Verhandlungen in vollem Gang Wer kriegt Özil, wer Lahm?
16.07.2010, 10:51 UhrWährend in Südafrika das weltmeisterliche Fußballfest über die Bühne ging, hat sich, weitgehend unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit, auch in der Bundesliga viel getan. Und das Wechselkarussell dreht sich munter weiter. Die besten Spekulationen, aus denen noch etwas werden könnte.

Mit 33 Jahren sucht sich Raul, lebende Real-Madrid-Legende, noch einmal einen neuen Verein - und wird offenbar in Gelsenkirchen fündig. Wo auch sonst?
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Sami Khedira soll angeblich schon bei Real Madrid unterschrieben haben, weiß davon aber noch nichts. Sagt zumindest sein Berater. Was alle wissen: Khediras Vertrag beim VfB Stuttgart läuft nächstes Jahr aus und der VfB ist, ganz die schwäbische Hausfrau, nicht gewillt, seinen Mittelfeldmotor ablösefrei ziehen zu lassen. Heißt: Entweder verlängert der 23-Jährige seinen Vertrag über 2011 hinaus, oder er wird noch 2010 verkauft. Neben Real Madrid soll auch der FC Chelsea interessiert sein, weil Khediras Mittelfeldpartner im DFB-Team, Bastian Schweinsteiger, beim FC Bayern auch im Tausch gegen zig Öl-Millionen nicht abkömmlich ist - auch nicht für Inter Mailand und Juventus Turin, die Schweinsteiger ebenfalls ihren Wunschspieler nennen.
Dafür könnten die Stuttgarter demnächst einen Anruf vom Hamburger SV erhalten. Nach übereinstimmenden Berichten des Fachmagazins "kicker" und des "Hamburger Abendblatt" möchte der HSV nach wie vor Serdar Tasci für seine Innenverteidigung verpflichten. Und im Gegensatz zum ebenfalls gehandelten Schalker Heiko Westermann soll der 23-Jährige in einem Gespräch mit seinem Berater Uli Ferber auch signalisiert haben, sich einen Wechsel vorstellen zu können. Zumal beim HSV sein ehemaliger Förderer Armin Veh als Coach tätig ist. Tascis Vertrag beim VfB ist noch bis 2014 gültig, dafür kann er für 15 Millionen Euro gehen - Stuttgart will ihn aber nicht gehen lassen. Alternativ soll der HSV auch mit dem 32-jährige Franzosen William Gallas liebäugeln, der sich mit einer ganz starken WM für einen ablösefreien Wechsel vom FC Arsenal empfohlen hat.

Falls Sie fragen: Gregory van der Wiel gehörte im WM-Finale nicht zu der niederländischen Minderheit, die keine Gelbe Karte bekam.
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Zum Ende der Bundesliga-Saison hatte die Münchner Boulevardzeitung "tz" in einer 78-teiligen Klickstrecke alle möglichen und unmöglichen Neuzugänge für den FC Bayern präsentiert. Gregory van der Wiel, 22 Jahre alt, Niederländer und folglich fairer WM-Zweiter (Glückwunsch!), war auch dabei. Inzwischen ist der junge Rechtsverteidiger von Ajax Amsterdam zum Transferziel Nr. 1 aufgestiegen, was auch in Amsterdam nicht verborgen geblieben ist. Dort fordert man deshalb 15 Millionen Euro für van der Wiel, oder sogar 20 Millionen. Auf jeden Fall viel mehr, als die Bayern zahlen wollen. Heißt: Der Poker läuft.
Und hier kommt Philipp Lahm ins Spiel. Warum? Weil Deutschlands bester Rechtsverteidiger, der gleichzeitig Deutschlands bester Linksverteidiger ist, dann wieder die Seite wechseln müsste. Etwas, das er nur ungern tut und in der Nationalmannschaft strikt verweigert. Und da kommt Manchester United ins Spiel, das Lahm schon einmal verpflichten wollte und nun erneut interessiert sein soll. Meldet die "Daily Mail" ohne Nennung einer Quelle oder potentiellen Ablösesumme. Dafür erinnert die Zeitung daran, dass im Gegenzug der südkoreanische Offensivallrounder Ji-Sung Park von Manchester nach München wechseln könnte. Der hatte es auch schon in die "tz"-Klickstrecke geschafft. Und damit nicht genug: "4-4-2" bringt als Interessenten für Lahm auch noch Real Madrid ins Spiel. Wobei die "Königlichen" außerdem sehr stark an den Außenverteidigern Ashley Cole (FC Chelsea/linke Seite) und Maicon (Inter Mailand/rechte Seite) interessiert sein sollen.
Ganz offiziell weltweit begehrt ist Mesut Özil von Werder Bremen. Seine Vertragssituation gestaltet sich ähnlich übersichtlich wie im Fall Khedira, allerdings wollen ihn die Vereinsoffiziellen offiziell nicht ziehen lassen. Inoffiziell schon, sofern ein Top-Angebot für den 21-Jährigen eintrifft. Der während der WM schon als perfekt vermeldete Transfer zum FC Barcelona mit anschließender einjähriger Rück-Ausleihe nach Bremen war erfunden. Wahr ist hingegen, dass der FC Chelsea sehr interessiert ist, aber laut "Sun" auch felsenfest überzeugt, dass man Özil eh nicht bekommt – weil er zum FC Bayern wechselt.
Ebenfalls einst beim FC Bayern im Gespräch, inzwischen aber auf der Ersatzbank von Juventus Turin gestrandet. ist Özils Vorgänger in Bremen, der Brasilianer Diego. In der Autostadt Turin hat er nicht wirklich sein Glück gefunden, weshalb es ihn nun in die Autostadt Wolfsburg ziehen könnte. Alternativ buhlt der VfL auch um die Dienste des 20-jährigen Montenegriners Stevan Jovetic vom AC Florenz, mit 17 Millionen Euro. Zwei Millionen weniger soll der FC Barcelona für den offensiven Mittelfeldspieler bieten und sich dabei auf die minimal größere Strahlkraft des eigenen Vereinsnamens verlassen. Florenz verlässt sich darauf, dass der in Vorsaison als Torschütze (11) und Vorlagengeber (11) überzeugende Jovetic bis 2015 verlängert. Meldet "Goal".
Wie auch immer: In Wolfsburg wird sehr wahrscheinlich die Planstelle als Spielmachers frei, denn Zvjezdan Misimovic möchte Wolfsburg gern verlassen – und zum Beispiel nach Schalke wechseln. Dort hat der Vorstand seinem Trainermanager Felix Magath die Lizenz zum Gelddrucken erteilt, um Neuverpflichtungen tätigen zu können. Dass ist insofern konsequent, da Schalke gar kein Geld hat, Magath aber 25 bis 30 Millionen für Neu-Schalker ausgeben möchte. Das ist in etwa die Summe, die Juventus für Wolfsburgs Stürmer Edin Dzeko geboten hat. Das ist aber auch ungefähr die Summe, mit der die klamme Stadt Gelsenkirchen über ihre Gesellschaft für Energie und Wirtschaft (GEW) den noch klammeren Verein in der Vorsaison vor der Pleite gerettet hat.
Neben Misimovic hat Magath auch Interesse an Real Madrids alterndem Weltstar Raul, ohne den Spanien gerade in Südafrika erstmals Weltmeister geworden ist. Acht Millionen Euro brutto soll Magath die Verpflichtung des Champions-League-Rekordtorschützen für zwei Spielzeiten wert sein. Auch von Eindhoven führt unbestätigten Gerüchten zufolge bereits eine Spur aus frisch gedruckten Geldbündeln nach Gelsenkirchen, auf diese Weise soll der niederländische Flügelspieler Ibrahim Afellay vom PSV zu Schalke gelockt werden. Nicht ausgeschlossen ist allerdings, dass Afellay unterwegs abbiegt und beim HSV landet. Dort hat er ja angeblich schon vor der WM unterschrieben. Sollte es Afellay allerdings doch bis Gelsenkirchen schaffen, wären die für ihn vorgesehenen HSV-Millionen frei für das Schweizer Mittelfeldtalent Xherdan Shaqiri vom FC Basel, mit dem bereits verhandelt wurde: Der 18-Jährige soll rund 8 Millionen Euro kosten. Etwas billiger wollen die Hanseaten 35-Millionen-Euro-Flop Mario Gomez vom FC Bayern bekommen. Der von Louis van Gaal ungeliebte Stürmer soll ausgeliehen werden. Ein Ersatzkandidat in München wäre angeblich der angeblich bereits intensiv beobachtete Uruguayer Edinson Cavani vom Serie-A-Klub US Palermo, um den aber nicht nur der VfL Wolfsburg mitbieten soll, sondern dummerweise auch Triple-Gewinner Inter Mailand.

Giovani dos Santos gehört zu der kickenden Hundertschaft, die derzeit mit dem FC Schalke in Verbindung gebracht wird.
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Ein angeblicher Kandidat für Schalke ist derweil der 21-jährige Mexikaner Giovani dos Santos. Einst aus der berühmten Nachwuchsschmiede des FC Barcelona hervorgegangen, zog es ihn früh zu den Tottenham Hotspurs. Die ließen ihn nicht spielen und deshalb bald auf Leihbasis zu Galatasaray Istanbul ziehen, das seine Kaufoption bislang nicht gezogen hat. Deshalb soll nun, nach dos Santos' gelungenen WM-Aufritten mit Mexiko und exklusiven Informationen von "4-4-2", Schalke zuschnappen wollen - als Leihgeschäft mit Option auf eine Verpflichtung. Sollte dos Santos nicht kommen, klappt es vielleicht mit Diego Godin. Der FC Villarreal soll bereit sein, den 24-jährigen Innenverteidiger für 12 Millionen Euro abzugeben. Oder Stürmer, laut "Kicker", Stürmer Guillaume Hoarau. Der 26-Jährige von Paris St. Germain soll für rund 10 Millionen Euro zu haben sein. Notfalls müssen sie eben in Gelsenkirchen nochmal nachdrucken.
Wechselbörse Bundesliga
Quelle: ntv.de