Fußball

Fifa-Boss ein "ignoranter Neandertaler" Schwule wettern gegen Blatter

Fifa-Präsident Joseph Blatter hat eine gute Idee. Während der WM 2022 in Katar sollten schwule und lesbische Fußballfans doch besser auf Sex verzichten, da Homosexualität im Emirat eh verboten ist. Frechheit!, sagen zahlreiche Verbände, und fordern Blatters Rücktritt. DFB-Präsident Zwanziger hält ihm die Stange.

Kein Sex für Schwule: Joseph Blatter.

Kein Sex für Schwule: Joseph Blatter.

(Foto: dpa)

Fifa-Präsident Joseph S. Blatter muss sich nach seinem offenbar scherzhaften Vorschlag eines Sex-Verzichts von Schwulen und Lesben während der WM 2022 in Katar heftige Kritik gefallen lassen. Zahlreiche Homosexuellen-Verbände fordern als Konsequenz der Äußerung eine Entschuldigung und sogar den Rücktritt des Weltverband-Chefs.

"Herr Blatter sollte seine Aussagen unverzüglich zurücknehmen und sich entschuldigen. Andernfalls sollte er zurücktreten", sagte Chris Basiurski vom Gay Football Supporters Network (GFSN), einem englischen Verein gegen homophobe Diskriminierung im Fußball: "Viele Schwule und Lesben leben in Ländern, in denen ihnen die Todestrafe oder das Gefängnis droht, wenn sie entdeckt werden. Diese Menschen benötigen unsere Hilfe, unseren Respekt und unsere Unterstützung."

Auch ehemalige Sportler sind von der Aussage Blatters erschüttert. Der frühere Basketball-Profi John Amaechi, der sich nach seiner Karriere in der nordamerikanischen Profiliga NBA als schwul outete, bezeichnete Blatter als einen "ignoranten Neandertaler". Blatter hatte erklärt, dass Homosexuelle aus Respekt gegenüber dem WM-Gastgeber auf Sex verzichten sollten, solange sie sich in Katar aufhalten. Homosexualität ist in dem Emirat  verboten und kann mit Gefängnis bis zu fünf Jahren bestraft werden. Im Emirat gilt der Islam als Staatsreligion und die Scharia ist die Grundlage für die Gesetzgebung.

Zwanziger stützt Blatter

Bei Joseph Blatter kommen die devoten Ehrerbietungen von DFB-Präsident Theo Zwanziger sicher gut an.

Bei Joseph Blatter kommen die devoten Ehrerbietungen von DFB-Präsident Theo Zwanziger sicher gut an.

(Foto: dpa)

DFB-Präsident Theo Zwanziger, der große Stücke auf sein Engagement gegen Homophobie im Fußball hält, hatte sich zuvor für eine Wiederwahl Blatters als Fifa-Präsident ausgesprochen. "Was hätten wir für einen Grund, einen neuen Fifa-Präsidenten zu suchen? Die gegen seine Exko-Kollegen erhobenen Korruptionsvorwürfe sind nicht belegt, und ich habe Sepp Blatter - bei allem, was über ihn geschrieben und erzählt wird - immer als einen Menschen kennengelernt, dem die weltweite Fußball-Entwicklung in all ihren Facetten sehr am Herzen liegt und der sich gleichermaßen für den Spitzen- und Breitenfußball einsetzt", sagte Zwanziger der "Sport Bild".

Trotz der massiven Korruptionsvorwürfe und der Kritik an der WM-Vergabe bereue der DFB-Boss seine Kandidatur für das Exekutivkomitee keineswegs. "Ich kann doch wegen der aktuellen Negativschlagzeilen nicht sagen: Ich will da nicht mehr hin", findet er, zumal die massiven Vorwürfe aus seiner Sicht ohnehin gar nicht so schwer wiegen: "Außerdem sollte man die Dinge mit einem gewissen Augenmaß betrachten. Unter dem Strich steht der Fußball weltweit glänzend da. Und das ist vor allem der Verdienst der Fifa, die den Fußball weltumspannend fördert und gestaltet." Aus Dankbarkeit für Blatters Wirken hatte der DFB den Fifa-Präsidenten erst im Oktober zum Ehrenmitglied ernannt.

Dass das Internationale Olympische Komitee (IOC) wegen der vermeintlich unbelegten BBC-Recherchen anders als die Fifa zumindest den Kontakt zum britischen Sender gesucht hat und seine Ethikkommission einschalten will, ist Zwanziger ganz offensichtlich entgangen. Gleiches gilt für die Tatsache, dass sich Franz Beckenbauer, den Zwanziger im Exko beerben will, zuletzt mehrfach kritisch über die Fifa geäußert und gar einen Vertrauensverlust konstatiert hat.

Quelle: ntv.de, cwo/sid

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