WM-Qualifikation dank Handspiel Frankreich schämt sich
19.11.2009, 15:47 Uhr
Entsetzen im Blick des Gegners: Henry spielt den Ball mit der Hand - und zwar absichtlich.
(Foto: Screenshot ARD)
Auch nach dem Lösen des WM-Tickets geht die "Qualifikations-Qual" für Frankreich weiter. Gegner Irland legt nach dem französischen Tor zum 1:1 nach Verlängerung, das erst nach einem Handspiel fiel, offiziell Protest beim Weltverband Fifa ein und fordert ein Wiederholungsspiel. Auch in Frankreich herrscht Empörung über das Ausgleichstor.
"Darauf kann man nicht stolz sein", meinte die Zeitung "Le Figaro". Das Sportblatt "L'Equipe" fordert nach dem "katastrophalen Spiel" Konsequenzen. Man müsse überlegen, ob der umstrittene Coach Raymond Domenech wirklich der richtige Mann für den WM-Job sei, heißt es auf Seite eins unter der großen Überschrift "Die Hand Gottes". Der irische Fußballverband FAI hat inzwischen beim Fußball-Weltverband FIFA offiziell Beschwerde eingelegt. Der Verband erinnerte daran, dass schon einmal ein Qualifikationsspiel zwischen Usbekistan und Bahrain wiederholt worden war.

Thierry Henry ließ sich nach dem Spiel trotz Schummelei feiern.
(Foto: dpa)
Das WM-Qualifikationsspiel zwischen Usbekistan und Bahrain (1:0) war wegen einer schwerwiegenden Fehlentscheidung des Schiedsrichters annulliert und neu angesetzt worden. In der Partie war beim verwandelten Elfmeter eines Usbeken ein Mitspieler zu früh in den Strafraum gelaufen. Statt den Strafstoß wiederholen zu lassen, gab der Referee Freistoß für Bahrain.
Wiederholung "unmöglich"
"Der irische Fußballverband hofft, dass die FIFA und ihr Disziplinar-Ausschuss im Sinne der Fußballfans in aller Welt genauso reagieren wird, so dass die Standards des Fairplays und die Integrität beschützt werden", teilte die FAI mit. Laut "Guardian" hat die FIFA eine Wiederholung des Spiels allerdings bereits ausgeschlossen. Auch der irische Trainer Giovanni Trapattoni sagte laut "Irish Times", eine Wiederholung sei "unmöglich". Dennoch unterstütze er den Vorstoß des irischen Verbandes.
Während Henrys Facebook-Seite von Tausenden wütenden irischen und auch französischen Fans attackiert wurde, machte sich auch im Pariser Regierungspalast die Enttäuschung breit. "Die Franzosen sind beunruhigt und enttäuscht", klagte Gesundheits- und Sport-Ministerin Roselyne Bachelot. Ex-Nationalspieler Jean-Michel Larqué sagte als TV-Kommentator: "Ich fühle mich unwohl". Verbandsboss Jean-Pierre Escalettes meinte, man müsse "den Abend ganz schnell vergessen".
Iren sind "angewidert"
Das werden die Iren wohl so schnell nicht können. "Sie haben uns beraubt. Der Schiedsrichter hätte Henry fragen müssen, dann hätte er das Handspiel zugegeben", polterte Trapattoni unmittelbar nach dem Spiel. Das "Handspiel von Räuber Henry versagt den Iren ihr WM-Märchen", bedauerte die britische "Daily Mirror", während die "Sun" die Parallele zum berühmten argentinischen Tor gegen England bei der WM 1986 zog: "Le Hand Gottes - Betrüger Thierry macht einen Maradona".
"Wir sind angewidert! Sie wollten uns nicht bei der WM", meinte Stürmer Robbie Keane, und sein Teamkollege Richard Dunne fand keinen Trost: "Henry hat mir gesagt, dass wir den Sieg verdient hätten. Aber was soll ich damit? So fühle ich mich noch schlechter".
"Gehört zum Spiel"
Frankreichs Nationalspieler suchten unterdessen verlegen nach Ausreden. "Es war Hand, aber ich bin nicht der Schiedsrichter", entschuldigte sich Henry. Das Schummeltor tue der Freude aber keinen Abbruch. Domenech meinte dreist, er habe von seiner Position aus kein Handspiel gesehen.
"Lassen Sie mich die Qualifikation genießen", fuhr der Trainer Reporter mit unbequemen Fragen an. Solche Tore "gehören zum Spiel", meinte Gallas, der mit seinem Treffer in der 103. Minute das Führungstor von Robbie Keane (32.) wettmachte und nach dem 1:0-Hinspielsieg Frankreichs 13. WM-Teilnahme sicherte.
Lloris als Retter
Letztlich retteten in Paris aber sogar drei Hände die desolate Heim-Elf. Tormann Hugo Lloris habe sein Team mit glänzenden Paraden "am Leben erhalten", stellte nicht nur "L'Equipe" fest. Ohne Bayern-Profi Franck Ribéry (verletzt) wirkten die Hausherren verängstigt und apathisch. Die Iren kämpften und spielten den Favoriten lange Zeit in Grund und Boden.
In einer Online-Umfrage von "Le Monde" meinten 89 Prozent der 38.000 Teilnehmer, Frankreich habe die WM-Qualifikation nicht verdient. Der Druck auf Domenech, Ribéry & Co. wächst und wächst: "Raymond, du und deine Jungs, ihr müsst euch mobilisieren, sonst wird das nichts in Südafrika", warnte sogar Ministerin Bachelot.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa