Fußball

Gladbach zum Klassiker in München Die Bayern dümpeln und zittern

Damals, in den 70er-Jahren ging es im Fußball-Klassiker zwischen dem FC Bayern und Mönchengladbach meist darum, wer Deutscher Meister wird. Und heute? Zittern die Münchner ums Ticket für die Champions League, und die Borussen stehen gar vor dem Sturz in die zweite Bundesliga.

"Sieben Spiele Vollgas": Thomas Müller und sein Trainer Louis van Gaal.

"Sieben Spiele Vollgas": Thomas Müller und sein Trainer Louis van Gaal.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Lack ist ab beim Klassiker. Bayern München kann sich in einer titellosen Saison in der Fußball-Bundesliga nur noch um Schadensbegrenzung in Form eines Champions-League-Platzes bemühen. Und bei Borussia Mönchengladbach sind die Lichter im Abstiegskampf fast schon aus. Die Bayern können keine Rücksicht auf den großen Titelrivalen der 70er-Jahre nehmen. "Unsere Tabellensituation erlaubt nichts anderes als einen Sieg gegen die Borussia", betonte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.

Der 28. Spieltag soll zum Bayern-Spieltag werden. Der zwei Punkte besser platzierte Champions-League-Konkurrent Hannover 96 muss beim Spitzenreiter Borussia Dortmund antreten. Gewinnen die Niedersachsen nicht, würden die Münchner heute ab 15.30 Uhr bei einem eigenen Heimsieg auf Platz drei vorrücken, der das erklärte Minimalziel ist. "Der Champions-League-Qualifikation widmen wir alles", kündigte Kapitän Philipp Lahm für den Endspurt an. Nationalspieler Thomas Müller versprach noch "sieben Spiele Vollgas". Um vielleicht sogar noch den um sieben Zähler enteilten Tabellenzweiten Bayer Leverkusen einzuholen, muss dem Rekordmeister endlich eine Siegesserie gelingen.

Keinen Bock auf zweite Klasse

Solange die Bayern auf Platz vier dümpeln, müssen sie sich auch mit möglichen Konsequenzen einer Strafrunde in der Europa League auseinandersetzen. Robben, Ribéry, Lahm - kein Bayern-Star hat Bock auf eine Europatour zweiter Klasse. Rummenigge versuchte, mit einem Machtwort via "Bild"-Zeitung die andauernden Spekulationen um einen möglichen vorzeitigen Abschied von Arjen Robben zu beenden.

Eines ist zu hundert Prozent sicher: Arjen Robben wird auch nächste Saison beim FC Bayern spielen - egal was passiert", erklärte Rummenigge. Robben selbst verweigert ein Bekenntnis auch für den schlimmsten Fall. "Ich habe keine Lust, in der Europa League zu spielen", wiederholte der 27-Jährige, dessen Vertrag bis 2013 läuft.

Favre: "Wir haben nichts zu verlieren"

Die Zukunftssorgen der Gladbacher sind erheblich größer. An eine Wende im Abstiegskampf ausgerechnet in München glaubt ernsthaft wohl niemand. "Wir haben nichts zu verlieren. München ist die derzeit vielleicht beste Mannschaft", sagte Trainer Lucien Favre und mahnte: "Wir müssen mit viel Intelligenz gegen Franck Ribéry und Arjen Robben verteidigen." Klassiker hin oder her, auch in den Glanzjahren gab es für die Borussia praktisch nichts zu holen in München: Ein einziger Sieg mit Stefan Effenberg als Anführer am 14. Oktober 1995 (2:1) steht zu Buche - dazu 32 Niederlagen und neun Unentschieden.

Favre ließ offen, ob Belgiens zuletzt patzender Nationalkeeper Logan Bailly oder Ersatzmann Christofer Heimeroth im Tor stehen wird. Der verletzte Torjäger Igor de Camargo fällt definitiv aus. Bei den Bayern muss Trainer Louis van Gaal wieder einmal die Abwehr umbauen, weil Daniel van Buyten mit einem Muskelfaserriss vom Länderspiel mit Belgien nach München zurückkehrte.

Ob heute unter den Zuschauern Nostalgie in der ausverkauften Münchner Arena aufkommen wird? Bestimmt bei Rainer Bonhof, Gladbachs Weltmeister von 1974, heute Vizepräsident beim Tabellenletzten: "Aus der Tradition und der Vergangenheit heraus ist das Duell immer noch ein Klassiker", erklärte Bonhof. Aber keiner auf Augenhöhe: "Es wäre schön, wenn es ein offenes Spiel wird", meinte der Star von gestern.

Bayern München - Borussia Mönchengladbach, 15.30 Uhr

München: Kraft - Lahm, Tymoschtschuk, Badstuber, Pranjic - Schweinsteiger, Luiz Gustavo - Robben, Müller, Ribery. - Trainer: van Gaal
Mönchengladbach: Bailly - Jantschke (Levels), Stranzl, Dante, Daems - Nordtveit, Neustädter, Marx - Reus, Arango - Idrissou. - Trainer: Favre
Schiedsrichter: Christian Dingert (Lebecksmühle)

Quelle: ntv.de, Klaus Bergmann und Morten Ritter, dpa

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