Wirtschaft

"Wie in Filmen aus Gulagzeiten" Deutsche Wirtschaft kritisiert Russlands Zwangstests

Ausländer in Russland müssen sich nach einem neuen vom russischen Präsidenten Wladimir Putin unterschriebenen Gesetz regelmäßig auf Drogenkonsum und Infektionskrankheiten untersuchen lassen.

Ausländer in Russland müssen sich nach einem neuen vom russischen Präsidenten Wladimir Putin unterschriebenen Gesetz regelmäßig auf Drogenkonsum und Infektionskrankheiten untersuchen lassen.

(Foto: picture alliance/dpa/XinHua)

Ausländer, die in Russland arbeiten wollen, müssen sich alle drei Monate auf Covid, HIV, Syphilis und Tuberkulose testen lassen. Die deutsch-russische Auslandskammer protestiert. Die Diskriminierung werde den massiven Trend zur Abwanderung von Firmen weiter verstärken, heißt es.

Die deutsche Wirtschaft in Russland warnt angesichts der medizinischen Zwangstests für Manager und andere Ausländer vor einer "massiven Abwanderung" von Unternehmen. Schon jetzt gebe es einen Trend zum Rückzug, wie aus Angaben der deutsch-russischen Auslandskammer (AHK) hervorgeht.

Die Zahl der deutschen Unternehmen in Russland ist demnach 2021 um acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Als Gründe wurden neben der Einführung medizinischer Zwangsuntersuchungen für Ausländer auch die in der Ukraine-Krise drohenden neuen Sanktionen des Westens gegen Russland und die Angst vor einem Krieg in Europa genannt.

Aktuell seien noch 3651 Firmen mit deutschem Kapital im flächenmäßig größten Land der Erde tätig. In den vergangenen rund zehn Jahren seien 42 Prozent der Unternehmen abgezogen - 2011 habe es noch 6300 Firmen mit deutschem Kapital gegeben.

"Die Kriegsangst rund um die Ukraine-Krise, drohende neue Sanktionen und diskriminierende Zwangstests für Topmanager und Ingenieure stellen ein massives Risiko und Ärgernis dar", sagte Matthias Schepp, Vorstandsvorsitzender der AHK und Delegierter der Deutschen Wirtschaft in Russland.

Tests auf HIV, Syphilis, Tuberkulose und Covid

Nach einem neuen vom russischen Präsidenten Wladimir Putin unterschriebenen Gesetz müssen sich Ausländer mit längeren Aufenthaltszeiten aufwendigen medizinischen Untersuchungen unterziehen, um in dem Land zu arbeiten. Ausländer in Russland sollen demnach regelmäßig auf Drogenkonsum und Infektionskrankheiten wie HIV, Syphilis, Tuberkulose und Covid getestet werden. Neben Blut- und Urinproben müssten sich auch Kinder ab sechs Jahren und Ehepartner alle drei Monate Röntgentests mit hoher Strahlenbelastung aussetzen.

Mehr zum Thema

Der AHK zufolge wächst die Empörung unter deutschen Managern darüber. Deutsche Manager hätten in Briefen an die AHK von "Zuständen wie in Filmen aus Gulagzeiten" mit stundenlangen Wartezeiten und mangelnder Einhaltung von Corona-Vorschriften unter Hunderten Gastarbeitern in einem Testzentrum unweit von Moskau berichtet. Zehn ausländische Wirtschaftsverbände haben nach Angaben der AHK einen Brief an die russische Regierung verfasst, mit der Forderung, die "diskriminierende Regelung" zu kippen oder abzumildern.

Auch andere ausländische Wirtschaftsverbände kritisieren das neue Gesetz als investitionsschädlich. Die US-Botschaft in Moskau nannte das Gesetz "fremdenfeindlich".

Quelle: ntv.de, ddi/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen