ 2:0
- 19.06.1996 in Manchester ....... 0:0 (EM)
- 20.08.2003 in Stuttgart ............ 0:1
- 01.03.2006 in Florenz .............. 1:4
- 04.07.2006 in Dortmund .......... 0:2 n.V. (WM)
- 09.02.2011 in Dortmund .......... 1:1
Am Donnerstag hat das deutsche Team nun die Chance zur Wiedergutmachung. In Warschau soll es anders laufen, wenn es erneut zum Fußball-Klassiker gegen Italien kommt. Italien-Coach Cesare Prandelli war nach dem 4:2-Erfolg im Elfmeterschießen gegen England überglücklich: "Wir hatten Charakter und Teamgeist. Jetzt genießen wir den Sieg, dann denken wir an Deutschland."
Die Statistik spricht gegen Deutschland
Niederschmetternd ist die Bilanz der deutschen Elf bei WM- und EM-Turnieren gegen den Erzrivalen. In sieben Vergleichen bei großen Turnieren sprang noch kein Sieg heraus. Es gab vier Unentschieden und drei Niederlagen (siehe Infokasten). Die Squadra Azzurra triumphierte im WM-Endspiel 1982 in Madrid (3:1) sowie in den WM-Halbfinals 1970 in Mexiko-Stadt (4:3 n.V.) und 2006 in Dortmund (2:0 n.V.).
"Italien ist unser Angstgegner bei Turnieren", sagt auch einer, der es wissen muss: "Kaiser" Franz Beckenbauer. Aber in diesem Jahr ist er zumindest etwas optimistisch: "Diesmal kann uns der Gegner eigentlich egal sein. Wer seit dem WM-Halbfinal-Aus 2010 alle Pflichtspiele gewonnen hat, muss bei der EM keinen fürchten", schrieb Beckenbauer in seiner Kolumne für die "Bild"-Zeitung. Er könne "kaum Schwachstellen im deutschen Team erkennen", so Bayerns Ehrenpräsident weiter.
Auch Prandelli gibt wenig auf die Statistik: "Deutschland ist im Halbfinale Favorit. Aber wir genießen den Moment und beschäftigen uns erst ab morgen mit dem kommenden Gegner", sagte er nach dem Viertelfinale.
Helden von 2006 angeschlagen
Ein Vorteil für die deutsche Elf könnte sein, dass Italien zwei Tage weniger Pause als Deutschland, die Verlängerung und das Elfmeterschießen in den Knochen hat. Zudem bangt der deutsche Halbfinal-Gegner vor dem Spiel am Donnerstag (ab 20.45 uhr live im n-tv.de-Ticker) um den Einsatz seiner Stammspieler Daniele de Rossi und Ignazio Abate. Beide mussten beim Viertelfinal-Sieg gegen England mit muskulären Problemen ausgewechselt werden. "Wir werden erst morgen sehen, wie es bei ihnen aussieht. Wir müssen jetzt sehen, dass unsere angeschlagenen Spieler schnell wieder zurückkommen und wir uns gut vorbereiten können", sagte Prandelli nach dem Spiel.
Mittelfeldspieler de Rossi ist einer von nur vier italienischen Spielern, die schon 2006 beim Sieg im WM-Halbfinale gegen Deutschland dabei waren. Abates Einsatz wäre deshalb so wichtig für Italien, weil ohne den Profi des AC Mailand kein Rechtsverteidiger mehr für das Spiel in Warschau zur Verfügung stünde. Abates Vertreter Christian Maggio sah gegen England seine zweite Gelbe Karte bei der EM und ist deshalb gegen Deutschland gesperrt.
Im deutschen Trainerteam stellt man sich auf ein knappes Spiel ein. "Da entscheiden Kleinigkeiten, da darf man sich keine groben Schnitzer leisten", warnt Bundestrainer Joachim Löw.
"Was will man mehr als im Halbfinale einen richtigen Klassiker. Wir können uns alle freuen. Unser großes Ziel ist es, bis zum Ende dabei zu sein", erklärte Kapitän Lahm. Allerdings: Gegen Italien hat Deutschland noch nie bei einer Welt- oder Europameisterschaft gewonnen! "Statistiken sind immer schwer zu beurteilen", meinte Lahm.
Quelle: ntv.de, dsi/dpa/sid