Redelings Nachspielzeit

Hass-Gipfel auf dem Betzenberg Als Uli Hoeneß einen Leibwächter brauchte

Ein klassischer Hoeneß-Kopf.

Ein klassischer Hoeneß-Kopf.

Nach der Partie im Frühjahr 2002 auf dem Kaiserslauterer Betzenberg waren mit Uli Hoeneß die Pferde durchgegangen. Den Trainer der Roten Teufel, Andreas Brehme, hatte er heftig attackiert und das Pfälzer Publikum als "Tiere" beschimpft. Nun war es Ende November geworden - und die dramatische Rückkehr auf den Betzenberg stand an!

"Hass-Gipfel. Sicherheitsstufe eins!" Die Presse befürchtete das Schlimmste. Für das Spiel Ende November 2002 sagte eine große deutsche Boulevard-Zeitung den "Fußball-Krieg" in Kaiserslautern voraus. Und als Hauptfigur mittendrin: Uli Hoeneß. Nach seinen Äußerungen im Frühjahr, als die Partie zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem FC Bayern München trotz eines eher harmlos erscheinenden Ergebnisses von 0:0 aus dem Ruder gelaufen war, rechnete man allen Ernstes mit "Ausschreitungen" gegen den Bayern-Manager. Zu seiner eigenen Sicherheit sollte Hoeneß von einem Leibwächter vor dem "heißblütigen Publikum" auf dem Betzenberg beschützt werden.

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Und tatsächlich: Das Aushängeschild der Münchener hatte Muffensausen - und versuchte zwei Tage vor der Begegnung verzweifelt zurück zu rudern. "Ich habe mich damals kurz vergessen", ließ er den Fans des 1. FC Kaiserslautern ausrichten. Doch nicht nur die Anhänger der Roten Teufel, sondern auch die Offiziellen erinnerten sich nur zu gut an Hoeneß' Brandrede nach der hitzig geführten Partie: "Es ist unerträglich, wie Brehme und seine sportlichen Helfer bei jeder Szene an die Bande rennen und die Zuschauer gegen den Schiedsrichter und vor allem gegen die gegnerische Mannschaft aufbringen. Da braucht man sich nicht zu wundern, wenn sich die Zuschauer so benehmen, wie sie es hier tun. Nämlich teilweise wie die Tiere."

Eine "glatte Lüge"

Lange acht Monate hatte sich Hoeneß für diese und andere Worte bei den Pfälzern nicht entschuldigt - doch zwei Tage vor dem Spiel hatte er es plötzlich ganz eilig. Dementsprechend schlecht kam seine Versöhnungsgeste gleich beim ersten Hören bei den Kaiserslauterern an.

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Doch das war noch nicht alles: Denn der Bayern-Manager hatte sich mit seinen weiteren Ausführungen ("Im Übrigen, und das ist ganz wichtig, bezog sich meine damalige Aussage nicht auf alle Zuschauer, sondern auf jene, die hinter dem Stadion unsere Spieler mit Bier überschüttet sowie den ganzen Betzenberg hinab unseren Bus mit Fäusten traktiert und bespuckt haben. Die kamen mir vor wie Lamas, deshalb entstand der Vergleich mit den Tieren. Ich wollte keinesfalls die anderen Zuschauer beleidigen") noch weiter in den Schlamassel geritten. Denn schnell stellten die FCK-Anhänger klar, dass diese Aussage von Hoeneß eine "glatte Lüge" sei, da er seine damalige Kritik am Pfälzer Publikum bereits vor der Abfahrt des Busses geäußert hatte. Das erhitzte die Gemüter selbstverständlich noch mehr.

Dem 1. FC Kaiserslautern blieb nichts anderes übrig, als gemeinsam mit den Behörden die Sicherheitsvorkehrungen zu erhöhen. Es wurden ein "Alkoholverbot" (interessanterweise bedeutete dies damals, dass es Bier nur "bis 3,5 Prozent Alkohol" gab) und eine Verdopplung des Polizeiaufgebots beschlossen. Zudem sollten die Sicherheitskräfte dieses Mal auch den Mannschaftsbus der Bayern zum Stadion hin und später auch den Betzenberg wieder hinunter begleiten. Und dann war da ja auch noch Hoeneß' persönlicher Leibwächter. Doch der hatte zum Erstaunen vieler noch eine weitere Aufgabe, als sich allein um die körperliche Unversehrtheit des Bayern Managers zu kümmern.

... und dann das Spiel

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Den "Sonderauftrag" für den Mann des Ordnungsdienstes formulierte Hans-Günther Neues, damals Fanbeauftragter und früher selbst Profi bei den Roten Teufel, so: "Der muss aufpassen, dass der Hoeneß nicht wieder wie wild auf dem Platz herumspringt und unsere Leute anmacht. Die Regeln gelten für alle. Es kann ja nicht sein, dass der hier macht, was er will." Kurzum: Hoeneß' Leibwächter sollte also nicht nur den Bayern-Manager vor anderen schützen, sondern auch vor sich selbst. Hoeneß zeigte sich von der Idee verständlicherweise nicht sonderlich begeistert - wollte aber vor der Partie nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen.

Und dann kam der vorher viel diskutierte Nachmittag Ende November 2002. 40.010 Zuschauer hatten sich auf dem Betzenberg versammelt und freuten sich voller (An-)Spannung auf eine mitreißende und interessante Begegnung. Doch all das, was man vorher erwartet und teilweise befürchtet hatte, trat nicht ein. Denn nach nur 16 Spielminuten führten die Bayern nach Toren von Michael Ballack und Roque Santa Cruz bereits mit 2:0. Und an diesem Ergebnis änderte sich auch nach 90 Minuten nichts mehr. Es war für alle Beteiligten ein ruhiger Tag. Auch für Uli Hoeneß und seinen extra für ihn abgestellten Leibwächter.

Quelle: ntv.de

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