Wirtschaft

Fed vor Zinserhöhung Die nächste Horrorvision für Häuslebauer?

Die Welt ist zu einer Zinswelt geworden und sie ist abhängig wie nie von den Notenbanken.

Die Welt ist zu einer Zinswelt geworden und sie ist abhängig wie nie von den Notenbanken.

(Foto: REUTERS)

Immobilienbesitzer waren die großen Profiteure der Mini-Zinsen. Doch jetzt naht die Zinswende. Gut für Sparer, aber schlecht für Häuslebauer. Wie heftig wird es?

Das achte Weltwunder ist wieder da - der Zinseszins. Die Reaktion der Finanzmärkte auf Donald Trump erfreut Sparer. Denn endlich sind die Zeiten der Negativzinsen vorbei. Dazu streicht Mario Draghi sein Anleihenkaufprogramm etwas zusammen - und zu guter Letzt dürfte die US-Notenbank nun auch noch am morgigen Mittwoch die Zinsen erhöhen. Für Hauskäufer und Finanzierer waren die vergangenen Wochen ein Schock. Der wirkliche Horror könnte aber noch kommen.

Wer im Dezember 2016 eine Immobilienfinanzierung anfragt, erhält bei einigermaßen passabler Bonität und einem Eigenanteil von zehn bis 20 Prozent eine Rate von rund 1,5 Prozent. Im Vergleich zum Frühsommer ist dies stattlich, verglichen mit den 2000er-Jahren immer noch lächerlich gering. Problematisch könnte eine nachhaltige Zinswende für alle jene werden, die in einigen Jahren eine Anschlussfinanzierung brauchen.

Schuldenblasen platzen

Dazu ist der Immobilienmarkt weltweit auf Schulden aufgebaut, was auch in Deutschland riskant werden könnte. Wenn nämlich Immobilienbesitzer in Peking oder London merken, dass ihre absurd bewertete Immobilie im Wert nicht mehr zulegt, müssen sie womöglich ihr in Berlin erworbenes Objekt wieder veräußern. So platzen Blasen. Das hat die Welt am Finanzmarkt etliche Male gesehen. Wer es nicht glaubt, fragt Investoren in Spanien, die von den Jahren 2008 bis 2010 berichten können.

Aber wie realistisch ist eine nachhaltige, große Zinswende überhaupt? Dabei muss man unterscheiden, was die Notenbanken liefern und was die Investoren am Markt für zehnjährige Bonds beispielsweise sehen wollen.

Die US-Notenbank dürfte für 2017 ihr Szenario aufrufen, dass sie schon 2016 und 2015 verkündet hatte. Janet Yellen verpackt dies gewöhnlich in warme Worte nach dem Motto, man sehe sich alle Daten an, prüfe sorgfältig, wäge ab und berücksichtige Inflation, Arbeitsmarkt und weltweite Risiken. Heraus kam bisher ein Zinsschritt 2015 und einer 2016 – 2017 könnte es genauso laufen. Denn Donald Trump kassierte bisher massive Vorschusslorbeeren auf ein Konjunkturprogramm, das noch nicht da ist und der Dollar profitiert deutlich von einem Wachstum und einer Aussicht, die noch nicht erfüllt ist.

Enttäuscht Trump ein wenig, schwächt sich der Dollar-Index wieder ab, US-Bonds wären attraktiver und das Gespenst stark steigender Zinsen, vor allem in den USA, wäre erst einmal wieder vorbei.

Ein Strohfeuer - oder mehr?

Momentan ruft der Markt für 10-jährige US-Anleihen 2,4 Prozent auf, bei Bundesanleihen sind es 0,4 Prozent. Da Fed, EZB (trotz aller kurzfristigen Kürzung des Kaufprogramms) und Bank of Japan weiter fleißig Geld in den Markt pumpen, dürfte der Zinsanstieg nicht ewig weitergehen. Denn es gibt ein viel größeres Problem.

Die Schulden müssen finanziert werden und weder in den USA noch in Japan oder Europa könnten die Staatshaushalte stark steigende Zinsen verkraften. So liegen die Staatsschulden der USA mit 19,9 Billionen Dollar auf einem Rekordhoch – das sind 107 Prozent der Wirtschaftsleistung.

Unter einem Präsidenten Trump dürften die Verbindlichkeiten massiv anwachsen. Laut dem "Committee for a Responsible Federal Budget", einem überparteilichen Thinktank, würden die ohnehin kräftig steigenden Staatsschulden in den nächsten zehn Jahren um zusätzliche 5,3 Billionen Dollar zulegen. Gleichzeitig standen die privaten Haushalte und die Unternehmen außerhalb des Finanzsektors zuletzt mit insgesamt 47,0 Billionen Dollar in der Kreide. In der Euro-Zone ist die Schuldensituation kaum besser. So lagen die Schulden Italiens mit 2,25 Billionen Euro ebenfalls auf einem Rekord – das sind 135,5 Prozent der Wirtschaftsleistung.

Alles hängt mit allem zusammen

Am ehesten würde dies noch Deutschland wegstecken, doch wenn Italien oder Frankreich beim Wirtschaftswachstum wegkippen, ist es auch in Deutschland mit Exportwachstum und Vollbeschäftigung vorbei.

Die Welt ist zu einer Zinswelt geworden und sie ist abhängig wie nie von den Notenbanken. Sie werden und können es daher schlicht nicht zulassen, dass die Zinswende zu stark ausfällt. Bisher war es eine Zwischenerholung und ein Klettern aus dem Zinskeller. Die Notiz wird im Erdgeschoss hängen bleiben und dies ist eine gute Nachricht für alle Immobilienkäufer. Ablesen lässt sich die Stimmung übrigens an Aktien wie Deutsche Wohnen oder Vonovia. Sie sind ein Seismograph für die Erwartungen an den Markt.

Quelle: ntv.de

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