DFB-Pokalkrampf als gutes Omen Mainzer kämpfen um Europa
04.08.2011, 08:42 UhrKeine Mannschaft in der Fußball-Bundesliga ist so im Umbruch wie der FSV Mainz, zehn Spieler kamen, neun gingen. Nun gilt es, in der Qualifikation zur Europaliga bei Gaz Metan Medias in Rumänien die nächste Runde zu erreichen. Trainer Thomas Tuchel ist zuversichtlich, dass das auch klappt.
Da haben die Fußballer des FSV Mainz 05 in dieser Saison noch kein Spiel verloren, und doch sprechen Beobachter schon davon, dass die beste Zeit des Bundesligisten bereits vorbei sei und die Himmelsstürmer abstürzen werden. Heute steht in Rumänien ab 19 Uhr das Rückspiel in der dritten Qualifikationsrunde für die Fußball-Europaliga an. Was ist nur passiert?
Zunächst einmal nicht viel, schließlich sind erst zwei Partien absolviert. Ein mageres 1:1 gegen im Hinspiel der Qualifikation und ein glücklicher 2:1-Sieg im DFB-Pokal beim SVN Zweibrücken. Zwei Spiele, in denen die Mainzer nicht überzeugten. Doch ein Fehlstart in die Saison sieht nun wirklich anders aus. Zumal eine mühsame erste Pokalrunde kein schlechtes Omen sein muss. Zwei Jahre ist es her, dass die Mainzer sich gleich zum Auftakt mit 1:2 nach Verlängerung beim Viertligisten VfB Lübeck blamierten. Trainer Jörn Andersen musste gehen, U-19-Coach Thomas Tuchel übernahm. Und der FSV belegte als Aufsteiger am Ende der Saison Rang neun und feierte die bis dahin beste Platzierung in der Bundesliga.
Mau im Pokal, stark in der Liga
Vor einem Jahr siegten die Mainzer verdient, aber glanzlos beim Fünftligisten Berliner AK mit 2:1. Zwar deutete Lewis Holtby mit seinen beiden Toren an, dass er ein Guter ist. Aber keiner der 1120 Zuschauer im Poststadion konnte damals ahnen, dass der FSV danach die ersten sieben Spiele in der Bundeliga gewinnen und am Ende der Saison Platz fünf belegen würde. Die erste Niederlage kassierten die Mainzer in der vergangenen Saison am 16. Oktober gegen den Hamburger SV, 0:1 hieß es am Ende. Elf Tage später schieden sie in der zweiten Runde aus dem DFB-Pokal aus, 1:2 bei Alemannia Aachen. Doch am Ende stand das erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte.
Nun spielen sie um die Qualifikation für die Gruppenphase in der Europaliga. Bei Gaz Metan Medias geht es für die Mainzer heute darum, nach dem 1:1 im Hinspiel entweder dieses Rückspiel zu gewinnen oder ein Unentschieden zu erreichen, dabei aber mindestens zwei Tore zu erzielen. Ein Problem könnte sein, dass sie dies mit einer Mannschaft tun müssen, der die besten Spieler der vergangenen Saison fehlen, weil sie den Verein gewechselt haben. Und niemand weiß, wie stark das Team in dieser Spielzeit ist.
Der Umbruch in der Mannschaft ist gewaltig
Der deutsche Jung-Nationalspieler André Schürrle spielt nun in Leverkusen, der andere Jung-Nationalspieler Lewis Holtby musste zurück zum FC Schalke 04 und Christian Fuchs, österreichischer Nationalspieler, kickt nun ebenfalls in Gelsenkirchen. Für sie kamen Spieler wie Zdenek Pospech, Eric Maxim Choupo-Moting und Zoltan Stieber. Insgesamt stehen neun Abgänge zehn Zugängen gegenüber. Kein anderer Verein in der Bundesliga verpflichtete mehr neue Spieler.
Da überrascht es nicht, dass nicht sofort alles so läuft, wie es laufen sollte. Die Baustellen sind unübersehbar. Im Spielaufbau fehlt eine treibende Kraft, im Mittelfeld ein kreativer Mann und im Sturm einer, der zuverlässig den Ball ins Tor schießt. Zudem greifen die Mannschaftsteile noch nicht ineinander. "Wir sind keine Maschine, wo man Benzin rein tut und es läuft. Es fehlt schon ein bisschen was, aber wir werden es in Zukunft besser hinkriegen", sagte Stürmer Sami Allagui nach dem uninspirierten Pokalspiel. Und so heißt die Mainzer Hoffnung Thomas Tuchel. Für den Trainer spricht, dass es ihm in den vergangen zwei Jahren gelungen ist, aus wenig bekannten Spielern ein Team zu formen, das ohne Übertreibung den inoffiziellen Titel der Überraschungsmannschaft der Liga für sich beanspruchen kann. Tuchel sagt dann auch fast trotzig: "Wir sind jetzt 100 Prozent anders. Wir sind ein schwer auszurechnender Gegner, wir bleiben konkurrenzfähig."
Und auch vor dem Qualifikationsspiel heute in Medias zeigt er sich optimistisch: "Ich bin überzeugt, dass wir in der Lage sind, in Rumänien zu gewinnen. Wir sind auf dem Weg, unser Niveau zu erreichen, und werden unser Potenzial abrufen." Gelingt ihnen das und kommen sie weiter, stehen noch zwei Playoffspiele in der vierten und letzten Qualifikationsrunde an. Überstehen die Mainzer auch die, haben sie die Gruppenphase erreicht. Sechs Partien wären garantiert, drei Auswärts- und drei Heimspiele. Und die Himmelsstürmer wären ihrem Ruf gerecht geworden.
Quelle: ntv.de