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Ende des Impfstoffbooms Biontech muss nach Pfizers Prognosekorrektur handeln

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Vergangenes Jahr erlöste Biontech noch mehr als 17 Milliarden Euro mit dem Corona-Impfstoff.

Vergangenes Jahr erlöste Biontech noch mehr als 17 Milliarden Euro mit dem Corona-Impfstoff.

(Foto: picture alliance / abaca)

Mit ihrem Corona-Vakzin tragen Pfizer und Biontech erheblich zum Ende der Corona-Pandemie bei. Allerdings bricht auch der Bedarf an dem Impfstoff ein. Beide Konzerne müssen Abschreibungen in Milliardenhöhe vornehmen.

Das Mainzer Biotechunternehmen Biontech bekommt den Nachfrageeinbruch bei Corona-Impfstoffen stärker als gedacht zu spüren. Nachdem der US-Partner Pfizer vor wenigen Tagen eine drastische Senkung seiner Umsatz- und Gewinnziele sowie milliardenschwere Abschreibungen ankündigte, prüft auch Biontech die Auswirkungen auf sein Geschäft. Für das dritte Quartal rechnet das Unternehmen deshalb mit Abschreibungen von bis zu 900 Millionen Euro, wie Biontech mitteilte. Das entspreche der Hälfte des Bruttogewinnanteils aus der Vereinbarung mit Pfizer. "Jede solcher Abschreibungen wird die Umsatzerlöse, die das Unternehmen für 2023 ausweisen würde, reduzieren."

Biontech-Aktien fielen an der Börse in Frankfurt deutlich. Zu seiner Jahresprognose will sich das Unternehmen nicht äußern. Bislang erwartet Biontech für dieses Jahr einen Umsatz mit Covid-Impfstoffen von rund fünf Milliarden Euro - im ersten Halbjahr waren es erst 1,4 Milliarden. Im Vorjahr hatte das Vakzin noch 17,3 Milliarden Euro in die Kassen gespült. Doch das Unternehmen rechnet bei den Impfungen bereits seit Längerem mit einer saisonalen Nachfrage, weshalb Biontech die entsprechenden Umsätze für die zweite Jahreshälfte in Aussicht gestellt hatte. Seit rund einem Monat steht der neue, an die Omikron-Untervariante XBB.1.5 angepasste Impfstoff von Biontech und Pfizer für Impfungen zur Verfügung.

Bereits im zweiten Quartal machte sich bei den Impfstoffherstellern das jähe Ende des Corona-Booms, der ihnen Milliardenumsätze beschert hatte, bemerkbar. Biontech schrieb deshalb einen Nettoverlust von gut 190 Millionen Euro nach einem Gewinn von fast 1,7 Milliarden vor Jahresfrist und verwies schon im August auf Abschreibungen bei seinem Partner Pfizer auf Lagerbestände des Covid-Impfstoffs Comirnaty, die abgelaufen oder kurz davor waren, das Haltbarkeitsdatum zu überschreiten.

Pfizer kassiert Jahresziele

Der US-Konzern Pfizer hatte am Freitag seine Jahresziele massiv gesenkt, da das Geschäft mit seinem Covid-19-Medikament Paxlovid und dem gemeinsam mit Biontech entwickelten Impfstoff Comirnaty mit Ende der Corona-Pandemie schwächer als erwartet verläuft. Die Abschreibungen und Belastungen belaufen sich deshalb im dritten Quartal auf insgesamt 5,5 Milliarden Dollar, wovon 4,6 Milliarden auf Paxlovid und der Rest auf Comirnaty entfallen.

Die Abschreibungen betreffen nach Angaben von Pfizer keine Dosen des frisch aktualisierten Vakzins, sondern hauptsächlich Rohstoffe wie Lipide für die Impfstoffformulierung, die in der Pandemie gekauft wurden, sowie Dosen, die an andere Varianten als XBB.1.5 angepasst wurden.

Für 2023 rechnet Pfizer nun mit einem Umsatz von 58 Milliarden bis 61 Milliarden statt von 67 Milliarden bis 70 Milliarden Dollar sowie einem Gewinn je Aktie von 1,45 bis 1,65 (bisher: 3,25 bis 3,45) Dollar. Die US-Regierung gibt an Pfizer Notfallbestände von rund 7,9 Millionen Behandlungseinheiten Paxlovid zurück, was für den Konzern Umsatzeinbußen von 4,2 Milliarden Dollar zur Folge hat.

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Seine Umsatzerwartungen für Paxlovid für dieses Jahr senkte Pfizer insgesamt um etwa sieben Milliarden Dollar und die für Corminaty um rund zwei Milliarden - wegen niedrigerer als gedachter Impfquoten. Im vergangenen Jahr fuhr Pfizer mit beiden Produkten noch mehr als 56 Milliarden Dollar Umsatz ein.

Der Konzern kündigte ein Sparprogramm an, das bis Ende 2024 mindestens 3,5 Milliarden Dollar einbringen soll. Teil des Vorhabens ist auch der Wegfall von Stellen. Noch ist offen, wie viele Jobs in welchen Bereichen gestrichen werden sollen.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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