Ich bin ein Idol, gebt mir einen Job! "Loddar" fühlt sich ungeliebt
08.11.2009, 12:52 UhrIn einer Generalabrechnung mit Fußball-Deutschland hat sich Lothar Matthäus, nach eigener Einschätzung hinter "Kaiser" Franz Beckenbauer die international bekannteste deutsche Fußballlegende, über mangelnden Respekt und fehlende Wertschätzung in der Heimat beklagt.

Idol hin oder her: Lothar Matthäus sollte dringend an seiner Außendarstellung arbeiten.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
"In anderen Ländern geht man mit Idolen anders um, und ich bin ein Idol im Fußball in Deutschland. Und ich sage es, auch wenn es vielleicht angeberisch klingt: Nach Franz Beckenbauer bin ich ganz sicher die zweitbekannteste Fußballpersönlichkeit Deutschlands, weltweit. Und wie man mit so einem Idol umgeht in Deutschland, da muss sich Deutschland schämen", klagte Matthäus in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Dies würde ihn sehr enttäuschen, betonte der 48-Jährige: "Man will immer nur das sehen, was man sehen will. Und bei mir will man immer nur das Schlechte sehen." Warum er in der Bundesliga bisher noch keinen Trainerjob bekommen hat, führt Matthäus insbesondere auf seine Vergangenheit zurück: "Diese beiden Sachen, die mir von Vereinen vorgeworfen werden, haben kein Fundament. Ich bin weder Bayern München, noch bin ich Bild-Zeitung. Keins von beidem. Und das sind meine beiden Hauptprobleme in Deutschland."
Deshalb hoffe er nun, dass ihm "einfach einmal ein deutscher Verein das Vertrauen gibt. Und erst dann kann man beurteilen: Der Matthäus, das ist ein Guter oder ein Schlechter". Immerhin bringe er "ein paar Ideen" mit: "Ein bisschen mehr Phantasie, speziell bei Standardsituationen. Da ist mir zu viel Schema F." Bei vielen Spielen und vielen Spielern vermisse er zudem "eine Freude, die sich aufs Publikum überträgt. Es ist zu viel Dienst nach Vorschrift, zu emotionslos."
Eigenes Anbieten nicht möglich
Nach sechs Trainerstationen im Ausland war der 48-Jährige schon mehrmals bei deutschen Clubs im Gespräch. Aber Matthäus gibt zu, es gebe Vorbehalte gegen ihn: "In Nürnberg und Frankfurt gab es unterschriftsreife Verträge. Aber die Fans lehnten mich ab, wegen meiner Vergangenheit beim FC Bayern."
Der Franke würde als Trainer auch "zu einem Zweitligisten gehen, der eine Perspektive und ein qualifiziertes Umfeld hat". Gleichzeitig dementierte er, sich selbst bei Vereinen ins Gespräch zu bringen: "Ich biete mich nicht selbst an, wie viele Zeitungen behaupten. Das habe ich nicht nötig. Jeder weiß, dass ich frei bin als Trainer."
Nachtreten gegen Klinsmann und Daum
Auch einen Seitenhieb auf seinen früheren Intimfeind Jürgen Klinsmann konnte sich der 150-malige Nationalspieler in der "FAS" nicht verkneifen. "Als Fußballer bin ich 20 Jahre lang nie den leichten Weg gegangen. Auch nach Niederlagen habe ich mich immer gestellt, anders als gewisse Spieler, die später Nationaltrainer geworden sind und die sich damals durch den Hinterausgang weggeschlichen haben", sagte Matthäus.
In Richtung Christoph Daum teilte der gebürtige Franke ebenfalls aus. "Ich war immer korrekt, habe immer klar Schiff gemacht. Und andere haben gekokst und sind trotzdem Trainer in Köln geworden", sagte er und fügte in Bezug auf sein Privatleben an: "Ich habe viermal geheiratet. Andere haben ihre Ehefrauen betrogen, stehen aber sauber da."
Quelle: ntv.de, sid/dpa