MMA

Matchmaking hinter den Kulissen Wenn MMA-Stars ausfallen, beginnt das Strippenziehen

Es geht um Siege und Titel in MMA - damit die besten Duelle zustande kommen, müssen viele Faktoren stimmen.

Es geht um Siege und Titel in MMA - damit die besten Duelle zustande kommen, müssen viele Faktoren stimmen.

Kurzfristige Verletzungen oder Krankheiten sind bei MMA-Veranstaltungen nicht untypisch. In diesen Fällen muss sich der Veranstalter um Ersatz kümmern. Verantwortlich ist dafür der Matchmaker. Für Fans klingt das wie ein Traumjob, der allerdings für ordentlich Kopfschmerzen sorgen kann.

Max Holzer fällt für das Oktagon-Event in Hannover (am 13. September auf RTL+) aus. Für den Veranstalter eine Katastrophe, hat man die Veranstaltung doch rund um den Lokalmatador und seinen Hauptkampf gegen den Dortmunder Khalid Taha aufgebaut. Bei vier weiteren Kämpfen des Events kam es ebenfalls zu gesundheitsbedingten Absagen. Was in solchen Fällen im Hintergrund passiert und warum nicht immer Traumkonstellationen bei Käfigkämpfen zustande kommen, erklärt Matchmaker Max Merten im Gespräch mit RTL/ntv.

In der Regel gibt es in einer MMA-Organisation einen hauptverantwortlichen Matchmaker, der seine Kontakte in der ganzen Welt hat und sich aus einem Pool an Kämpfern, die beim Veranstalter unter Vertrag stehen, bedient. Er sucht aber auch nach potenziellen Profis außerhalb der Organisation. Merten assistiert dem Oktagon-Matchmaker im deutschsprachigen Raum, war aber lange Zeit selbst hauptverantwortlich bei der Organisation NFC.

"Kurzfristige Verletzungen oder Krankheiten lassen sich nicht einkalkulieren, sorgen aber für die größten Kopfschmerzen beim Matchmaker", so der ehemalige Profikämpfer. "Im Fall von Holzer war die Absage ein herber Schlag." Zunächst habe man geschaut, wer auf der gleichen Veranstaltung in dieser Gewichtsklasse aufrücken könnte. Das sei der Idealfall. "Aber leider haben die Teams und Kämpfer andere Ansichten. Das war in diesem Fall auch so", so Merten.

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Sobald ein Kämpfer ausfällt, gehe der "Buschfunk" los, wie der 38-Jährige sagt. Andere Manager melden sich dann beim Matchmaker und bieten ihre Schützlinge an, die einspringen könnten. Gleichsam würde man aber auch die eigenen Kontakte abfragen, ob bestimmte Athleten zur Verfügung stehen. "Das größte Problem als Matchmaker ist aber: Du hast eine Idee, die Kämpfer sehen das oft anders." Auch wenn MMA-Profis nur Gage erhalten, sobald sie in den Käfig steigen, sei das Druckmittel "Du kämpfst gegen diesen Gegner oder gar nicht" mit Vorsicht zu genießen. "Man muss mit Fingerspitzengefühl rangehen und antesten, wozu der Kämpfer bereit ist."

Merten: Es ist unmöglich, jeden zufriedenzustellen

MMA-Kämpfer bereiten sich mehrere Monate auf einen bestimmten Gegner vor. Ein neuer Kontrahent könnte Stärken in anderen Bereichen haben und durch die dann nicht so spezifische Vorbereitung steigt das Risiko einer Niederlage - das hat ein Nachspiel für die Karriere. "Im Idealfall kriegst du eine Lösung hin, mit der alle happy sind", sagt Merten. Die Lösung kann dann aus Versprechen für zukünftige Kämpfe oder einer Anpassung der Gagen bestehen. "Selbst das reicht manchmal nicht", so Merten.

Der Matchmaker kümmert sich bei Kampfansetzungen auch darum, dass eine Veranstaltung rentabel bleibt. "Man muss sich an ein bestimmtes Budget halten. Ein großer Name macht auch einen Großteil des Budgets aus und den Rest der Veranstaltung muss man entsprechend interessant gestalten", sagt Merten. "Als Matchmaker muss ich mich fragen: Welche Kämpfe brauche ich, um ein Event auszuverkaufen?! Eine halbleere Arena gibt auch im Stream kein gutes Bild ab." Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle, denn hinter jedem Kämpfer stecken gewisse Zahlen: Wie viele Tickets kann er verkaufen, wie hoch ist seine Gage, wie groß seine Reichweite.

Die Fans sehen entsprechend nicht, wie komplex der Entscheidungsweg einer Kampfansetzung tatsächlich ist. Alle kann man ohnehin nicht glücklich machen, weiß auch Merten. "Es wird immer erwartet, dass du beim nächsten Event einen oben draufsetzt. In dem Prozess, wie ein Kampf zustande kommt, sind aber viele Menschen involviert und viele Faktoren spielen eine Rolle. Das ist ein heftiger Job." Erst wenn alle Kämpfer das offizielle Wiegen absolviert hätten, könne man durchatmen.

Quelle: ntv.de

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