Viele Maßnahmen verteidigt Drosten: "Covid ist für die meisten jetzt wie eine Erkältung"
04.10.2023, 21:30 Uhr Artikel anhören
Will keine Maske mehr zum Selbstschutz in Bus und Bahn tragen: Christian Drosten.
(Foto: REUTERS)
In der Corona-Pandemie war Virologe Drosten einer der wichtigsten Berater der Politik. In einem Interview gibt er einen Ausblick auf die zu erwartende Lage im Herbst und wie er es mit Boostern und Masken hält. Zudem verweist er auf erste seriöse Evaluierungen der damaligen Maßnahmen.
Virologe Christian Drosten blickt entspannt auf die Corona-Lage in den kommenden Monaten. "Wegen der robusten Immunität durch Impfung und Infektion ist Covid für die meisten Menschen jetzt wie eine Erkältung - oder manchmal wie eine Grippe", sagte er der "Zeit". Er selbst wolle sich nach drei Impfungen und zwei Infektionen deswegen im Herbst derzeit nicht erneut mit einem angepassten Vakzin boostern lassen. "Ich bin gesund, und für meine Altersgruppe besteht keine STIKO-Empfehlung zur Impfung", sagte er. Auch wolle er keine Maske mehr zum Selbstschutz in Bussen und Bahnen tragen.
Zugleich machte er deutlich, dass bei vielen der "Schutz davor, sich mit Sars-CoV-2 anzustecken" wegen der vielfach inzwischen vergangenen Zeit seit der letzten Infektion deutlich nachgelassen habe. Dies gelte aber nicht für den Schutz vor einem schweren Verlauf im Fall einer Infektion. "Diese Immunität ist inzwischen sehr stabil", sagte er. Dennoch würde er sich stets testen, denn er "würde immer wissen wollen, womit ich infiziert bin, wo doch die Tests verfügbar sind".
Mit Blick auf die jüngst bekanntgewordenen Mutationen des Virus - etwa Pirola - sagte er, dass in der Wissenschaftscommunity nochmals "spürbare Spannung" geherrscht habe. Doch sähen die Daten "beruhigend aus". Die neuen Impfstoffe dürften wirken. "Und wir haben bisher keine Hinweise auf schwerere Krankheitsverläufe. Ich kann vorerst Entwarnung geben", sagte der 51-Jährige.
Rückblickend verteidigte er einen Großteil der Schutzmaßnahmen und verwies dabei auf Erkenntnisse aus Großbritannien, wo eine "erste methodisch korrekte Aufarbeitung der Primärliteratur stattgefunden" habe und Schlussfolgerungen, was gewirkt habe und was nicht, nun für die schwerste Phase der Pandemie 2020/21 klarer seien. So seien Ausgangsbeschränkungen, Abstandsregeln und Masken "sehr effektive" Maßnahmen gewesen. Die Homeoffice-Pflicht "hat sehr viel gebracht". Schulschließungen hätten "nicht nur die Infektionszahlen, sondern eindeutig auch die Zahl der Erkrankten und Verstorbenen in der gesamten Gesellschaft gesenkt", fasst er zusammen. Dabei betont er, dass etwaige andere Schäden durch beispielsweise die Schulschließungen nicht untersucht worden seien.
Dagegen sei der Nutzen bei Schritten wie der "Stilllegung des Freizeitlebens" dem Schließen der Gastronomie "weniger überzeugend als für Schulen und Arbeitsstätten". Allerdings sei hierbei die Studienlage auch schlechter.
Quelle: ntv.de, jwu