Fußball

Deutschlands Gegner England Es gibt noch Wunder

Sein erstes Trauma hat Stuart Pearce besiegt, das zweite will er heute bezwingen. Die englischen Medien feieren jedenfalls schon ein "Fußball-Wunder". Zwar haben die U-21-Fußballer bei der Europameisterschaft in Schweden das Endspiel gegen Deutschland heute ab 20.45 Uhr noch nicht gewonnen, aber bereits etwas für Engländer nahezu Unglaubliches geschafft: Sie haben gegen die Gastgeber doch tatsächlich ein Halbfinale gewonnen.

Unglaublich, aber war: Die Engländer haben ein Elfmeterschießen gewonnen. Und zwar im halbfinale gegen Schweden.

Unglaublich, aber war: Die Engländer haben ein Elfmeterschießen gewonnen. Und zwar im halbfinale gegen Schweden.

(Foto: REUTERS)

Und das im Elfmeterschießen. Und auch noch ausgerechnet unter Trainer Stuart Pearce, der seit seinem Fehlschuss im WM-Halbfinale 1990 gegen Deutschland und Bodo Illgner als personifizierter Elfmeter-Versager galt und seitdem den wenig schmeichelhaften Beinamen "Psycho" trägt. "Es gibt noch Wunder. England hat ein Elfmeterschießen gewonnen", titelte der Telegraph spöttisch: "Übung macht eben doch den Meister."

Pearce war die Erleichterung anzusehen. "Wir mussten endlich diesen Halbfinalfluch und diesen Elfmeterfluch beenden", sagte der 47-Jährige: "Und wir müssen endlich mal wieder etwas gewinnen. Ich stehe erstmals in meiner Karriere als Spieler oder Trainer in einem Endspiel, und dann noch gegen Deutschland. Das wird ein fantastisches Spiel. Da wird sich zeigen, wer Eier hat."

Er hat sich nie entmutigen lassen

Pearce, dessen Traum vom Titel auch 1996 im EM-Halbfinale gegen Deutschland im Elfmeterschießen platzte, hat sich nie ermutigen lassen. Vor der U21-EM 2007 in den Niederlanden begann er im Trainingslager nach jeder Einheit Strafstöße zu üben. Prompt verlor sein Team im Halbfinale gegen die Gastgeber das längste Elfmeterschießen der Fußball-Geschichte (12:13).

Spitzname Psycho: Trainer Stuart Pearce.

Spitzname Psycho: Trainer Stuart Pearce.

(Foto: REUTERS)

Zwei Jahre lang bat Pearce seine Spieler nach jedem Training zum Punkt und erstellte genaue Analysen: Wer sind die besten Schützen? Wo schießt jeder einzelne Spieler idealerweise hin? Als es dann nach verspielter 3:0-Führung im Semifinale gegen Schweden tatsächlich wieder zum Elfmeterschießen kam, bestimmte Pearce als ersten Schützen James Milner. Der Coach hatte eine Liste der sichersten Spieler von 1 bis 23 aufgestellt. Der Rekordspieler und Rekordschütze stand auf Platz eins.

Wie einst David Beckham

Als Milner wie einst David Beckham bei der EM 2004 wegrutschte und den Ball in die Wolken drosch, schien das Unheil wieder seinen Lauf zu nehmen. Doch am Ende gewann erstmals seit 13 Jahren ein englisches Nationalteam in der Elf-Meter-Lotterie. Und hat nun die Chance, eine noch niederschmetterndere Statistik aufzubessern: In 64 EM-Turnieren seit dem Titelgewinn 1984 gab es nur einen Titel; 1993 als eine Mannschaft um die späteren A-Nationalspieler Paul Scholes, Gary Neville und Sol Campbell im eigenen Land U-18-Europameister wurde.

 

Am Freitag gegen die Schweden war Torhüter Joe Hart zum Helden geworden - und anschließend zum Märtyrer. Der 22-Jährige von Manchester City parierte den Schuss des bei der Endrunde sieben Mal erfolgreichen Marcus Berg, verwandelte anschließend selbst und holte sich kurz darauf wegen unsportlichen Verhaltens die Gelbe Karte ab. Hart versuchte den Schweden Mikael Lustig zu beirren, indem er auf der Linie schattenboxte. Dümmer hat sich wohl selten ein Spieler um eine Final-Teilnahme gebracht.

Engländern wittern Verschwörung

Doch Pearce und die britischen Medien witterten Verschwörung. Und auch Hart war sich keiner Schuld bewusst. "Der Schiedsrichter hat gesagt, ich soll still sein", erzählte er: "Also hab ich kein Wort mehr gesagt und habe einfach versucht, etwas Spaß zu haben. Das hat er aber falsch verstanden."

Der englische Verband legte Einspruch ein. Dieser habe keine Chance, signalisierte ein Sprecher der Uefa. Verwarnungen nehme man nur nach deutlichen Verwechslungen zurück. "Und da der nächste Mitspieler 40 Meter entfernt stand, hätte sogar Sherlock Holmes Probleme, Beweise für eine Verwechslung zu finden", schrieb der Telegraph ironisch. Aber es können sich auch ja nicht alle Probleme auf einmal lösen.

Quelle: ntv.de, von Holger Schmidt, sid

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