So läuft der 26. Bundesliga-Spieltag Guardiola sprengt, Klopp grätscht
21.03.2014, 10:20 Uhr
Was heckt Josep Guardiola wohl gerade aus?
(Foto: imago/Lackovic)
Am 26. Spieltag kann der FC Bayern Deutscher Meister werden. Doch Mainz will das mit unlauteren Mitteln verhindern. Ansonsten kehrt das Phantomtor zurück, in Frankfurt brennt der Baum, und Lieberknecht verordnet Gulasch.
Wie hoch gewinnen die Bayern?
Falsche Frage! Die richtige lautet: Feiert der FC Bayern an diesem 26. Spieltag der Fußball-Bundesliga die Meisterschaft? Hm. Glauben wir eher nicht. Denn das passiert nur, wenn die Münchner in Mainz gewinnen - und Borussia Dortmund in Hannover sowie der FC Schalke 04 gegen Braunschweig nicht. Also beide nicht. Das klingt eher unwahrscheinlich. Toni Kroos, ganz nüchterner Mecklenburger, kümmert sich eh nicht drum: "Wann wir Meister werden ist zweitrangig." Dass die Bayern Meister werden, könnte tatsächlich nur noch der Einschlag eines gigantischen Asteroiden auf der Erde verhindern - und das kann keiner wollen. Wobei Josep Guardiola wahrscheinlich auch dafür eine Lösung einfallen würde. Wie Glatzen-Kollege Bruce Willis in "Armageddon" würde der Spanier zum Asteroiden fliegen und das Monstrum in zwei Teile sprengen. Natürlich würde er im Gegensatz zum Filmhelden überleben, und Uli Hoeneß zur Feier seiner Rückkehr wehmütig "I don't want to miss a thing" singen. Sie finden das abwegig? Genauso abwegig scheint es derzeit, dass Mainz den Siegeszug der Bayern stoppen kann. Auch wenn Manager Christian Heidel es mit ganz gewieften Methoden versucht: "Ich wünsche mir, dass der FC Bayern gegen eine ganze Stadt spielen muss." Informationen von n-tv.de zufolge hat die DFL einen entsprechenden Eilantrag der Mainzer abgelehnt. Der FSV darf nur mit elf Spielern antreten.
Wie spanisch sind die Verhältnisse?
So sehr, dass Torsten Lieberknecht schon ganz durcheinander kommt. "Schalke ist unser Bernabeu", sagte der Trainer von Eintracht Braunschweig. Schon gut, wir wissen schon: Lieberknecht wollte nur darauf anspielen, dass sich sein Team in der Bundesliga immer noch so fühlt wie die Schalker in der Champions League bei Real Madrid. Wie im Traum also - und wie der krasse Außenseiter. Das bleiben die Niedersachsen, auch wenn Schalke der Kapitän fehlt. Benedikt Höwedes fällt mit einem Muskelbündelriss einige Wochen aus, es ist die Fortsetzung einer bösen Geschichte für die Knappen. "Wir haben schon die ganze Saison dieses Verletzungspech", klagt Trainer Jens Keller, der neben den Langzeitverletzten wie Jan Kirchhoff, Marco Höger und Dennis Aogo auch noch auf Jefferson Farfan verzichten muss. Den Peruaner kommt übrigens eine Shopping-Tour in Mailand teuer zu stehen. Zwar drang nicht durch, was Farfan kaufte, aber als er so durch die Boutiquen schlenderte, stand eigentlich eine Reha-Einheit an. Die Strafe soll fünfstellig sein.
Die Schalker wollen gegen Braunschweig gewinnen, damit sie in der nächsten Saison vielleicht wieder im Bernabeu antreten dürfen. Der Erzrivale aus Dortmund erreichte dort in der vergangenen Saison trotz eines 0:2 das Finale in Wembley - und könnte nun erneut auf Real treffen, wenn es die Lostrommel der Uefa so will. Abwehrspieler Mats Hummels würde den "Königlichen" lieber aus dem Weg gehen: "Ich ziehe Mannschaften vor, gegen die ich bisher noch nicht gespielt habe. Also Barcelona, Manchester oder Chelsea." Gespielt hat er schon des öfteren gegen Hannover, aber zumindest auswärts nicht besonders erfolgreich. Von den letzten sieben Partien in Hannover gewannen die Dortmunder nur eine einzige. Wie die Schalker auch plagt den BVB die Verletzungsseuche - nun erwischte es Marcel Schmelzer, den ein Muskelfaserriss vier Wochen lang außer Gefecht setzt. Immerhin kann wohl Marco Reus wieder mitmischen. "Zuletzt sah es ganz gut bei ihm aus. Er hat die Umfänge erhöht", sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp, der zuletzt seinen Blutdruck erhöht hatte. Erst der Platzverweis in der Liga gegen Gladbach, dann der Infight mit Oliver Kahn - was kommt als nächstes? Ein Kopfstoß gegen Jessica Kastrop? Eine Blutgrätsche gegen einen Kameramann? Wir und das DFB-Sportgericht sind gespannt.
Was passiert sonst noch?
Erste Runde Bukarest, zweite Runde Rom, in Kopenhagen schellt das Telefon. Richtig, es geht um den Europapokal. Da läuft es ja für die deutschen Teams, die nicht aus Dortmund oder München kommen, nicht so gut. Bayern-Kapitän Philipp Lahm motzte unter der Woche gar: "Vor allem das Abschneiden in der Europa League ist insgesamt sicher eine Enttäuschung." Könnte daran liegen, dass sich auf wundersame Weise oft die sogenannten "Kleinen" für diesen Wettbewerb qualifizieren. So wie Freiburg und Frankfurt in der vergangenen Saison. Dieses Jahr im Rennen um die Europa League: Mainz, Wolfsburg, Augsburg, Mönchengladbach und die Hertha. An diesem Wochenende kommt es zu zwei direkten Duellen.
Wolfsburg empfängt die Überraschungsmannschaft der Saison aus Augsburg – und schielt eigentlich ja noch auf Platz vier, wo Leverkusen nur vier Punkte entfernt liegt. Manager Klaus Allofs arbeitet an einer Champions-League-tauglichen Mannschaft, einen "Kracher" für den Sturm hat er schon angekündigt, nun sind die "Wölfe" auch noch an Frankfurts Sebastian Jung dran. Im Hier und Jetzt setzte es zuletzt aber zwei Klatschen gegen Bayern und Hoffenheim, in Braunschweig reichte es nur zum Remis. Gewinnen ist Pflicht, sonst könnte Unruhe aufkommen im ambitionierten Klub. Ganz entspannt lebt es sich dagegen in Augsburg: "Von Europa sollten wir nicht reden. Wir müssen einfach schauen, dass wir so viele Punkte machen wie möglich", sagte Mittelfeldmann Tobias Werner.
In Mönchengladbach mussten sie am vergangenen Wochenende erstmal die ganzen Steine aus dem Weg räumen, die von so vielen Herzen gefallen waren. Endlich der erste Sieg in der Rückrunde, und dann auch noch in Dortmund. Sogar Sorgenkind Max Kruse traf. Jetzt geht es mit neuem Selbstbewusstsein gegen die Hertha. Die hat in der Rückrunde erst acht Punkte geholt, Trainer Jos Luhukay bemängelt im Training immer wieder die laxe Einstellung seiner Mannschaft, die sich nach seinem Eindruck zu sehr ausruht auf der guten Hinserie. Daran trägt er aber vielleicht eine Mitschuld: "Man muss aufhören, über die Europa League zu reden", sagt er immer wieder. Da sein Team aber mit dem Abstieg nichts mehr zu tun hat: Welches Saisonziel bleibt dann?
Welche Mannschaft überrascht?
Zumindest überrascht uns Huub Stevens mit einer sehr bodenständigen Einsicht: "Ich bin nicht der liebe Gott", sagt der neue Trainer des VfB Stuttgarts, und wer die Partie seines Teams gegen Bremen vergangenes Wochenende gesehen hat, konnte auch vom Glauben abfallen, so dürftig war das Niveau. Aber im Abstiegskampf helfen ohnehin nur ganz irdische Mittel: Kampf, Leidenschaft, Wille. Das hat Stevens noch all seinen Mannschaften vermittelt. Dumm nur, dass zum Abstiegsgipfel ein Gegner kommt, der unter einem neuen Trainer zumindest wieder auf die richtige Spur einbiegt: Der Hamburger SV wurschtelt sich derzeit aus den Abstiegsrängen heraus. Das ist nicht schön anzusehen, aber effektiv. In Stuttgart darf Mirko Slomka wieder auf Torjäger Pierre-Michel Lasogga hoffen, auch wenn der bullige Angreifer erst am Donnerstag ins Training eingestiegen ist: "Ich möchte ungern auf seine Präsenz verzichten", sagte Slomka. Sein Gegenüber Stevens könnte wieder auf seinen Kapitän Vedad Ibisevic zählen, der seine Fünf-Spiele-Sperre abgesessen hat. Aber der Niederländer zögert: "Wir müssen sehen, in welcher Verfassung Ibisevic ist. Er hat doch einige Wochen nicht gespielt." Aufstellen oder nicht aufstellen? Dafür braucht es keine göttliche Eingebung - der zuletzt wieder treffsichere Martin Harnik fehlt nämlich gelbgesperrt. Apropos göttlich: Günter Netzer hat sicherheitshalber festgestellt, dass Stevens auch nicht der Sohn Gottes ist. "Eine gute Verpflichtung für den VfB. Aber man sollte nicht glauben, dass Stevens die Hand auflegt und alles somit gut wird."
Für welchen Trainer wird es eng?
Muss sich Sami Hyypiä Sorgen machen? Nein, sagt die Liga. Leverkusens Teamchef muss seinen Lehrgang zum Fußballlehrer nicht bis zum Saisonende abgeschlossen zu haben. "Eine Frist gibt es nicht." Hyypiä absolviert seit Frühsommer 2013 einen Sonderlehrgang der Uefa. Der ehemalige Profi des FC Liverpool muss noch die Abschlussarbeit abgeben, die praktischen und theoretischen Prüfungen hat er bestanden. Auch im Verein stärken sie ihm den Rücken, Sportchef Rudi Völler sagte der "Bild"-Zeitung: "Wir geben Hyypiä alle Zeit der Welt. Er ist sachlich, leistet gute Arbeit und hat eine starke Ansprache. Deshalb bin ich überzeugt, dass wir am Ende auf einem Champions-League-Platz stehen." Dabei läuft es bei den Leverkusenern nicht wirklich rund. Ein Bundesligaspiel haben sie zuletzt am 20. Spieltag gewonnen, mit 1:0 in Mönchengladbach. Inklusive DFB-Pokal und Champions League hat Bayer zehn der jüngsten dreizehn Spiele verloren, steht in der Tabelle nur noch auf Platz vier. Nun geht's gegen die TSG Hoffenheim. Wir sagen nur: Phantomtor. Vor fünf Monaten köpfte Stefan Kießling den Ball durch ein Loch im Außennetz, der Treffer zählte. Hoffenheims Trainer Markus Gisdol sagt: "Man hat das Spiel noch im Hinterkopf, ganz klar. Aber Rache kenne ich nicht. Das wäre auch kein guter Ratgeber." Für den frühen Sonntagabend gelte: "Es wäre schön, wenn uns da etwas gelingen könnte, um das geradezurücken." Wir sind gespannt.
Wo wird es brisant?
Bei der Frankfurter Eintracht. Die Mannschaft des zum Saisonende scheidenden Trainers Armin Veh rutscht in der Tabelle immer weiter ab, momentan steht Rang 13 zu Buche. Am Sonntagnachmittag geht’s zum 1. FC Nürnberg, der drei Punkte weniger auf dem Konto hat und auf Platz 15 steht. Am vergangenen Wochenende dominierte die Eintracht den SV Freiburg - und verlor am Ende mit 1:4. Veh sagte der "Frankfurter Rundschau": "Die Abstiegsangst spielt schon eine Rolle." Da trifft es sich nicht gut, dass sie im Verein nicht gerade die Ruhe bewahren. Es geht darum, ob Vorstandschef Heribert Bruchhagen zu früh und zu eigenmächtig ausgeplaudert hat, dass der Trainer seinen Vertrag nicht verlängert. Veh steht jetzt als lahme Ente da. Harald Stenger jedenfalls, früher Pressesprecher des DFB, glaubt, die Eintracht habe ein "massives Führungsproblem". Die Verkündung von Vehs Abgang nach Saisonende sei ein "völlig unnötiger Alleingang" gewesen, der Sportchef Bruno Hübner "aufs Schärfste provoziert und brüskiert" habe. "Alle anderen Gremien wurden zu Statisten degradiert." Bruchhagen habe zeigen wollen, dass er noch der "große Zampano" sei. Und da Stenger das dem Hessischen Rundfunk gesagt hat, wissen es nun alle. Und in Frankfurt brennt der Baum.
Was sagt das Orakel?
"Wir fahren früh los und halten dann kurz, um irgendwo Gulasch mit Nudeln zu essen. Das hat uns schon Glück gebracht." Hilft bestimmt, Torsten Lieberknecht!
Quelle: ntv.de