Wirtschaft

"Drohpotenzial im Konfliktfall" China ist stark von westlichen Importen abhängig

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Besonders hoch ist die Abhängigkeit Chinas vom Westen nach der Untersuchung bei Luft- und Raumfahrttechnik, Autos und Arzneimitteln, wo der westliche Anteil an den Importen jeweils bei deutlich über 90 Prozent liege.

(Foto: imago/VCG)

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Deutschland und andere westliche Länder sind von China als Lieferant vieler Produkte und Rohstoffe angewiesen. Einseitig ist diese Abhängigkeit aber nicht. Der Westen steht Peking im Fall eines Konflikts etwa um Taiwan keineswegs machtlos gegenüber, wie eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft nachweist.

Chinas Wirtschaft ist einer Analyse zufolge stark auf Einfuhren aus dem Westen angewiesen. Bei Lebensmitteln, einigen Rohstoffen, Arzneimitteln, Autos und Flugzeugen könne das Land Importe nur schwer ersetzen, heißt es in einem Report des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln (IW), der der dpa vorliegt. Vor allem bei Technologieprodukten braucht China demnach den Westen. "Beide Seiten - China und der Westen - sind voneinander abhängig."

So komme ein Drittel der chinesischen Halbleiter-Importe aus dem Westen, wie das Institut für 2021 berechnete. Ein weiteres Drittel kommt demnach aus Taiwan. "Vor allem modernste Chips zu ersetzen, dürfte für China schwierig bleiben", folgern die Autoren mit Blick auf einen möglichen Konflikt Chinas mit Taiwan. Die Spannungen mit dem Nachbarland hatten zuletzt zugenommen. Dreiviertel der chinesischen Produktionsmaschinen für Chips kämen aus dem Westen, betont das Institut.

Am heutigen Sonntag ist der chinesische Volkskongress in Peking zu seiner Jahrestagung zusammengetreten. Die Regierung hat dabei unter anderem ihr Wachstumsziel von rund fünf Prozent für dieses Jahr vorgestellt und wirtschaftspolitische Weichenstellungen angekündigt. In seiner Rede betonte Regierungschef Li Keqian auch erneut die Forderung nach einer "Wiedervereinigung" des demokratisch regierten Taiwans mit der kommunistischen Volksrepublik. Die Sorge vor einem Angriff auf Taiwan sowie Menschenrechtsverletzungen in China hatten in Deutschland und anderen westlichen Ländern eine Debatte über die wirtschaftliche Abhängigkeit von China und politische Handlungsmöglichkeiten ausgelöst.

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Insgesamt entfiel nach den Daten gut die Hälfte der chinesischen Einfuhren mit einem Wert von 1,25 Billionen Euro auf westliche Lieferländer. Besonders hoch ist die Abhängigkeit nach der Untersuchung bei Luft- und Raumfahrttechnik, Autos und Arzneimitteln, wo der westliche Anteil an den Importen jeweils bei deutlich über 90 Prozent liege. Bei Erz, Fleisch und Getreide importiere das Land jeweils ein Vielfaches dessen, was es ausführe.

"Im Konfliktfall könnte der Westen diese Abhängigkeiten nutzen, um die chinesische Wirtschaft durch Sanktionen unter Druck zu setzen", beschrieb das Institut das ökonomische Drohpotenzial. China habe das erkannt und bemühe sich, Importe auf Drittstaaten, etwa in Afrika oder Südostasien, zu verlagern. Zudem arbeite die Regierung daran, Technologie und Expertise im eigenen Land zu etablieren. "Sollte China tatsächlich eine Invasion Taiwans planen, wäre der Westen bei - dann wahrscheinlichen - gegenseitigen Sanktionen zwar erheblich betroffen", heißt es in dem Bericht. "Aber aufgrund seiner bedeutenden Stellung als Lieferant wichtiger Waren für China keinesfalls handlungsunfähig."

Quelle: ntv.de, mbo/dpa

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