Konkurrenz für SpaceX 150 Millionen Euro für Münchener Raumfahrt-Startup
18.11.2024, 16:32 Uhr Artikel anhören
Nyx soll künftig mehr Nutzlast als alle anderen Raumfrachter transportieren.
(Foto: picture alliance/dpa)
Ein erst drei Jahre altes Startup aus München bekommt nun 150 Millionen Euro und soll schon in wenigen Jahren zur ISS fliegen. The Exploration Company will Elon Musks SpaceX Konkurrenz machen – und mit dessen Raketen fliegen.
Das deutsch-französische Startup The Exploration Company (TEC) hat 150 Millionen Euro von Investoren eingesammelt, um die Entwicklung seiner Raumkapsel Nyx voranzutreiben. Nach Angaben des Unternehmens ist das die größte Summe, die ein junges Raumfahrtunternehmen in Europa im Rahmen einer solchen Finanzierungsrunde je erhalten hat. Nyx soll schon in wenigen Jahren als Europas Antwort auf Elon Musks private Weltraumfirma SpaceX unter anderem für die europäische Weltraumagentur ESA Transporte zur Internationalen Raumstation ISS durchführen.
Eine Bedingung der ESA-Ausschreibung, die TEC für sich entscheiden konnte, war, dass das Unternehmen ausreichend Kapital von Investoren einwerben muss, um die Entwicklung seiner Kapsel voranzutreiben. Diese Bedingung hat TEC eigenen Angaben zufolge mit der nun abgeschlossenen Finanzierungsrunde erfüllt. Auch mit der US-Weltraumbehörde NASA und dem Konsortium Starlab, das an einer kommerziellen Raumstation arbeitet, hat TEC bereits Verträge abgeschlossen.
Ab 2028 soll Nyx Frachten zur ISS oder jedem anderen Ort in erdnahen Umlaufbahnen bringen. Mit 3000 Kilogramm soll die Kapsel so viel Nutzlast ins All und wieder zurück zur Erde transportieren können, wie kein anderes vergleichbares Raumfahrzeug. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal von Nyx ist, dass der Frachter mit Trägerraketen verschiedener Hersteller kompatibel ist. Die Raumkapsel Dragon vom Konkurrenten SpaceX dagegen kann nur von den Raketen des eigenen Unternehmens ins All gebracht werden. TEC hofft, seine Dienste auch Ländern anbieten zu können, die darauf Wert legen, eigene Raumfahrtprogramme und Trägerraketen zu betreiben.
Gebeutelte Branche
Die nun abgeschlossene Rekordfinanzierung, an der neben privaten Risikokapitalgebern unter anderem auch der Deep Tech & Climate Fonds (DTFC) des Bundeswirtschaftsministeriums beteiligt ist, ist ein Lichtblick für eine ganze Branche. In den vergangenen Jahren waren allein in Deutschland weit über 100 Raumfahrt-Startups entstanden. Zuletzt flossen sowohl private Investitionen als auch öffentliche Fördergelder spärlicher. Einige der jungen Unternehmen sind in Schwierigkeiten geraten. Wenig Hoffnung macht der Branche, dass die Bundesregierung im Rahmen ihrer Haushaltskürzungen den Posten für die Raumfahrt für das kommende Jahr um 40 Millionen Euro gekürzt hat.
TEC-Gründerin und Chefin Hélène Huby sieht die jüngste Finanzierungsrunde als Signal. 98 ihrer Investoren seien Europäer. "Der Kontinent ist willens, mutiges Unternehmertum zu finanzieren", zitiert die "FAZ" die Französin. Die ehemalige Airbus-Managerin Huby gründete TEC vor drei Jahren in München. Heute hat das Unternehmen zwei Sitze: in der bayerischen Landeshauptstadt und in Bordeaux. Langfristig will Huby TEC zu einem umfassenden Raumfahrt-Dienstleister machen, der etwa auch eigene Raketenantriebe entwickelt. Derzeit seien die rund 200 Mitarbeiter des Startups ganz auf die Entwicklung von Nyx fokussiert. Nächster Meilenstein für die Kapsel ist ein für das kommende Jahr geplanter Start eines kleineren Prototypen mit 300 Kilogramm Nutzlast - an Bord einer Trägerrakete des Konkurrenten SpaceX.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa