Wirtschaft

"Killerwal" geht im Streit Chef von Lidl und Kaufland wirft hin

Klaus Gehrig, Spitzname "Killerwal", ist in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt.

Klaus Gehrig, Spitzname "Killerwal", ist in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der 73 Jahre alte Klaus Gehrig ist in der Öffentlichkeit kaum bekannt. Aber unter seiner Leitung wächst die Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland vom kleinen Einzelhändler zum größten Lebensmittelhändler Europas an. Nun tritt er überraschend zurück - im Streit um eine wichtige Personalie.

Ende einer Ära bei Europas größtem Lebensmittelhändler: Der Chef der Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland, Klaus Gehrig, hat überraschend sein Amt niedergelegt. Der Manager habe sich spontan zu dem Schritt entschlossen, da er sich bezüglich einer für ihn sehr wichtigen Personalie nicht mit dem 81-jährigen Inhaber Dieter Schwarz habe einigen können, teilte die Schwarz-Gruppe mit.

Der 73 Jahre alte Gehrig ist in der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Doch soll er als rechte Hand des Inhabers entscheidenden Anteil daran gehabt haben, dass das Unternehmen mit seinen Töchtern Lidl und Kaufland innerhalb von gut 40 Jahren von einem kleinen Einzelhändler mit gut 30 Geschäften zu einem Weltkonzern mit mehr als 12.500 Filialen in 33 Ländern und einem Umsatz von mehr als 113 Milliarden Euro heranwuchs.

Abschied in fünf Sätzen

Gehrig machte Lidl nicht nur zum größten Konkurrenten von Discount-Erfinder Aldi, sondern auch zum größten Lebensmittelhändler Europas. Umso ungewöhnlicher war, wie kurz und knapp der Konzern die Trennung verkündete. In nur fünf Sätze wurde die jahrzehntelange Partnerschaft beendet.

"Klaus Gehrig ist nicht mehr Chef der Schwarz-Gruppe", hieß es in der Mitteilung. Dieter Schwarz habe dem Manager für die großartige Aufbauleistung der vergangenen Jahre gedankt und ihn mit der Maßgabe beurlaubt, die weitere Zusammenarbeit in einem weiteren Gespräch zu regeln. Und dann noch: "Das Verhältnis zwischen Dieter Schwarz und Klaus Gehrig ist weiterhin ungetrübt."

Spitzname "Killerwal"

Lange Jahre hatte Gehrig den Handelsriesen mit eiserner Hand nach vorne gepeitscht. Im Unternehmen soll er Medienberichten zufolge den Spitznamen "Killerwal" getragen haben.

Einzelheiten sind nicht bekannt, Tatsache aber ist: Wer Gehrigs Erwartungen nicht erfüllte, blieb nicht lange auf seinem Posten. Das mussten insbesondere zahlreiche Lidl-Topmanager am eigenen Leib erfahren. "Wir agieren in einem harten Wettbewerbsumfeld, da kann ich nur sagen: Entweder wir behaupten uns, oder wir sind weg vom Markt", hat Gehrig in einem seiner seltenen Interviews seine Härte begründet.

In den vergangenen Jahren hatte sich das Personalkarussell in der Schwarz-Gruppe immer schneller gedreht. Nur einer blieb von den Turbulenzen unberührt: Gehrig selbst. Bis jetzt. Nach früheren Aussagen wollte er eigentlich erst mit 75 Jahren die Leitung des Konzerns in andere Hände geben - also in zwei Jahren. Der Ruhestand schien ihm nicht verlockend. In einem Interview sagte er einmal: "Arbeite ich, weil ich nicht ohne Arbeit sein kann? Ehrlicherweise: ja."

Der Nachfolger steht schon fest

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Welche Personalfrage nun letztlich genau zu seinem plötzlichen Rückzug führte, dazu schweigt das Unternehmen. Bereits im Mai hatte die von Gehrig sehr geförderte 30-jährige Topmanagerin Melanie Köhler die Schwarz-Gruppe überraschend verlassen.

Schlagzeilen hatte Gehrig zuletzt Ende vergangenen Jahres gemacht. Damals reagierte er ungewöhnlich offen auf die Proteste von Bauern gegen die Preispolitik des Einzelhandels. Gehrig kündigte 50 Millionen Euro Soforthilfe für Schweinebauern an und schlug eine Ombudsstelle für eine Beilegung von Konflikten zwischen Einzelhandel und Landwirtschaft vor.

Nachfolger von Gehrig soll sein aktueller Stellvertreter, der 49-jährige Lidl-Chef Gerd Chrzanowski werden. Die Nachfolgeplanung war schon im vergangenen Jahr verkündet worden, allerdings ohne Zeitpunkt für den Amtswechsel. Allerdings soll der designierte Nachfolger den neuen Posten noch nicht sofort antreten. Eigentümer Schwarz werde die von Gehrig geräumte Funktion des Komplementärs so lange selbst wahrnehmen, bis Chrzanowski das Mandat übernehmen könne, erklärte die Schwarz-Gruppe. Chrzanowski gilt laut "Lebensmittel Zeitung" als gewiefter Stratege und als einer der Väter der neu aufgewerteten Lidl-Filialen.

Quelle: ntv.de, Erich Reimann, dpa

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