Baldige Reaktion auf Bahn-Vorstoß Bricht die GDL den Streik ab?
07.05.2015, 13:25 Uhr
Claus Weselsky wirft der Bahn Zeitschinderei vor.
(Foto: imago/Future Image)
GDL-Chef Weselsky kündigt an, sich am Nachmittag zum Angebot von Bahn-Chef Grube zu äußern. Beide Möglichkeiten, Streik-Weiterführung oder -Ende, seien möglich. Die Personalie Platzeck sieht Weselsky gelassen.
Die Lokführergewerkschaft GDL sendet hinsichtlich eines vorzeitigen Endes des bis Sonntagvormittag angesetzten Streiks widersprüchliche Signale aus. Man werde am Nachmittag mitteilen, wie die GDL den Vorstoß des Konzerns beurteile, sagte ihr Chef Claus Weselsky dem Rundfunksender HR-Info. "Dann denke ich, dass die Streiks entweder weitergehen oder zu einem vernünftigen Zeitpunkt unterbrochen werden." Zugleich kritisierte Weselsky die Arbeitgeberseite. "Inhaltlich gibt es nichts Neues. Das Angebot ist kein Angebot", betonte er.
Bahn-Chef Rüdiger Grube hatte am Mittwoch vorgeschlagen, den früheren brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck als "unabhängige Persönlichkeit" mit an den Verhandlungstisch zu holen. Der Konzern hatte der GDL bereits im April vorgeschlagen, einen "neutralen Experten" zu den Verhandlungen hinzu zu ziehen. Dies lehnte die GDL damals ab. Grube forderte zugleich ein Ende des Ausstands.
Weselsky warf Grube bei N24 erneut vor, falsch zu spielen. "Die Bahn versucht damit Zeit zu schinden", beklagte der GDL-Chef. Eine Lösung der festgefahrenen Situation sei in einer kleinen Runde möglich, aber nicht, indem sich Grube vor Kameras stelle. Zur Person Platzeck wollte sich Weselsky nicht äußern: "Ich kenne ihn nicht."
Pochen auf eigenständige Tarifverträge
Weselsky beharrte darauf, dass er für Lokführer und andere Berufsgruppen in der Bahn, wie zum Beispiel Bordkellner und Schaffner, eigenständige Tarifverträge abschließen will. Die Bahn will das unbedingt verhindern, da sie eine Spaltung der Belegschaft befürchtet. Den Arbeitskampf im Personen- und Güterverkehr wollen die Lokführer bis Sonntagmorgen führen.
Der Tarifkonflikt zwischen Bahn und GDL läuft bereits seit mehr als zehn Monaten. Er ist besonders kompliziert, weil der Konzern parallel auch mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) verhandelt. Beide Gewerkschaften wollen Tarifverträge aushandeln, in denen alle ihre Mitglieder repräsentiert sind. Die Deutsche Bahn will jedoch unterschiedliche Regelungen für eine Berufsgruppe verhindern. Die GDL wirft der Bahn vor, durch die Forderung nach inhaltsgleichen Abschlüssen ihr Recht auf Tariffreiheit zu beschneiden.
Bislang keine Produktionsunterbrechungen
Der hat nach Einschätzung der Bahn bislang keine Unternehmen zu einem Produktionsstopp gezwungen. "Gut zwei Drittel der Güterzüge fahren", sagte eine Konzernsprecherin. Sogenannte zeitkritische Transporte würden in Absprache mit Kunden bevorzugt, andere verschoben, sagte die Sprecherin.
Die Stahlindustrie als größter Bahnkunde bestätigte, dass es bislang keine Produktionsunterbrechungen gebe. Wirtschaftsverbände beklagten aber dennoch die hohen Kosten durch den Streik. An einem durchschnittlichen Wochentag sind nach Angaben der Bahn etwa 3400 Züge auf Deutschlands Schienen unterwegs, die Hälfte davon im Nahbereich häufig als Zubringerzüge. Diese würden fast alle gefahren. Bei den Langstreckenzügen seien es annähernd zwei Drittel.
Quelle: ntv.de, wne/AFP/DJ/rts