Auftritt für den Autokraten Netrebko erfreut Putin
07.02.2014, 14:15 Uhr
Wladimir Putin gratuliert Anna Netrobko, als sie 2008 zur "Volkskünstlerin" ernannt wird.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Sie unterstützt Wladimir Putin im Wahlkampf, will aber unpolitisch sein: Anna Netrebko. Bei der Olympia-Eröffnungsfeier beweist der Opernstar, dass nicht nur Sport und Politik, sondern auch Kunst und Politik viel miteinander zu tun haben.
Anna Netrebko und Garri Kasparow werden bestimmt keine Freunde mehr. Während der russische Opernstar am Abend bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele für Glanz sorgen soll, ätzt die russische Schachlegende gegen "Putins Spiele". "Olympische Spiele und Diktaturen gehen eine Beziehung ein, die auf Geld und Korruption basiert. Sport ist auf der Liste ziemlich weit unten", drückt es Kasparow aus, der aus Furcht vor juristischer Verfolgung aufgrund seiner politischen Aktivitäten mittlerweile in Genf lebt. Olympia biete eine gewaltige Plattform für Propaganda.
Das sieht nicht nur das IOC mit seinem Vorsitzenden Thomas Bach komplett anders. Auch Netrebko dürfte dem widersprechen, wenn sie sich denn zu Politik äußern würde. Das tut sie aber nicht.
Sie handelt lieber. Bei der letzten russischen Präsidentschaftswahl Anfang 2012 hatte sie Wladimir Putin unterstützt: Ihr Name fand sich auf der Liste von rund 500 "Vertrauenspersonen", die das Image von Putin aufpolieren sollten. Zum Dank durfte sie vergangenen Juni auf dem Roten Platz in Moskau vor 10.000 Menschen singen. Selbstverständlich trägt sie die Auszeichnung "Volkskünstler" und repräsentiert damit Putins Russland bei ihren weltweit gefeierten Auftritten.
Kritik an Putin? Niemals. Während Putins Herrschaft immer autokratischer wird und sich der Präsident in chauvinistischer Selbstdarstellung gefällt, hüllt sich die Star-Sopranistin in Schweigen. Auf ihre Regimenähe oder die Menschenrechtslage angesprochen, bügelt sie die Fragen ab. "Ich beantworte keine politischen Fragen", sagt sie dann. Oder: "Ich verstehe nichts von Politik."
Das mag sein. Wenn sie einen Wahlaufruf für Putin unterschreibt oder am Abend bei der pompösen Eröffnungsfeier die Olympische Hymne singt, ist das allerdings überaus politisch. Schließlich sonnt sich Putin im Glanz seines Prestigeprojekts. "Die Teilnahme an dem Ereignis, vor allem an der Eröffnungszeremonie, gibt dem Diktator Auftrieb, denn das ist das, was er will und braucht - irgendwie im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen", sagt Kasparow.
Wie gut, dass Joachim Gauck in Deutschland geblieben ist.
Quelle: ntv.de