Wirtschaft

Brexit-Déjà-Vu bei der US-Wahl Donald Trump - Horror für Aktionäre?

Hektik im Handelsraum von BGC Partner, kurz nach der Wahl.

Hektik im Handelsraum von BGC Partner, kurz nach der Wahl.

(Foto: REUTERS)

Bei James Bond lebt man zweimal und auch am Finanzmarkt gibt es jetzt zweimal eine böse Überraschung. Die Wahl Trumps ist der "Brexit Reloaded", die Buchmacher haben sich wieder blamiert, die Anleger sind geschockt. Und nun?

Ist ein US-Präsident Donald Trump wirklich so schlimm, dass Anleger in Franken und Gold fliehen müssen? Oder geht doch bald die Rally am Aktienmarkt los? Fest steht bisher nur: Die Überraschung ist wieder mal perfekt. Sämtliche Experten hatten vorhergesagt, dass bei der US-Wahl etwas Ähnliches wie beim Brexit-Referendum nicht passieren könne. Es ist dennoch passiert. Dafür können die Anleger die Entwicklungen nach dem Referendum nun als Paradebeispiel nutzen, um in dem aktuellen Umfeld zu investieren.

Und wie es aussieht, scheint es an der Börse nur einen Sturm im Wasserglas zu geben: Der S&P500 und der Dax holten schnell einen Großteil der zwischenzeitlich heftigen Verluste wieder auf. So ähnlich war es auch nach dem Brexit-Referendum vom 23. Juni gelaufen. Damals reagierte der Markt am nächsten Handelstag zu Beginn chaotisch mit einem Einbruch von mehr als zehn Prozent. Bereits im Tagesverlauf wurde die Hälfte dieser Verluste wieder aufgeholt, drei Wochen später waren sie komplett kompensiert. Dies könnte die Blaupause sein.

Zinsen entscheiden die Party

Von großer Bedeutung wird es sein, ob Fed-Chefin Janet Yellen bei der Sitzung am 14. Dezember die Zinsen erhöhen wird. Nach Trumps Sieg ist die Wahrscheinlichkeit hierfür von 80 Prozent auf nur mehr 50 Prozent kollabiert. Das stützt den S&P500 enorm, denn steigende Zinsen waren zuletzt der wichtigste Gegenwind für den Aktienmarkt. In den nächsten Wochen werden sich die Investoren zudem auf jene Maßnahmen konzentrieren, mit denen Trump die schwache Wirtschaft ankurbeln will. Immerhin ist die neue Regierung sehr handlungsfähig.

Die republikanische Partei des neuen Präsidenten hat die Mehrheit im Kongress verteidigt. Das Repräsentantenhaus bleibt ebenfalls in der Hand der Republikaner. Damit dürfte Trump der handlungsfähigste Präsident des letzten halben Jahrhunderts sein. Seit 1968 hat insgesamt nur in zwölf Jahren die Partei des amtierenden Präsidenten in beiden Kammern des Kongresses die Mehrheit gehabt. Also nur in 12 der letzten 48 Jahre konnten vom Präsidenten der größten Volkswirtschaft der Welt durchgreifende Gesetzesänderungen durchgeführt werden.

Kommt ein großes Konjunkturprogramm?

Trump hat bereits angekündigt, dass er ein großes Infrastrukturprogramm auflegen will, um die seiner Meinung nach marode Infrastruktur auf Vordermann zu bringen. Sollte Trump das tun, würde nicht nur die US-Wirtschaft und der dortige Aktienmarkt, sondern indirekt auch die stark Exportabhängigen Unternehmen aus dem Dax profitieren.

Zwar könnten kurzfristig die Aktien der Autobauer, wie Daimler und BMW, unter Druck sein, weil Investoren befürchten, dass Trump auf Protektionismus, als den Schutz der US-Unternehmen vor ausländischer Konkurrenz setzen könnte. Wenn sich allerdings die Anzeichen für ein Konjunkturprogramm verdichten, könnten die Aktien der Autohersteller, aber auch anderer Zykliker, wie BASF, Continental oder Infineon deutlich nach oben drehen.

In den nächsten Wochen werden die Augen der Investoren vor allem auf die US-Notenbank gerichtet sein. Sollte sich der S&P500 weiter erholen, würde das Yellen grünes Licht für eine Zinserhöhung im Dezember geben. Allerdings sollte Yellen dann signalisieren, dass die nächste Erhöhung sehr lange auf sich warten lassen wird. In dem Umfeld könnte sich der US-Aktienmarkt schnell mit dem neuen Präsidenten arrangieren und allmählich nach oben drehen. In diesem Fahrwasser dürfte es auch beim Dax aufwärts gehen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen