Zurück "zu früherem Ruhm" Katar legt im Kampf um ManUnited überraschend nach
17.05.2023, 13:07 Uhr
Familie Glazer darf sich auf einen Geldregen freuen.
(Foto: picture alliance / empics)
Im vergangenen November kündigen die Besitzer von Manchester United überraschend an, über den Verkauf des Klubs nachzudenken. In der Folge trudeln gewaltige Angebote ein, eine Reaktion darauf gibt es lange nicht. Auch "endgültige" Angebote sind nicht das letzte Wort.
Scheich Jassim bin Hamad al-Thani aus Katar hat ein verbessertes letztes Angebot für Manchester United vorgelegt, um seinen Hauptkonkurrenten, den britischen Petrochemie-Milliardär Sir Jim Ratcliffe, auszustechen, berichtete die "Times". Das Gebot gehe in Richtung fünf Milliarden Pfund (rund 5,7 Milliarden Euro), hieß es in dem Bericht. Die in New York notierten Aktien des Klubs gewannen vorbörslich 9,6 Prozent. Der Klub lehnte eine Stellungnahme ab.
Wie der "Guardian" bereits im April berichtet hatte, liegt das Angebot von Scheich Jassim unter der Preisvorstellung der derzeitigen Eigentümer: Die US-amerikanische Familie Glazer bewertet den Klub auf rund sechs Milliarden Euro. 2005 hatte die Familie den Klub für rund eine Milliarde Euro übernommen. Al-Thani kündigte an, den Verein von seinen immensen Schulden zu befreien, in das Stadion, das Trainingszentrum und den Spielerkader zu investieren, um "dem Verein sowohl auf als auch neben dem Spielfeld zu seinem früheren Ruhm zu verhelfen".
Die Familie Glazer hatte im November bekannt gegeben, dass sie einen Verkauf von Manchester United in Erwägung zieht, da sie "strategische Alternativen" prüft. Daraufhin hatten sie unter anderem vom britischen Milliardär Jim Ratcliffe, dem Gründer des Chemieunternehmens INEOS, und dem finnischen Geschäftsmann Thomas Zilliacus Angebote erhalten. Zilliacus hat sich inzwischen aus dem Bieterprozess verabschiedet.
Einem Bericht der "Times" vom April zufolge hatte Ratcliffes INEOS im Kampf um Manchester United das vormals "endgültige" Angebot von Scheich Jassim überboten. Dem Bericht zufolge war INEOS der einzige Bieter, der den Verein mit mehr als 5 Milliarden Pfund (rund 5,7 Milliarden Euro) bewertet hat. Während al-Thani den Klub zu 100 Prozent übernehmen will, hatte Ratcliffe nach Informationen der BBC offenbar von seinem ursprünglichen Plan, 69 Prozent der Glazer-Anteile zu übernehmen, Abstand genommen und bietet nun nur noch knapp mehr als die Hälfte.
Für die Fans von Manchester United ist der Prozess längst ein Ärgernis. "Als im November bekannt wurde, dass die Glazers eine 'strategische Überprüfung' durchführen und Angebote zum Kauf des Vereins einholen, begrüßte MUST (Manchester United Supporters Trust) die Nachricht und forderte die Mehrheitseigentümer auf, den Prozess zügig voranzutreiben, damit die Zeit der Unsicherheit so kurz wie möglich ist", heißt es in einer Erklärung der größten Fanvereinigung des englischen Rekordmeisters. "Wir brauchen dringend neue Investitionen, was zweifelsohne neue Eigentümer erfordert. MUST und die United-Fans in aller Welt fordern, dass dieser Prozess ohne weitere Verzögerung abgeschlossen wird."
"Schlampige Art"
Es sei eine "schlampige Art, einen Verkaufsprozess durchzuführen. Sie müssen bis Ende Mai aussteigen, damit der neue Eigentümer eine Chance hat, das nächste Transferfenster zu beeinflussen und sich zu bewegen", twitterte der frühere United-Kapitän und heutige Fernsehkommentator Gary Neville im April.
Doch keine der auf dem Tisch liegenden Optionen ist die perfekte Lösung. Geld aus dem katarischen Königshaus, das auch reichlich an Paris Saint-Germain fließt, sieht man kritisch. "Die Premier League sollte eingreifen, um die Integrität in der Führung der Fußballvereine der Liga zu gewährleisten - es sollte nicht den Fans überlassen werden, sich gegen Übernahmen durch Eigentümer zu wehren, die möglicherweise mit schweren Menschenrechtsverletzungen in Verbindung gebracht werden", hieß es im Rahmen eines von United-Fans initiierten Protests gegen katarisches Sportswashing. Bekäme Ratcliffe den Zuschlag, würde man die längst verhassten Glazers, gegen die in der Vergangenheit bereits häufig protestiert wurde, nicht los. Es gibt keine Hinweise darauf, wann die Familie Glazer eine Entscheidung über die künftige Ausrichtung von United treffen wird.
Eine Transaktion in Höhe des von den Kataris angebotenen Betrags wäre der größte Deal, der jemals für eine Sportfranchise getätigt wurde, und würde die 4,65 Milliarden US-Dollar übertreffen, die eine Gruppe um den Walmart-Erben Rob Walton im vergangenen Jahr für die Denver Broncos der National Football League gezahlt hat. Es würde auch den anstehenden 6-Milliarden-Dollar-Verkauf der Washington Commanders der NFL an eine Gruppe unter der Leitung des Mitbegründers von Apollo Global Management Inc., Josh Harris, übertreffen.
Quelle: ntv.de, ter/rts