Ende der schottischen EM-Party Schlimmer Zusammenprall trübt Ungarns Hoffnung

Die ungarische Fußball-Nationalmannschaft darf bei der EM dank eines Treffers nach 100 Minuten aufs Weiterkommen hoffen, bangt aber um einen Mitspieler: Gegen Schottland kommt es zu einem schweren Zusammenprall, ein Ungar muss minutenlang behandelt werden, während Mitspieler Tränen in den Augen haben.

Die Party der "Tartan Army" ist beendet: Trotz der tatkräftigen Unterstützung ihrer legendären Fans hat die schottische Fußball-Nationalmannschaft bei der EM erneut das Achtelfinale eines großen Turniers verpasst. Nach dem 0:1 (0:0) am letzten Spieltag der Gruppe A gegen Ungarn sind die "Bravehearts" als Gruppenletzter ausgeschieden. Überschattet wurde die Partie jedoch von einer schweren Verletzung des Ungarn Barnabas Varga.

Kevin Csoboth (90.+10) ließ mit seinem Treffer auch den letzten Funken Hoffnung der Schotten erlöschen. Derweil haben die ambitionierten Ungarn mit nun drei Punkten wieder Chancen, als einer der vier besten Gruppendritten in die K.o.-Phase einzuziehen, sorgen sich jedoch um ihren Mitspieler. Varga war in der 68. Minute mit dem schottischen Torwart Angus Gunn zusammengeprallt und blieb stark benommen auf dem Platz liegen.

Banges Warten aufs Weiterkommen

Nach mehreren Minuten Behandlung wurde der 29-Jährige von Sanitätern mit einem Sichtschutz und unter dem Applaus der Fans vom Platz auf einer Trage vom Platz gebracht. Wenig später folgte die Information, Varga sei bei Bewusstsein, aber auf dem Weg ins Hospital. Wegen einer Fraktur unter dem Auge ist die Europameisterschaft für den 29 Jahre alten Angreifer aber auch dann vorbei, sollte es sein Team noch ins Achtelfinale oder darüber hinaus schaffen. Varga habe eine Gehirnerschütterung und mehrere Brüche im Gesicht erlitten und müsse höchstwahrscheinlich operiert werden, hieß es in einem Post des Verbandes auf der Plattform X.

Allerdings müssen Mannschaft und Fans noch zittern. Seit der Einführung des neuen Modus zur EM 2016 haben drei Punkte nicht immer für ein Weiterkommen gereicht. Frühestens am Dienstag könnte Gewissheit herrschen. Wo, wann und gegen wen die Ungarn im Falle einer Qualifikation im Achtelfinale antreten, wird erst mit dem Ende der Gruppenphase am kommenden Mittwoch feststehen.

Schottland - Ungarn 0:1 (0:0)

Tor: 0:1 Csoboth (90.+10)
Schottland: Gunn - Hendry, Hanley, McKenna - Ralston (83. McLean), Gilmour (83. Christie), McGregor, Robertson (89. Morgan) - McGinn (76. Armstrong), McTominay - Adams (77. Shankland). - Trainer: Steve Clarke
Ungarn: Gulácsi - Botka, Orban, Dardai (75. Attila Szalai) - Bolla (86. Csoboth), Styles (61. Ádám Nagy), Schäfer, Kerkez (86. Zsolt Nagy) - Roland Sallai, Szoboszlai - Varga (75. Adam). - Trainer: Rossi
Schiedsrichter: Facundo Tello (Argentinien)
Gelbe Karten: McTominay (2) - Styles, Orban, Schäfer
Zuschauer: 51.000 (ausverkauft) in Stuttgart

Vor dem ersten Aufeinandertreffen der beiden Nationen in einem Pflichtspiel hatten einmal mehr die schottischen Fans die Schlagzeilen bestimmt. Nach ihren Reisen nach München und Köln waren erneut Zehntausende Mitglieder der "Tartan Army" nach Stuttgart gekommen. Der eigene Anhang habe bei der EM bislang "seinen Job gemacht", hatte Mittelfeldspieler John McGinn vor dem Gruppenfinale betont: "Jetzt wollen wir ihnen weitere unvergessliche Momente schenken."

Szoboszlai hat Tränen in den Augen

Beide Mannschaften waren sich der Ausgangslage wohl nur allzu gut bewusst. Die Angst vor einem folgenschweren Fehler überlagerte sowohl bei Schottland als auch bei Ungarn die nötige Risikobereitschaft. Zwar hatten die Briten in der ersten Halbzeit ganze 64 Prozent Ballbesitz, jedoch gelang es ihnen zu keinem Zeitpunkt, für nennenswerte Gefahr zu sorgen - auch nicht über Standards. Auch auf der Gegenseite blieb die Anzahl an nennenswerten Situationen überschaubar - und doch strahlten die Osteuropäer zumindest etwas Gefahr aus: Eine Freistoßflanke von Dominik Szoboszlai köpfte etwa Willi Orban (41.) aus abseitsverdächtiger Position völlig freistehend an die Latte.

Angetrieben von ihren unermüdlichen Fans trauten sich die Schotten nach der Pause mehr zu - und verzeichneten in Person von Che Adams (53.) sogar ihren ersten Torabschluss. Großchancen blieben jedoch Mangelware. Nach einer Freistoßflanke von Szoboszlai kollidierte Varga mit Gunn - und der Fußball rückte für einige Minuten in den Hintergrund,

In den Wiederholungen der übertragenden TV-Sender wirkte die Szene zunächst wie ein harmloser und allenfalls leichter Kontakt, Fotos zeigten aber die Wucht des Aufpralls von Vargas Kopf mit dem Oberarm des schottischen Torwarts Angus Gunn. Noch in der Luft krampfte der Angreifer von Ferencvaros Budapest und konnte sich dann dem Augenschein nach auf dem Rücken liegend nicht mehr selbst bewegen.

Szoboszlai schien den Tränen nahe. "Ich war einer der ersten, der da war. Ich war schockiert. Ich habe versucht, ihn auf die Seite zu drehen. Er wollte aufstehen, aber hat irgendwie keine Luft bekommen", sagte der Liverpooler Profi Szoboszlai, der das Protokoll der UEFA und den langsamen Einsatz der Rettungskräfte kritisierte, bei MagentaTV: "Wir müssen das schneller machen." Als es weiterging, drückte Ungarn unermüdlich, Kevin Csoboth traf den Pfosten (90.+2). Kurz darauf zielte er genauer.

Quelle: ntv.de, ter/sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen