MMA auf dem VormarschWas blüht da im Schatten von Oktagon?

Wer in Deutschland über Mixed Martial Arts spricht, wird vorwiegend zwei Organisationen nennen: Die UFC und Oktagon. Doch mittlerweile haben sich mehrere kleinere Organisationen auf dem deutschen Markt fest etabliert, füllen regionale Lücken, und bilden eine Subkultur des Sports.
Mit The Cage MMA, We Love MMA oder Mixed Fight Championship gibt es einige deutsche Veranstaltungsreihen, die Hallen mit mehreren Tausend Zuschauern füllen, aber einen größeren Fokus auf den Sport und die Nachwuchsarbeit legen. So dürfen bei den genannten Veranstaltungen auch Amateure erstmal die Luft auf größerer Bühne schnuppern.
Die Herausforderungen für kleinere Organisationen sind allerdings groß, wie "The Cage MMA"-Veranstalter Sascha Poppendiek erklärt: "Man muss mit begrenzten finanziellen und personellen Ressourcen zu arbeiten. Die Zusammenstellung der Fightcard ist anspruchsvoll, da erfahrene oder bekannte Kämpfer oft teuer oder langfristig gebunden und kurzfristige Absagen schwer zu ersetzen sind." Die Vermarktung laufe vorwiegend über Social Media, regionale Werbung und persönliche Nähe zur MMA-Community.
Poppendieck bezeichnet seine Organisation als "Sprungbrett für den Nachwuchs", die "ambitionierten Kämpfern eine professionelle Plattform" bieten kann. Bekanntere Athleten hätten dagegen die Möglichkeit, aktiv zu bleiben und auf den Events anzutreten. "Showelemente sind bewusst Teil des Events", sagt Poppendieck mit Blick auf den Branchenprimus in Deutschland. "Sie sorgen für Atmosphäre, Emotionen und Unterhaltung, ohne den sportlichen Kern zu überlagern." Die meisten der "The Cage"-Events fanden in Magdeburg statt, was sich aber in Zukunft ändern könnte. "Mit wachsendem Erfolg sind größere Hallen realistisch, ebenso Veranstaltungen an weiteren Standorten", sagt der ehemalige Profi-Kickboxer.
"Organisationen schießen aus dem Boden"
An vielen verschiedenen Standorten ist We Love MMA dagegen schon angekommen. Als Matchmaker kümmert sich Sven Neumann um die Kampfansetzungen. "We Love war immer der Underdog", sagt er. "Die anderen haben sich die großen Fische geangelt und das große Brimborium geboten, aber We Love MMA hat diese Konstanz." Es werde vernünftig gewirtschaftet und man habe eine klare Linie, betont er. Die Organisation setzt vor allem auf deutsche Talente. So konnte man sich in den vergangenen Jahren ein Stammpublikum erarbeiten.
"Im Gegensatz zu Oktagon ist es nicht so bunt, sondern sehr sportlastig. Wenn du den Mainstream haben möchtest, brauchst du das Partypublikum, das sich vielleicht nicht so auskennt", sagt Neumann. Wer ein Event von We Love besucht, wird schnell feststellen, dass es etwas respektvoller fast schon andächtig zugeht. Die Zuschauer honorieren jeden Kämpfer, die Inszenierung spielt keine Rolle. Neumann sieht allerdings einen Sättigungsgrad bei kleineren Organisationen erreicht. "Der Erfolg von MMA hat Begehrlichkeiten geweckt. Es gibt immer solche Phasen, in denen neue Organisationen aus dem Boden schießen. MMA ist aber immer noch ein Nischensport. Mit Oktagon steht da ein Leuchtturm und drei bis vier Veranstalter da drunter, wie eine Art Zulieferer." Es sei am Ende fraglich, ob es genug Sportler gibt, die auf diesen Bühnen antreten können, so Neumann.
Dabei sind kleinere Veranstaltungen ein wichtiger Faktor, wie MMA-Manager Niels Schlaegel weiß. "Es ist für das Wachstum des Sports enorm wichtig, möglichst viele Plattformen für die Athleten zu haben. So können die Athleten, besonders zum Start ihrer Karriere, auf einer etwas kleineren Bühne, wertvolle Erfahrung sammeln." Nicht jeder MMA-Kämpfer habe das Ziel, auf den größten Bühnen anzutreten. "Hier mischen sich - auch im Profibereich - oftmals noch die Leidenschaft für den Sport mit anderen Faktoren, wie die Zeit fürs Training, ein Hauptberuf, als auch mangelnder monetärer Anreiz und das Alter des Athleten", so der Betreiber des MMA Spirit in Frankfurt am Main.
Wo Kämpfer platziert werden, das entscheidet ein Manager wie Schlaegel basierend auf verschiedenen Faktoren. "In erster Linie hängt es davon ab, auf welcher Entwicklungsstufe sich ein Athlet befindet", sagt der Manager. Das betrifft sowohl die kampfsportlichen und auch medialen Fähigkeiten. "Am Ende ist es auch entscheidend, was für Gegner und Kampfgagen an welchem Veranstaltungsort angeboten werden können. Bei einem lokalen Star macht es meistens für den Veranstalter als auch den Kämpfer Sinn, in der Nähe der eigenen Heimat zu kämpfen."