Neue Episode im Kengeter-Krimi Deutsche Börse steht hinter dem Chef
07.02.2017, 11:06 Uhr
(Foto: REUTERS)
Der Entscheidung gehen intensive Gespräche voraus: Am Tag danach stellt sich der Aufsichtsrat hinter Börsenchef Kengeter. Vom Tisch sind die Vorwürfe damit nicht. Die Staatsanwaltschaft weitet die Ermittlungen auf das Unternehmen aus.
Der Aufsichtsrat der Deutschen Börse stärkt dem Chef, Carsten Kengeter, den Rücken. Kengeter steht wegen des Verdachts des Insiderhandels im Visier der Frankfurter Staatsanwaltschaft. Das Kontrollgremium spreche Kengeter "einstimmig sein volles Vertrauen aus", teilte die Deutsche Börse am Morgen mit. Dies sei das Ergebnis einer langen, außerordentlichen Sitzung vom Montag. Dabei seien die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen "sorgfältig und intensiv" behandelt worden.
Der Sitzung waren laut Deutscher Börse "ausführliche" Gespräche mit externen Sachverständigen sowie die erneute Analyse der Abläufe im Jahr 2015 vorangegangen. Das Ergebnis der Prüfung sei die "übereinstimmende Erkenntnis, dass Fusionsverhandlungen mit der LSE im Jahr 2015 nicht stattgefunden haben."
Die Staatsanwaltschaft wirft Kengeter vor, er habe im Dezember 2015 nur deshalb 4,5 Millionen Euro in neue Aktien der Deutschen Börse investiert, weil er bereits von den Fusionsplänen mit der London Stock Exchange (LSE) wusste. Die Fusion wurde gut zwei Monate später öffentlich, die Papiere beider Konzerne legten sprunghaft zu.
Bafin überlässt Anklägern die Bewertung
Mittlerweile gerät auch die Deutsche Börse selbst in Schwierigkeiten. Denn auf Antrag der Finanzaufsicht Bafin ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft auch gegen die Deutsche Börse selbst. Ende Februar 2016 verschickten die Deutschen eine Börsen-Pflichtmitteilung über die Fusionspläne. Die Bafin zweifelt nun an der Rechtzeitigkeit. "Die weitere Bewertung liegt in den Händen der Staatsanwaltschaft", erklärte die Bafin.
Auch an der Fusion selbst arbeiten die beteiligten Unternehmen weiter. Die Deutsche Börse und die LSE gehen im Ringen um ihre geplante Fusion auf die EU-Wettbewerbshüter zu. Die Börsenbetreiber hätten beschlossen, der EU-Kommission förmlich den Verkauf der LSE-Tochter Clearnet als sogenannte Abhilfemaßnahme vorzuschlagen, um grünes Licht für den Zusammenschluss zu bekommen, teilte die Deutsche Börse mit.
Damit sollten wettbewerbsrechtliche Bedenken der Kommission zerstreut werden. Die Zustimmung der EU und der hessischen Börsenaufsicht sind die größten verbliebenen Hürden für die deutsch-britische Börsenhochzeit. Die EU hat die Frist, bis zu der sie final über den gut 25 Milliarden Euro schweren Zusammenschluss nach der Clearnet-Entscheidung am Dienstag bis zum 3. April verlängert.
Quelle: ntv.de, cas/DJ/dpa/AFP/rts