Erste Reaktionen an den Märkten Britisches Pfund zieht steil an
13.12.2019, 08:00 Uhr
Sonnenaufgang über dem Londoner Finanzviertel: Johnson gewinnt die Wahl, der Brexit rückt näher.
(Foto: REUTERS)
Der überraschend deutliche Wahlausgang in Großbritannien schlägt im Devisenhandel hohe Wellen. Schon mit den ersten Prognosen aus London geraten die Kurse heftig in Bewegung. Die britische Landeswährung gewinnt schlagartig an Wert.
Massive Kursausschläge an den Märkten: Der unerwartete Erdrutschsieg der britischen Konservativen unter Brexit-Befürworter Boris Johnson hat in der Wahlnacht ungewöhnlich starke Kursbewegungen ausgelöst. Bereits unmittelbar nach Veröffentlichung der ersten Prognose zur Parlamentswahl am Donnerstagabend verbuchte das britische Pfund starke Wertgewinne, die auch am Morgen nach der langen Wahlnacht von London noch anhielten.
Kurz nach Schließung der Wahllokale am Donnerstagabend gegen 22.00 Uhr Ortszeit (23.00 Uhr MEZ) hatte das Pfund gegenüber dem US-Dollar binnen Sekunden um mehr als zwei Prozent zugelegt. In der Spitze kostete die Landeswährung der Briten am Abend 1,3513 Dollar. Damit erreichte das Pfund bereits zu Beginn der Auszählung den höchsten Stand seit rund eineinhalb Jahren.
Gegenüber dem Euro stieg das Pfund ähnlich steil an: Ein Pfund kostete nach Schließung der Wahllokale rund zwei Euro-Cent mehr als vor Veröffentlichung der Prognose. Am Morgen notiert das Pfund bei 1,2065 Euro. Zur US-Währung liegt die Briten-Währung bei 1,3477 Dollar.
Im Laufe der Nacht wurden die ersten Annahmen zum Wahlausgang mit jedem einlaufenden Ergebnis aus den 650 Wahlkreisen immer greifbarer: Die Konservativen um Premierminister Boris Johnson gehen mit einer überraschend deutlichen Mehrheit aus der britischen Parlamentswahl hervor.
Johnson muss sich nicht einmal nach einem Koalitionspartner umschauen: Im Londoner Unterhaus kontrollieren die Tories künftig 364 der insgesamt 650 Sitze. Die Schwelle zur absoluten Mehrheit liegt mit 326 Sitzen deutlich darunter.
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Die starken Kursgewinne beim Pfund gehen Beobachtern zufolge in erster Linie auf die Erleichterung unter Investoren zurück, dass es bei der vorgezogenen Neuwahl nicht zu einem Linksschwenk unter dem bisherigen Oppositionsführer Jeremy Corbyn kommt.
Der Labour-Chef hatte im Wahlkampf ein Bündel an Maßnahmen in Aussicht gestellt wie etwa Steuererhöhungen für Unternehmer und Großverdiener, die Verstaatlichung der Wasser- und Energieversorgung sowie des Eisenbahnnetzes und eine Koppelung der Mietentwicklung am Wohnungsmarkt an die Inflationsrate.
Johnsons Wahlsieg macht zugleich allerdings auch den Weg frei für einen neuen Anlauf hin zu einem zügigen EU-Austritt Großbritanniens. "Mit der absoluten Mehrheit für die konservative Partei kann Boris Johnson das mit der EU ausgehandelte Austrittsabkommen im Januar durch das britische Unterhaus bringen", sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. Damit könne er sein Land wie angekündigt zum 31. Januar 2020 geordnet aus der EU führen.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts