Afghanistan-Krieg

Die Taliban sehen in ihnen Verräter: die einheimischen Ortskräfte, die der Bundeswehr bei deren Einsatz in Afghanistan geholfen haben. Seit 2013 konnten Hunderte Afghanen wegen dieser Gefahr nach Deutschland einreisen. Ob das künftig weiteren Helfern möglich sein wird, bleibt umstritten.

Die Taliban erobern mehr Gebiete, der IS verübt Terroranschläge, das Coronavirus grassiert: In Afghanistan ist es derzeit alles andere als sicher. Dennoch hält die Bundesrepublik an ihrer Abschiebepraxis fest. Erneut landet ein Flugzeug mit Dutzenden Afghanen in Kabul.

Noch vor Kurzem bezeichnen die Taliban die Helfer ausländischer Streitkräfte als "Sklaven der Invasoren" und "Söldner". Nun scheint ein Umdenken stattzufinden. Viele Ortskräfte fürchten dennoch die Rache der Islamisten und wollen Afghanistan verlassen.

Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums haben die Streitkräfte im Jahr 2020 insgesamt 23 Zivilisten unbeabsichtigt getötet, die meisten von ihnen in Afghanistan. Nichtregierungsorganisationen nennen eine viel höhere Opferzahl und fordern eine Entschädigung der Angehörigen.

Nach dem Abzug deutscher Truppen aus Afghanistan sind vor allem die einheimischen Bundeswehr-Helfer stark gefährdet. Viele fürchten eine Rache der Taliban und wollen nach Deutschland einreisen. Eine entsprechende Regeländerung lehnt das Innenministerium jedoch ab.

Mit dem Rückzug aus Afghanistan beginnt für die Bundeswehr eine gewaltige logistische Aufgabe. Den Anfang macht nun eine Transportmaschine, die noch in Zeiten der Sowjetunion konzipiert wurde. Sie bringt Hubschrauber und Panzer zurück nach Deutschland. Denn es muss schnell gehen.

In Kürze wird die Bundeswehr Afghanistan vollständig verlassen. Hunderte Ortskräfte fürchten, schutzlos zurückzubleiben. Die Taliban verfolgen sie als Verräter. 450 der Bundeswehrhelfer haben inzwischen eine Aufnahme in Deutschland beantragt. Experten mahnen zur Eile.

• Bilderserie 20 Jahre Afghanistan - eine Bilanz in Zahlen

Anlässlich des islamischen Fastenbrechens verabreden die afghanische Regierung und die Taliban einen dreitägigen Waffenstillstand. Nun wird an verschiedenen Stellen wieder gekämpft. Doch auch während der Feiertage kommt es zu Gewalt mit vielen Toten.

Mehr als 50 Menschen sterben, als am Samstag vor einer Schule in Kabul eine Bombe und zwei Minen hochgehen. Unter den Opfern sind viele junge Mädchen. Die Bundesregierung zeigt sich betroffen. Außenminister Maas warnt davor, den Extremisten politisch entgegenzukommen.

Bis zum 11. September wollen die USA - und auch deren Verbündete - aus Afghanistan abziehen. Die Taliban starten derweil gleich in mehreren Provinzen eine Offensive gegen Regierungstruppen.