So läuft der 27. Spieltag Beim FC Bayern knallt's, BVB quatscht nicht
04.04.2015, 07:04 Uhr
Am Samstag mal wieder in Dortmund: Mario Götze, FC Bayern München.
(Foto: dpa)
Im Westfalenstadion geht es zur Sache, der FC Bayern spielt bei der Dortmunder Borussia vor - ohne drei seiner Besten. Im Abstiegskampf wird's brisant, in Hoffenheim regiert der Wahnsinn, und die Schalker wollen eine Serie.
Wie hoch gewinnen die Bayern?
Wenn sich ein Spieler des FC Bayern verletzt, heißt es: Sie werden das schon verkraften - bei dem Luxuskader. Und in der Tat ist das nicht völlig aus der Luft gegriffen, verfügt doch kein anderer Verein in der Fußball-Bundesliga über so viele hochqualifizierte Angestellte wie die Münchner. Nun aber fällt David Alaba aus, der linke Außenverteidiger mit Offensivdrang, torgefährlich und ständig zwischen den beiden Strafräumen unterwegs mit einer Dynamik und einer Flexibilität, wie es sich Trainer Josep Guardiola wünscht. Doch Alaba zog sich im Testspiel seiner österreichischen Nationalmannschaft gegen Bosnien-Herzegowina einen Innenbandriss im linken Knie zu. Sieben Wochen wird er fehlen, mindestens, wie es heißt. Aber niemand weiß, ob das nicht eine euphemistische Umschreibung für das Saison-Aus ist. Nach der Verletzung von Arjen Robben, der mit einem Bauchmuskelriss wochenlang ausfällt, ist das die zweite schlechte Nachricht für die Münchner. Hinzu kommt, dass Franck Ribéry wegen einer Stauchung des Sprunggelenks nicht trainiert und ebenfalls in Dortmund fehlt.
Alaba gab zwar zu Protokoll: "Ich will beim Saisonfinale wieder dabei sein. Ich werde mich jetzt gut erholen und dann in der Reha Vollgas geben." Was er damit meint: Am 30. Mai steht das Endspiel im DFB-Pokal an, am 6. Juni das der Champions League, beides in Berlin. Abgesehen davon, dass selbst die Bayern noch nicht wissen, ob sie dort mitspielen dürfen, weiß auch Alaba nicht, ob er bis dahin wieder fit ist. Und seiner Mannschaft helfen, diese Ziele zu erreichen, kann er auf keinen Fall. Das Problem ist, dass die Bayern einen wie ihn nicht noch einmal in ihren Reihen haben. Ersatzmann Juan Bernat ist im Vorwärtsdrang nicht annähernd so mutig. Philipp Lahm hat nach seiner Verletzungspause noch etwas aufzuholen, sagt aber immerhin: "Ich bin einsatzfähig." Auf die Frage, ob das seine bisher schwierigste Phase beim FC Bayern sei, sagte Guardiola nur: "Ja." Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge weigert sich, zu lamentieren. "Wir haben einen guten Kader, der das jetzt auffangen muss." Doch auch er weiß, dass Alaba ihnen in der entscheidenden Saisonphase arg fehlen wird. Wie sehr, das können sie an diesem 27. Spieltag der Bundesliga gleich einmal ausprobieren. Ab 18.30 Uhr spielen die Bayern bei der Dortmunder Borussia. Oder wie es Torhüter Manuel Neuer formulierte: "Jetzt kommen die Wochen, in denen es knallt."
Wie läuft die Dortmunder Aufholjagd?
Topspiel im Westfalenstadion! 80.667 Zuschauer, ausverkauft, die Bayern kommen! Topspiel im Westfalenstadion? Nun ja, es spielt der Tabellenzehnte gegen den Spitzenreiter. Und da der Gastgeber Borussia Dortmund heißt, ist das Ganze sicherlich reizvoll. Aber ein Topspiel? Neven Subotic, Innenverteidiger des BVB, findet zumindest einen Ansatz, diese Bezeichnung irgendwie zu rechtfertigen. "Dass wir die viertbeste Rückrundenmannschaft sind, gibt uns ein gutes Gefühl." Und: "Jede Mannschaft ist schlagbar. Die Bayern auch."
Gegen die Borussia spricht allerdings, dass sie beim Sieg vor zwei Wochen in Hannover keineswegs überzeugt hat. Und dass sie im Achtelfinale der Champions League gegen Juventus Turin, Italiens beste Mannschaft, am Ende chancenlos war und sich im Rückspiel in Dortmund erschreckend hilflos geschlagen geben musste. Es spricht also wenig dafür, dass es dem BVB gelingt, dem Münchner Trainer Guardiola seinen 50. Sieg in der Bundesliga verwehren können. Etwas tiefer hängt dann auch Trainer Jürgen Klopp die Sache: "Ich würde vorschlagen, wir quatschen nicht viel, sondern versuchen, ein ordentliches Spiel zu machen." Und überhaupt, der BVB sehe "sich nicht auf Augenhöhe mit Bayern München, das haben wir - wenn mich nicht alles täuscht - noch nie". Aber: "Wir haben uns nie als chancenlos betrachtet, das sehen wir auch jetzt so."
Was passiert sonst noch?
In Sinsheim regiert "der Wahnsinn". Sagt Markus Gisdol, Trainer der TSG Hoffenheim. Und verflucht diese Länderspiele. Vor der Partie gegen Borussia Mönchengladbach am Samstag sind neun seiner Spieler angeschlagen. Das ist ärgerlich, zumal es durchaus um etwas geht. Während die Elf vom Niederrhein jüngst beim FC Bayern gewann und als Tabellendritter auf einen Platz in der Champions League spekuliert, hoffen die Hoffenheimer auf Rang sieben auch noch aufs internationale Geschäft. Sprich, die Europaliga. Das wiederum wäre, sagt Gisdol, "sensationell". Sagen wir es so: Der FC Augsburg steht nur einen Punkt vor der TSG, die Schalker haben zwei Zähler Vorsprung. Und spielen, wie es der Spielplan so will, am Sonntag gegeneinander. Augsburgs Trainer Markus Weinzierl betont, dass er sein Team keineswegs in der Favoritenrolle sieht. "Wir sind am Limit und wissen selbst nicht, wie lange wir dieses Leistungsniveau aufrechterhalten können. Es bleibt für den FC Augsburg grundsätzlich eine Herausforderung, überhaupt in der Bundesliga zu spielen und zu bestehen." Ansonsten gelte: "Aus der Position des Außenseiters lässt sich einfacher überraschen, und wir haben das schon oft gezeigt." Und die Schalker? Wollen eigentlich mehr als die Europaliga. Dafür müssten die Gelsenkirchener allerdings ab sofort in Serie siegen. Mittelfeldspieler Roman Neustädter sagt: "Wir haben die Klasse für die Champions League, jetzt stehen wir in der Pflicht." Im Schalker Tor könnte übrigens wieder Stammkeeper Ralf Fährmann stehen.
Wo wird’s brisant?
Im Abstiegskampf, ganz klar. Die Lage spitzt sich zu, das bringt der Lauf der Liga so mit sich. Schließlich stehen nur noch acht Spiele auf dem Programm. Fangen wir ganz unten an. Der VfB Stuttgart muss beim VfL Wolfsburg antreten. Einer Mannschaft, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in der kommenden Spielzeit in der europäischen Königsklasse spielen darf und in dieser Saison als einziges Team der Liga im eigenen Stadion noch nicht verloren hat. Aber immerhin hat der VfB ja, wenn auch etwas glücklich, vor der Länderspielpause gegen Frankfurt gewonnen. "Mehr aber auch nicht. Wir stehen immer noch da unten", sagt Huub Stevens. Recht hat er. Und dennoch macht er das, was jeder Trainer in seiner Situation machen muss - er gibt sich optimistisch. "Wir müssen an unsere Stärke glauben. Das ist natürlich frech, sowas zu sagen, wenn man unten steht. Aber wir haben in bestimmten Spielen gute Phasen gezeigt." Und: "Was möglich ist gegen eine starke Mannschaft wie Wolfsburg, das werden wir dann sehen." Werden wir.

"Ich freue mich, dass ich den Platz mit dem besten Blick auf das Feld habe": Hamburgs Peter Knäbel vor seinem Debüt als Bundesligatrainer.
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Eine ähnlich schwere Aufgabe erwartet den Hamburger SV, seines Zeichens Drittletzter der Tabelle, beim TSV Bayer 04 Leverkusen, der wie Wolfsburg in die Champions League strebt. Beim HSV sitzt erstmals Sportdirektor Peter Knäbel interimsweise auf der Bank, als dritter Trainer in dieser Saison und Nachfolger des entlassenden Josef Zinnbauer, der wiederum Mirko Slomka abgelöst hatte. Ob's hilft? Angreifer Ivica Olic jedenfalls, in der Winterpause aus Wolfsburg zurückgekehrt, versicherte der "Bild"-Zeitung: "Ich habe gleich einen neuen Geist gespürt, der durch die Räume ging." Klingt nach einem probaten Mittel im Kampf gegen die Zweitklassigkeit. Ein anderes ist für Knäbel ein Torwarttausch, weshalb Ex-Nationalkeeper Rene Adler wieder spielen darf. Ein probates Anti-Abstiegsrezept könnte auch die Hertha gebrauchen, die am Ostersonntag im Olympiastadion als 13. der Tabelle auf den Vorletzten aus Paderborn trifft. Dabei fehlt den Berlinern Änis Ben-Hatira. Der hat sich beim Spiel mit der tunesischen Nationalelf in China (1:1) verletzt - Muskelfaserriss, drei bis vier Wochen Pause. Und das, nachdem er erst Ende Februar nach mehrmonatiger Pause wegen einer Fußverletzung zurückgekehrt war. Seinen Trainer Pal Dardai bringt das alles auf die Palme. Schließlich hatte er dem Angreifer geraten, lieber auf dieses Testspiel zu verzichten. "Ich will Änis erst nach dem Spiel gegen Paderborn sehen. Vielleicht bin ich deswegen ein schlechter Mensch."
Bleibt der SC Freiburg, der am Samstag als Tabellenfünfzehnter gegen den drei Ränge besser platzierten 1. FC Köln spielt - also gegen den Lieblingsgegner. Die Gastgeber haben seit zehn Partien nicht mehr gegen die Kölner verloren und sie jüngst im Achtelfinale des DFB-Pokals mit 2:1 besiegt. Daraus aber "einen tieferen Sinn zu ziehen, wäre ein Schritt in Richtung der sicheren Niederlage". Sagt Trainer Christian Streich. Der aus Bremen ausgeliehene Angreifer Nils Petersen, den der SC im Sommer fest an sich binden will, ist sich aber sicher: "Die Kölner werden mit Respekt nach Freiburg reisen. Das tut uns gut!"
Für welchen Trainer wird’s eng?
In Hannover sind sie, der Eindruck drängt sich auf, leicht gereizt. Seit zehn Partien hat die Mannschaft nicht mehr gewonnen, zwei Zähler sind es nur bis zum Relegationsplatz 16, und nun steht am Samstag das Spiel bei der Frankfurter Eintracht an. Manager Dirk Dufner hat da eine gute Idee: "Wir wollen die Sieglos-Serie unbedingt beenden. Das ist eine klare Anforderung, die Mannschaft muss punkten." Klingt dann doch etwas ungeduldig. Die Frage ist, was mit Trainer Tayfun Korkut passiert, wenn er und sein Team dem freundlichen Tipp des Managers nicht folgen. Zumal der allmächtige Präsident Martin Kind sagte: "Herr Korkut weiß, dass wir mal wieder gewinnen sollten." Die "Sportbild" gibt vor, die Antwort schon zu wissen. Angeblich steht schon ein Nachfolger bereit. Jos Luhukay soll es sein. Das ist der, den die Berliner Hertha Anfang Februar entlassen hat. Immerhin wäre Luhukay einer, der sich mit dem Kampf gegen den Abstieg bestens auskennt.
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Ich habe genügend Spiele an der Xbox absolviert während meiner Verletzungspause. Da habe ich mir die Spielpraxis geholt." Schalkes Stammkeeper Ralf Fährmann ist nach zwölfwöchiger Zwangspause wegen eines Kreuzbandanrisses bereit für sein Comeback.
Quelle: ntv.de