Harte Kritik am Umgang mit Tier Pferde-Drama kostet Schleu die Chance auf Gold

Nach drei Disziplinen führt Annika Schleu den Modernen Fünfkampf in Tokio an, doch das Springreiten bringt ein Drama für die deutsche Goldkandidatin. Das Pferd verweigert, Schleu fällt weit zurück. Doch neben Mitleid wächst auch umgehend die Kritik, wie mit dem Tier umgegangen wird.

Drama auf dem Rücken von Saint Boy: Fünfkämpferin Annika Schleu muss ihren Traum von einer Medaille bei den Olympischen Spielen nach einem völlig missglückten Reiten begraben. Die auf Goldkurs liegende Olympia-Vierte von Rio blieb ohne Punkte und fiel vor dem abschließendem Laser-Run mit 551 Zählern vom ersten auf den 31. Platz zurück. Schleu und Peking-Olympiasiegerin Lena Schöneborn auf der Tribüne brachen in Tränen aus. Auch die zweite deutsche Starterin Rebecca Langrehr (717) ist auf dem 29. Rang ohne Medaillenchance. In der Schlussdisziplin gelang den beiden Deutschen beim Sieg der Britin Kate French keine Aufholjagd mehr, am Ende wurde Langrehr 30., während Schleu den Wettkampf auf Rang 31 beendete.

Sportsoldatin Schleu hatte das Reiten mit 24 Punkten Vorsprung auf die ROC-Athletin Juliana Bataschowa in Angriff genommen. Auf dem Rücken von Saint Boy, auf dem Bataschowas Landsfrau Gulnas Gubaidullina vor Schleu bereits ohne Punkte geblieben war, lief dann aber nichts mehr.

Nur mit Mühe brachte Schleu das ihr zugeloste Pferd überhaupt auf den Parcours. Dort verweigerte Saint Boy mehrfach. "Weiter, weiter", rief Bundestrainerin Kim Raisner - es nützte nichts. In den sozialen Medien war neben Mitgefühl allerdings auch umgehend massive Kritik an Schleu und Raisner zu lesen. In der Übertragung ist zu hören, wie Raisner ihre Athletin auffordert, das offenbar ängstliche Pferd mit Gewalt anzutreiben. "Hau richtig drauf", ruft die Bundestrainerin, während Schleu tränenüberströmt im Sattel sitzt und die Aufforderung auch umsetzt.

ARD-Moderator Alexander Bommes sagte: "Bei dem großen Mitgefühl für Annika Schleu war das natürlich in der Konsequenz aber auch aus Tiersicht verstörend und bedarf sicherlich großer Aufarbeitung später." Dabei geht es auch um die Frage, ob Offizielle nicht nach dem ersten Auftritt des Pferdes in der Arena hätten reagieren müssen. Raisner berichtete im ARD-Interview hinterher, das Tier habe ihrer Meinung nach Angst vor der Wettkampffläche.

Lena Schöneborn sagte in einer ersten Reaktion: "Es kann keiner besser nachempfinden als ich. Es ist Eins-zu-Eins die Situation, die ich in Rio hatte." In Brasilien hatte sie ihre Medaillenchance auf dem Rücken von Legende verloren, in der ARD sagte sie: "Es ist der Worst Case, der jetzt eingetreten ist. Mit allen anderen Punktzahlen hätte sonst was passieren können, hätte man Annika keine Medaille mehr nehmen können. Das ist sehr erschütternd."

Schleu war am gestrigen Donnerstag mit 29 Siegen in 35 Fecht-Duellen glänzend in den Wettkampf gestartet. "Das hatte ich in meinem Leben noch nie. Heute hat irgendwie alles gepasst", hatte sie im Anschluss in der ARD gesagt. Im Bonusfechten am heutigen Freitag verlor sie im Tokyo Stadium dagegen ihr Duell mit der Südkoreanerin Kim Sehee. Zuvor hatte sie beim Schwimmen über 200 Meter Freistil nach 2:16,99 Minuten als 24. angeschlagen, ihre Führung aber behauptet. Dann folgte das Reit-Drama.

Quelle: ntv.de, tsi/sid

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