Norwegens Botschafter führt aus "Der U-Boot-Deal mit Deutschland ist einzigartig"
15.12.2022, 09:43 Uhr
Der Bau der neuen U-Boote vom Typ 212CD soll im September 2023 starten. (Archivbild)
(Foto: picture alliance / dpa)
Norwegen und Deutschland bauen gemeinsam sechs U-Boote. Im Interview mit ntv lobt der norwegische Botschafter Larsen die Kooperation als wichtigen Beitrag zur Verteidigung Europas. Auch wirtschaftlich schweißt der Deal beide Länder enger zusammen.
Im äußersten Nordosten grenzt Norwegen an Russland. Die knapp 200 Kilometer lange Landgrenze bildet zugleich die Trennlinie zwischen Russland und der NATO. Dazu kommt eine rund 23 km lange Seegrenze. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine rückt die geografische Nähe beider Länder verstärkt in den Fokus.
Als NATO-Mitglied steht Norwegen fest an der Seite des Westens - auch militärisch: "Es ist ganz klar geworden, dass Russland eine regionale Bedrohung für Europa ist", sagt Torgeir Larsen im ntv-Podcast "Wirtschaft Welt & Weit" über den russischen Angriff auf die Ukraine. Der norwegische Botschafter in Deutschland war früher Stabschef von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Für ihn hat Putins Invasion Europa stark verändert.
Dass Deutschland und Norwegen nun eine umfassende U-Boot-Kooperation ins Leben gerufen haben, ist für Larsen ein wichtiges Signal: "Der Deal mit Deutschland ist einzigartig und wichtig für die Verteidigung Europas", betont der Botschafter.
Großauftrag über 5,5 Milliarden Euro
Der deutsch-norwegische U-Boot-Deal sieht vor, dass bei ThyssenKrupp Marine Systems in Kiel sechs U-Boote entstehen sollen. Zwei von ihnen sind für die deutsche Marine vorgesehen, vier gehen nach Norwegen. Die Konstruktionsphase läuft bereits, im September 2023 soll der Bau starten.
Die U-Boote vom Typ 212CD sollen vor allem helfen, die NATO-Nordflanke im Atlantik zu sichern. Zugleich wären sie aber auch in der vergleichsweise flachen Ostsee einsetzbar. Bis das erste der sechs U-Boote unter norwegischer Flagge in See stechen kann, wird es allerdings noch etwa sieben Jahre dauern.
Die Auswirkungen auf die Wirtschaft hingegen schlagen schneller durch. Das verteidigungspolitische Projekt geht nicht nur einher mit gemeinsamer Schulung und Ausbildung, sondern vor allem mit einer bilateralen Industriekooperation: Zum einen verbucht ThyssenKrupp Marine Systems einen Großauftrag in Höhe von 5,5 Milliarden Euro. Zum anderen profitiert auch die norwegische Wirtschaft. Denn der Deal sieht vor, dass innovative norwegische Unternehmen im Zuge des Projekts zum Beispiel als Zulieferer Aufträge erhalten. Gelder fließen also nicht nur von Norwegen nach Deutschland, sondern auch zurück. Eine Win-win-Situation, von der beide Länder profitieren.
Energie-Infrastruktur unter Wasser
Norwegen ist von jeher eine Energienation. Seit dem Ukrainekrieg ist Norwegen Deutschlands wichtigster Erdgaslieferant: Rund ein Drittel der hierzulande genutzten Gasmenge stammt aus dem Königreich. Reich geworden ist Norwegen durch Rohstoffe wie Erdöl. Bei der eigenen Energieversorgung setzt das Land jedoch hauptsächlich auf Wasserkraft. Bis zum Jahr 2040 sollen zudem 1500 neue Windräder auf See gebaut werden. Beim Ausbau Erneuerbarer Energien wollen Norwegen und Deutschland künftig noch stärker zusammenarbeiten.
Für Michael Kern, Geschäftsführer der Auslandshandelskammer in Oslo, gilt es heutzutage mehr denn je, die Energie-Infrastruktur zu schützen. Dazu zählt für ihn auch das Pipeline-Netz unter Wasser, das dem Transport von Erdgas und künftig auch von Wasserstoff dienen soll. Der U-Boot-Deal zwischen Deutschland und Norwegen, so hofft er, wird seinen Teil dazu beitragen.
Was muss Deutschland tun, um in der Wirtschaftswelt von morgen noch eine wichtige Rolle zu spielen? Von wem sind wir abhängig? Welche Länder profitieren von der neuen Weltlage? Das diskutiert Mary Abdelaziz-Ditzow im ntv-Podcast "Wirtschaft Welt & Weit" mit relevanten Expertinnen und Experten.
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Quelle: ntv.de, chr