Wirtschaft

"Wer nicht hören will, muss fühlen" Bank of Japan sorgt für Turbulenzen

Will für Inflation sorgen: Haruhiko Kuroda, Chef von Japans Notenbank.

Will für Inflation sorgen: Haruhiko Kuroda, Chef von Japans Notenbank.

(Foto: REUTERS)

Was passiert, wenn Notenbanken etwas Überraschendes tun? Japans Währung und der Aktienmarkt liefern eine eindrucksvolle Antwort. "Der Markt kennt keine Gnade", sagt eine Analystin.

Japans Zentralbank öffnet die Geldschleusen trotz Sorgen vor einem Rückfall in die Deflation vorerst nicht noch weiter – und sorgt damit für heftige Kursreaktionen. Denn viele Analysten und Investoren waren fest davon ausgegangen, dass die Bank of Japan (BoJ) nach zweitägigen Beratungen eine weitere Lockerung der Geldpolitik bekannt gibt.

Doch daraus wurde nichts. Die japanische Notenbank tastete den Leitzins nicht an. Außerdem verzichtete sie auf zusätzliche Wertpapierkäufe zur Ankurbelung der Konjunktur. Börsianer hatten in den vergangenen Tagen unter anderem auf eine Senkung des Kreditzinses auf unter null Prozent spekuliert.

Und so rauschten angesichts der Tatenlosigkeit der BoJ die Kurse an der Börse in Tokio  in den Keller, der Yen wertete kräftig auf. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte stürzte um 3,6 Prozent ab, der breit gefasste Topix fiel um 3,1 Prozent. Zudem gewann der Yen zum Dollar bis zu 2,4 Prozent an Wert – das ist der größte Kursgewinn zur amerikanischen Währung seit rund drei Monaten.

"Wer nicht hören will, muss fühlen", meinte Commerzbank-Devisenexpertin Antje Praefcke. Der Markt strafe die japanische Notenbank dafür ab, dass sie keinerlei Signale für weitere Lockerungsmaßnahmen gesetzt habe. Der Markt kenne keine Gnade, er werde die Daumenschrauben weiter anziehen, denn er wolle mehr sehen von der Bank of Japan.

Inflationsziel verschoben

Zu den größten Verlierern zählten angesichts des steigenden Yen die Exportwerte: Die Aktien des Autoherstellers Toyota fielen um 3,2 Prozent. Die Papiere des Rivalen Nissan rutschten um 4,3 Prozent ab. Gegen den Trend legten Aktien von Mitsubishi Motors um mehr als sechs Prozent zu. Das Unternehmen hatte mitgeteilt, dass die Verbrauchsdaten seiner Fahrzeuge in den USA korrekt gewesen seien. Der Markt nahm diese Nachricht positiv auf, nachdem die Aktien des Unternehmens wegen Unkorrektheiten bei Verbrauchsdaten drastisch eingebrochen waren.

Die Bank of Japan versucht, die jahrelange Deflation mit stetig fallenden Preisen dauerhaft zu überwinden und die Konjunktur anzuschieben. Anfangs hatte die massive Geldflut als zentraler Pfeiler der Abenomics genannten Wirtschaftspolitik von Ministerpräsident Shinzo Abe tatsächlich eine Erholung bewirkt, da der Yen im Zuge der Geldpolitik drastisch abwertete. Doch dies wird nun schwieriger, da auch andere Notenbanken wie die EZB abwerten.

Hinzu kommt, dass der Yen angesichts der Sorgen um China und die Weltwirtschaft als sicherer Hafen gilt und zuletzt wieder aufwertete. Im Januar führte die BoJ wie zuvor die EZB Negativzinsen ein, um Geschäftsbanken davon abzuhalten, Geld bei der Notenbank zu parken, anstatt sie als Kredite für Investitionen zu vergeben. Doch eine Erholung der Kreditvergabe ist bislang nicht zu sehen. Man benötige mehr Zeit, die Auswirkungen der Negativzinspolitik einzuschätzen, sagte BoJ-Chef Haruhiko Kuroda.

Zugleich verschob die Bank von Japan ihr Inflationsziel von zwei Prozent abermals nach hinten und senkte überdies ihre Wachstumserwartungen für die Wirtschaft. von 1,5 auf jetzt noch 1,2 Prozent. Im kommenden Geschäftsjahr dürfte die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt dann nur noch um 0,1 Prozent statt 0,3 Prozent zulegen, so die Zentralbank.

In Japan waren die Verbraucherpreise im März nicht zuletzt auch wegen des Ölpreisverfalls erstmals seit fünf Monaten wieder gesunken - und zwar um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das schürt die Sorgen vor einem erneuten Rückfall in die Deflation.

Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen