"Disastro!" vor dem Schalke-Duell Inter erleidet Derby-Schmach
03.04.2011, 13:47 UhrSiegessicher waren die Inter-Stars beim Derby ins Stadion gestürmt, wie geprügelte Hunde schlichen sie heraus. Der AC Mailand erteilt Schalkes Champions-League-Gegner im Titelduell eine Lektion und hängt den Lokalrivalen in der Tabelle ab. Vor den Augen von S04-Coach Ralf Rangnick ist Inter schlicht chancenlos.
"Disastro!" Drei Tage vor dem Champions-League-Duell mit Schalke 04 hat Triple-Sieger Inter im Mailänder-Derby gegen Milan ein unerwartetes Debakel erlebt und damit die Titelverteidigung so gut wie verspielt. Liga-Spitzenreiter AC Mailand (65 Punkte) fegte den Verfolger (60) mit 3:0 vom Platz. Sieben Spieltage vor Ende der Serie A baute der Club des am Samstagabend überragenden Ex-Bayern-Kapitäns Mark van Bommel seinen Vorsprung auf fünf Punkte aus.
"Das ist viel. Aber noch geben wir nicht auf!", sagte ein zwischen Resignation und Zweckoptimismus schwankender Inter-Trainer Leonardo. Gegen Schalke fordert der Coach von seiner gedemütigten Mannschaft eine Trotzreaktion. "Jetzt schlagen wir Schalke", versprach Kapitän Javier Zanetti ein schnelles Ende der Derby-Depression. Vor zwei Tagen wähnte sich Inter noch vor dem Sprung an die Tabellenspitze, jetzt fürchten die "Tifosi" gegen den Bundesligisten den nächsten Rückschlag.
"Mega-Milan zerreißt Inter"
Im Stadtduell hatte der Bayern-Bezwinger keine Chance. "Mega-Milan zerreißt Inter", titelte die "Gazzetta dello Sport". Milans Teufel hätten Inter eine Lektion erteilt, urteilte "Tuttosport". Und der "Corriere dello Sport" schrieb in fetten Lettern: "Ein Milan-Triumph!"

Spieler des Spiels: Milans junger Brasilianer Alexandre Pato traf schon nach 43 Sekunden und nach 62 Minuten dann noch einmal.
(Foto: REUTERS)
Schon nach 43 Sekunden hatte der Brasilianer Pato diesen Triumph mit seinem ersten Tor eingeleitet. In der 62. Minute erhöhte er auf 2:0, bevor der eingewechselte Antonio Cassano per Foulelfmeter zum 3:0 in der Schlussminute alles klar machte. Inter konnte allenfalls in der ersten Halbzeit mithalten. Top-Stürmer Samuel Eto'o vergab jedoch die Chance zum Ausgleich. Als dann Cristian Chivu nach einer Notbremse gegen Pato in der 54. Minute auch noch die Rote Karte sah, brach der Meister völlig ein. Der Platzverweis habe seinem Team das Genick gebrochen, meinte Leonardo.
"Psychologisch wichtiger Sieg"
Dass sich Milans Exzentriker Cassano kurz vor Abpfiff wegen seines beim Torjubel ausgezogene Trikots und wegen Meckerns auch noch Gelb-Rot einhandelte, hatte keine Bedeutung mehr. Trainer Massimiliano Allegri ärgerte sich zwar über den unnötigen Platzverweis, ließ sich die Stimmung aber nicht verderben. Er bejubelte "den psychologisch wichtigen Sieg", warnte aber zugleich: "Das war noch nicht der Meistertitel."
Während die diesmal ohne den deutschen Jungstar Alexander Merkel angetretenen "Milanisti" feierten, schlich das entzauberte Inter-Starensemble um Mittelfeldregisseur Wesley Sneijder frustriert aus dem Giuseppe-Meazza-Stadion. Vor allem für Trainer Leonardo war es ein rabenschwarzer Tag - nicht nur wegen der bitteren Pleite. Die Milan-Fans attackierten ihren ehemaligen Spieler und Trainer wegen seines Wechsels zum Lokalrivalen im Dezember 2010 als Verräter. Auf einem riesigen Banner mit dem abgewandelten Da-Vinci-Bild "Das letzte Abendmahl" beschimpften sie den 41-Jährigen als "Judas".
Quelle: ntv.de, von Bernhard Krieger, dpa