Fußball

Zu schlecht für Bayern AS Rom feiert Luca Toni

Das klingt ein wenig nach einer Geschichte voller Schadenfreude: Der FC Bayern verleiht einen alternden Stürmer, weil der nicht mehr ins Konzept passt. Und was macht der alternde Stürmer? Er schießt ein Tor ums andere - und seinen neuen Arbeitgeber womöglich zur Meisterschaft. Hut ab, Luca Toni.

Der neue Batsituta? Luca Toni.

Der neue Batsituta? Luca Toni.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nun stehen sie auf Platz eins. Luca Toni greift mit dem AS Rom nach dem italienischen Fußball-Meistertitel. Fünf Spieltage vor Ende der Serie A krönte der bei Bayern München ausgemusterte Weltmeister mit seinen Römern eine fulminante Aufholjagd und stürzte Titelverteidiger Inter Mailand von der Tabellenspitze. 13 Punkte lag Rom hinter den Mailändern, als der Stürmer im Januar nach Italien zurückkehrte. Nach fünf Toren Tonis in elf Spielen und dem 2:1-Sieg über Atalanta Bergamo führen die Römer (68 Punkte) mit einem Zähler vor Serienmeister Inter (67). "Jetzt herrscht Rom", titelte der "Corriere dello Sport".

Das klingt ein wenig so, als müssten sie sich beim FC Bayern ärgern. Schließlich waren sie und ihr Trainer Louis van Gaal der Meinung, einer wie Toni passe nicht mehr ins Konzept und sei außerdem mit 32 Jahren zu alt. Allerdings: Dass es so gut läuft, hätte wohl auch Toni selbst im Januar kaum für möglich gehalten. Und ob er in München auch so gut gespielt hätte, ist Spekulation. In Rom jedenfalls verleiht Toni dem Angriffsspiel mehr Durchschlagskraft. Er rackert, hat wesentlich mehr Freude an der Bewegung als zuletzt in München und behält auch gegen drei oder gar vier Gegenspieler die Kontrolle über den Ball.

Die Fans feiern ihn als neuen Batistuta

Und seit er gleich im zweiten Spiel von Beginn an zwei Tore schoss, halten die Fans ihn für den neuen Gabriel Batistuta. Der Argentinier war mit seinen Treffern in der Saison 2000/2001 maßgeblich an der bisher letzten Meisterschaft des AS Roma beteiligt. Mit "Grazie Roma"-Gesängen feierten die Tifosi in der Südkurve Toni & Co., als sei der vierte Meistertitel nach 1942, 1983 und 2001 schon eingefahren. "Roma Capoccia", titelte "La Gazzetta dello Sport". Rom sei wieder das "Haupt der Welt". "Jetzt sind wir die Titelfavoriten", verkündete Mirko Vucinic, der Rom in Führung (12. Minute) brachte. Marco Cassetti (27.) erhöhte. Das Gegentor durch Simone Tribocchi (53.) in der zweiten Halbzeit, zu der Toni eingewechselt wurde, blieb nur Ergebniskosmetik.

Seit dem 23. September 2007 steht Rom erstmals in der Tabelle wieder ganz oben - und halb Italien freut sich über den Sturz des ungeliebten Serienmeisters mit seinem überheblichen Trainer José Mourinho. Der schwieg mal wieder beharrlich und überließ es dem Technischen Direktor, Marco Branca, kleinlaut zugegeben: "Es kann schon sein, dass uns die Champions League ablenkt." Aus den vergangenen elf Serie A-Spielen holte Inter Mailand magere 15 Punkte. Nun wartet auf den Meister vor dem Champions League-Duell in der kommenden Woche mit Titelverteidiger FC Barcelona in der Liga am Freitag Rekordmeister Juventus Turin. Rom trifft im Stadt-Derby auf das abstiegsbedrohte Lazio.

Bayerns Chef Rummenigge bleibt gelassen

Und die Bayern? Bleiben sachlich. Eine Rückkehr Tonis, der ja nur bis zum Saisonende ausgeliehen ist, scheint kein Thema zu sein. Der Tageszeitung "Die Welt" sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge: "Bisher hat es weder Gespräche mit Luca noch mit seinem Manager oder dem AS Rom gegeben. Ich denke, auch sie wollen erst mal ihre sportlichen Ziele erreichen. Aber wenn sie dann auf uns zukommen, werden wir uns mit dem Thema befassen."

Rummenigge kann sich diese Gelassenheit leisten. Erstens haben die Bayern kein akutes Problem im Angriff. Und zweitens könnte die Sache mit Toni äußerst lukrativ werden. Roms Sportdirektor Pradé brachte es gegenüber der Tageszeitung 'Gazzetta dello Sport' auf den Punkt: "Jedes Tor von Luca ist ein Schlag in meinen Magen. Sie machen ihn teurer und die Ablöseverhandlungen mit Bayern im Sommer schwieriger."

Quelle: ntv.de, mit dpa

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