Autoriese spaltet Trucks ab "Der alte Daimler ist Geschichte"
01.10.2021, 14:51 Uhr
Der Stuttgarter Autobauer macht aus eins zwei: Pkw- und Lkw-Sparte werden auseinanderdividiert, der Name Daimler AG verschwindet. Laut dem Autoexperten Dudenhöffer eine historische wie zukunftsweisende Entscheidung. Die Aktionäre dürften profitieren.
Künftig gehen Mercedes-Auto und -Lkw getrennte Wege: 99,9 Prozent der Aktionärinnen und Aktionäre von Daimler gaben auf der Hauptversammlung grünes Licht für die bereits lange geplante Aufspaltung des Stuttgarter Konzerns. Das große Lkw- und Busgeschäft von Daimler Truck wird aus dem Konzern herausgelöst und noch vor Weihnachten als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht.
Daimler will 65 Prozent der Daimler-Truck-Papiere an die Aktionäre verteilen, 5 Prozent gehen an den eigenen Pensionsfonds. Die Aktionäre erhalten für je zwei Aktien einen zusätzlichen Anteilsschein der Daimler Truck Holding AG. Der Name Daimler AG für die bisherige Dachgesellschaft wird Anfang kommenden Jahres verschwinden. Die Sparte für Autos und Vans soll nach der Abspaltung als Mercedes-Benz Group AG geführt werden. Experten sprechen von einem historischen Schritt.
Die künftige Daimler Truck AG mit über 100.000 Mitarbeitern - nach eigenen Angaben damit weltgrößter Nutzfahrzeughersteller - soll sich nach der Abspaltung besser entfalten können. Die getrennten Unternehmen könnten Technologie- und Wachstumschancen besser nutzen, warb Daimler-Vorstand Ola Källenius auf der außerordentlichen Aktionärsversammlung um Stimmen.
"Wir sichern bestehende Arbeitsplätze- und schaffen neue", versicherte Källenius bei der Online-Veranstaltung. Das Autogeschäft unterscheide sich grundlegend von der Lkw-Sparte. "Bei Pkw steht die Batterie im Mittelpunkt. Bei Trucks spielt auch die Brennstoffzelle eine wichtige Rolle." Die Neuaufstellung wird dem Vernehmen nach mit einem dreistelligen Millionenbetrag zu Buche schlagen. Angesichts von Wertsteigerungen der Unternehmen sei dies jedoch vertretbar, heißt es aus Stuttgart. Von der Aufspaltung erwartet sich Daimler auch eine höhere Bewertung an der Börse.
Dudenhöffer: "Daimler macht aus eins mehr als zwei"
"Der alte Daimler, wie wir ihn kennen, ist damit Geschichte", sagt Ferdinand Dudenhöffer ntv.de. Der Gewinner der Aufspaltung sei die Nutzfahrzeugsparte. Die Dynamik von Daimler Truck sei besonders in den vergangenen Monaten beeindruckend gewesen, aber Trucks hätten im Konzern immer in der zweiten Reihe gestanden. Die Summe der Einzelteile von Daimler sei mehr wert gewesen als das Ganze. Mit der Entscheidung mache der Konzern deshalb "aus eins mehr als zwei".
Das ausschlaggebende Argument für die Aufteilung in zwei Geschäftsbereiche ist für den Experten das Zukunftsthema "Autonomes Fahren". Für den Nutzfahrzeugsektor sei es noch wichtiger als für Personenwagen, so Dudenhöffer weiter.
"Die Trucks müssen deutlich schneller transformiert werden als die im Wettbewerbsvergleich langsamen Pkw. Die Gefahr im Einheitskonzern wäre, dass die Pkw- die Truck-Sparte bei der großen Zukunftsaufgabe ausbremsen könnte". Gerade jetzt, wo "dringend viel Kapital für riesige Zukunftsaufgaben gebraucht" wird, sei eine Unterbewertung von Nachteil.
Natürlich gebe man aber auch was auf, wenn man spalte. "Die Konjunkturen im Pkw-Markt und Truck-Geschäft sind zeitversetzt." Damit sei in schlechten Pkw-Zeiten das Truck-Geschäft eine Art Versicherung." In der Vergangenheit habe die Pkw-Sparte davon öfter mal profitiert. Ohne diese Rückversicherung bedeute das, dass in der Zukunft "härter und schneller gegengesteuert werden" muss.
Quelle: ntv.de, ddi