Fußball

Sperre "ein Aprilscherz" Beckenbauer macht sich über Fifa lustig

Träger des Präsidenten-Preises der Fifa: Franz Beckenbauer mit Boss Joseph Blatter.

Träger des Präsidenten-Preises der Fifa: Franz Beckenbauer mit Boss Joseph Blatter.

(Foto: imago sportfotodienst)

Die "Lichtgestalt" Franz Beckenbauer gerät immer tiefer in den Strudel der Affäre um die WM-Vergabe an Katar. Die Fifa sperrt ihn für 90 Tage. Er hatte Fragen des Chef-Ermittlers nicht beantwortet. Beckenbauer kümmert das alles wenig.

"Kaiser" Franz Beckenbauer am Pranger: Der Fußball-Weltverband hat den 68-Jährigen, einst Mitglied im Fifa-Exekutiv-Komitee, provisorisch für 90 Tage für jegliche nationale und internationale Tätigkeit im Fußball gesperrt. Beckenbauer hatte einen Fragebogen von Fifa-Chefermittler Michael J. Garcia zur umstrittenen WM-Vergabe 2022 nicht beantwortet.

In einer ersten Reaktion zeigte sich Beckenbauer mehr als gelassen. "Ich habe gedacht, das ist ein Aprilscherz. Vielleicht hat sich da jemand einen Spaß erlaubt", kommentierte er im TV-Sender "Sky" die Strafe. Auch den Vorwurf der Ermittler hatte er zuletzt in seiner Hauspostille "Bild" vehement bestritten. "Das ist ein bisserl andersherum. Ich war bereit, alle relevanten Fragen zu beantworten, nur die kamen in Juristen-Englisch, die ich bei einer so komplizierten Materie nicht vollständig verstanden habe", sagte er: "Ich bat daraufhin höflich um eine Unterredung in deutscher Sprache, und diese wurde abgelehnt. Daraufhin war meine Reaktion: Dann eben nicht."

Beckenbauer war bis März 2011 Exko-Mitglied der Fifa, heute ist er nur noch Berater. Bei den WM-Vergaben für 2018 (Russland) und 2022 (Katar) hatte er am 2. Dezember 2010 nach Angaben der "Bild" für die russische beziehungsweise die US-amerikanische Bewerbung gestimmt.

"Bin der falsche Ansprechpartner"

Die Sperre wurde vom stellvertretenden Vorsitzenden der rechtsprechenden Kammer der Fifa-Ethikkommission, Alan Sullivan, auf Antrag von Garcia ausgesprochen und gilt ab sofort. Beckenbauers Name war zuletzt erstmals von der britischen Zeitung "Sunday Times" ins Spiel gebracht worden. Der "Kaiser" hatte sich gegen die Vorwürfe aber gewehrt. "Ehrlich gesagt: Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Ich habe oft genug erklärt, dass ich für das Thema Korruption der falsche Ansprechpartner bin", hatte er gesagt.

Die Entscheidung, ihn zu sperren, basiert auf den Fifa-Ethikreglements, da davon ausgegangen werden könne, dass es zu einem Vergehen gegen das Ethikreglement gekommen sei und dass es nicht möglich sein werde, früh genug eine reguläre Entscheidung zu treffen, teilte der Weltverband nun mit.

Die Fifa wirft Beckenbauer fehlende Kooperation vor, obwohl er wiederholt angefragt wurde, in einem persönlichen Interview oder durch die Beantwortung schriftlicher Fragen, die in Englisch und Deutsch gestellt wurden, Informationen zu liefern. Der Fall unterliegt nun dem offiziellen Untersuchungsverfahren, das von Vanessa Allard, Mitglied der Untersuchungskammer, geleitet wird. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hatte Beckenbauer zuletzt vehement in Schutz genommen. "Ich weiß, dass Franz ein absoluter Ehrenmann ist", sagte Niersbach am Rande des Fifa-Kongresses in Sao Paulo. Jede "wie auch immer geartete Unterstellung gegen ihn kann ich zurückweisen", sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes.

Quelle: ntv.de, Ralph Durry/Oliver Mucha, sid

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