MMA

Vom Einwanderer zum MMA-Star Wie "Schwarzwald-Helmut" allen Widerständen trotzt

Geboren im Iran, kämpft unter deutscher Flagge: Hojat "Helmut" Khajevand.

Geboren im Iran, kämpft unter deutscher Flagge: Hojat "Helmut" Khajevand.

Zu Fuß aus dem Iran nach Deutschland. Die Reise von MMA-Profi Hojat Khajevand als beschwerlich zu beschreiben, wäre untertrieben. Der Sport wird für ihn letztlich zum Türöffner und mit seinem nächsten Kampf kann er einen echten Meilenstein erreichen.

Hojat Khajevand ist im Sport Mixed Martial Arts eine Ausnahmeerscheinung - wegen seiner Ausnahmegeschichte. Nach seinem Abitur kommt er als Flüchtling nach Deutschland und wandert aus seinem Geburtsland Iran weitestgehend zu Fuß in Richtung Bundesrepublik. Mittlerweile ist er Deutscher, trägt den Spitznamen "Helmut" und zählt zu den erfolgreichsten Kämpfern bei Oktagon. In Bratislava (am 4. Oktober auf RTL+) kämpft der Freiburger um den Einzug ins Gamechanger-Finale und um ein lebensveränderndes Preisgeld.

Seine Reise aus dem Iran 2009 dauerte drei Monate. Die meiste Zeit war der heute 35-Jährige "viel zu Fuß und per Anhalter" unterwegs, wie er RTL/ntv erzählt. Viel einfacher wurde es danach nicht. "Die ersten Jahre in Deutschland waren sehr schwierig. Die Asylpolitik war viel härter. Ich habe mit zwei anderen auf 20 Quadratmetern in einem Flüchtlingsheim gelebt. Ich durfte nicht arbeiten, ich durfte nicht zur Schule gehen. Deutsch habe ich mir selbst beigebracht." Studieren und Arbeit finden - und in der Bundesliga ringen - seien damals seine Ziele gewesen, betont er.

Ringen wird zum Türöffner

Der Sport wurde für Khajevand letztlich zum Türöffner. Über den Ringer-Verein in Freiburg bekam er eine Wohnung gestellt, drei Jahre später wurde sein Flüchtlingsstatus anerkannt. Mittlerweile hat er die deutsche Staatsbürgerschaft.

Oktagon 77 in Bratislava...
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... am 4. Oktober ab 18 Uhr LIVE auf RTL+!

Mit dem deutschen Pass kam auch ein neuer Spitzname. Arbeitskollegen des Facility Managers waren dafür verantwortlich. "Ich bin zur Arbeit gekommen und meine Kollegen haben mich empfangen mit den Worten: Hojat, jetzt bist du Deutscher, dann bekommst du auch einen deutschen Namen. Ab heute heißt du Helmut!" Der Name hat sich eingebrannt beim Freiburger. "Wenn ich den Namen höre, drehe ich mich schon um, ob ich gemeint bin", sagt Khajevand.

Lange zeigte Khajevand seine ringerischen Fähigkeiten in der 1. und 2. Bundesliga, ehe sich vor acht Jahren stetig die Begeisterung für MMA entwickelte. Dass der "knallharte Sport" einmal das Ringen als Nummer eins bei ihm ablöst, das überrascht ihn noch heute. "Ringen ist im Iran wie Fußball in Deutschland - fast schon eine Religion", erklärt er. "Aber MMA ist ehrlich. Das liebe ich daran. Es wird gekämpft und man respektiert sich. Jeder weiß: Der Gegner hat das Gleiche im Training und diesen Respekt verdient."

"Arbeite jeden Tag bis zu 14 Stunden"

Wie ein MMA-Profi leben kann "Helmut" allerdings nicht. Khajevand arbeitet Vollzeit und leitet zusammen mit seinem Trainer Pascal Krauss ein Gym. "Ich arbeite jeden Tag bis zu 14 Stunden. In einer guten Woche trainiere ich vier bis fünf Mal. Das ist hart, aber das macht mich auch stolz. Ich ziehe das durch, obwohl ich so viel am Laufen habe", sagt der Mittelgewicht-Kämpfer. Trotz der nicht ganz idealen Voraussetzungen hat sich der 35-Jährige in diesem Jahr im Gamechanger-Turnier bis ins Halbfinale gekämpft. Sollte er das Turnier gewinnen, hätte er innerhalb eines Jahres rund 300.000 Euro an Gage eingestrichen - eine enorme Summe in MMA, wo Kämpfer bereits für wenige Tausend Euro antreten.

Dafür muss er in Bratislava erstmal an Krzysztof Jotko vorbei. Der Pole ist einer der Turnierfavoriten, kämpfte neun Jahre lang erfolgreich in der UFC - der MMA-Champions-League. Vor dem Kampf hatte Jotko angekündigt, seinen Gegner wie einen "Cookie" verspeisen zu wollen. "Er ist komplett verrückt. Durch und durch ein Kampfsportler", beschreibt Khajevand seinen Gegner. Jotko habe schon in der UFC gekämpft, da habe er nicht einmal gewusst, was MMA ist, so der Freiburger. "Abseits der UFC hat Jotko noch keinen Kampf verloren - das wird sich am Samstag ändern", gibt sich Khajevand dennoch kämpferisch.

Quelle: ntv.de

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